Logo von Philip Morris
APA/AFP/Fabrice Coffrini
„Atemberaubende Heuchelei“

Kritik an Philip Morris’ Anti-Rauch-Werbung

Heftige Kritik erntet Philip Morris, einer der weltweit größten Tabakkonzerne, für seine Anti-Rauch-Werbung in Großbritannien. Das sei eine „atemberaubende Heuchelei“, empörte sich laut BBC-Bericht von Montag Cancer Research, eine britische Organisation zum Kampf gegen Krebs.

Der Tabakkonzern wirbt in Großbritannien dafür, mit dem Rauchen aufzuhören. Für den Marlboro-Produzenten ist das eigenen Angaben zufolge „ein wichtiger nächster Schritt“ für die Umsetzung des Ziels, „letztlich keine Zigaretten mehr zu verkaufen“.

Cancer Research wirft Philip Morris dagegen vor, der Konzern versuche nur, seine Alternativen zu Zigaretten, also seine speziellen E-Zigaretten, zu vermarkten. Außerdem werbe der Konzern außerhalb Großbritanniens weiter für Zigaretten.

„Trick, um Werbeverbot zu umgehen“

„Am meisten könnte Philip Morris den Menschen helfen, mit dem Rauchen aufzuhören, wenn es keine Zigaretten mehr produziert“, so George Butterworth von Cancer Research. Er betonte, dass Rauchen auf Platz eins jener Krebsauslöser, die verhinderbar sind, liege. Dazu zählen auch E-Zigaretten. Auch die Gesundheitsorganisation Action on Smoking and Health (ASH) kritisierte die Kampagne, die „Hold My Light“ heißt und zu Wochenbeginn mit einer vierseitigen Anzeige im Boulevardblatt „Daily Mirror“ gestartet wurde.

ASH-Geschäftsführerin Deborah Arnott sagte, das sei ein Trick, um das britische Werbeverbot für Rauchen zu umgehen. Großbritannien hat strenge Regeln: Die meisten Formen von Tabakwerbung sind dort verboten, Zigaretten und Tabak müssen in einfachen, grünen Packerln verkauft werden. Philip Morris mache in der Kampagne Werbung mit seinem Namen, der untrennbar mit Marlboro verknüpft sei, so Arnott.

Vier Möglichkeiten und eine Tendenz

Neben der Printwerbung gibt es auch ein Kampagnenvideo, das eine junge Frau in einer Auseinandersetzung mit Freunden über die Aufgabe ihres Feuerzeugs in einem – wie die BBC schreibt – in „Mission: Impossible“-Manier gestylten Raum zeigt. Die Kampagne zeigt insgesamt vier Möglichkeiten zur Zigarettenentwöhnung auf: ohne Hilfe aufhören, Nikotinpflaster, klassische E-Zigarette und die neueste Philip-Morris-Variante der Erhitzung von Tabak.

Der hochrangige britische Philip-Morris-Manager Peter Nixon versteht die Kritik daran nicht. Bei der Werbekampagne gehe es darum, Raucher und Raucherinnen „dabei zu unterstützen, Alternativen zu finden“, wie er der BBC gegenüber sagte. Auf die Frage, ob es nicht einfacher und zielführender wäre, die Produktion von Zigaretten und anderen Tabakwaren einzustellen, antwortete Nixon, dass die Raucherinnen und Raucher dann einfach zur Konkurrenz abwandern würden.

Konzern versteht Kritik nicht

Wie andere Tabakkonzerne auch sucht Philip Morris nach Ersatzprodukten und hat mehrere Alternativen zu Tabakzigaretten im Angebot. Dem Konzern gehören in Großbritannien mehrere E-Zigaretten-Marken. Zigaretten würden allerdings noch 87 Prozent des Geschäfts ausmachen, so Nixon zur BBC. Man wolle so schnell wie möglich „rauchfrei“ werden und Alternativen zur Zigarette verkaufen, so Nixon weiter. Doch das brauche Zeit.

Insgesamt habe Philip Morris bereits rund vier Milliarden Pfund (4,5 Mrd. Euro) in die Entwicklung von Zigarettenalternativen investiert, sagte Nixon. Die Zeit für die Tabakkonzerne drängt, denn die Regierung präsentierte im Juli vor einem Jahr ihren Plan zur Tabakkontrolle: Bis 2022 soll die Anzahl der Raucherinnen und Raucher in Großbritannien von nun 15,5 auf zwölf Prozent gefallen sein.

Mehr Gewinn als erwartet

Dank einer starken Nachfrage nach der Tabakalternative E-Zigarette hat Philip Morris im dritten Quartal mehr Gewinn und Umsatz erzielt als erwartet. Je Aktie verdiente die US-Firma 1,44 Dollar nach 1,27 Dollar im Vorjahreszeitraum, wie am Donnerstag bekanntgegeben wurde. Analysten hatten mit einem Gewinn je Aktie von 1,28 Dollar gerechnet. Die Erlöse stiegen um 0,4 Prozent auf 7,5 Milliarden Dollar (6,5 Mrd. Euro).