Ermittler der türkischen Polizei in Istanbul
APA/AFP/Ozan Kose
Causa Khashoggi

Funde in saudischem Diplomaten-Pkw

Türkische Ermittler haben einem Medienbericht zufolge bei der Durchsuchung eines saudi-arabischen Diplomatenfahrzeugs in Istanbul Beweisstücke gefunden. Bei ihnen soll es sich um persönliche Gegenstände des getöteten Journalisten Jamal Khashoggi (Dschamal Chaschukdschi) handeln. Unter den Gegenständen soll sich auch Khashoggis Computer befinden.

In einem Fahrzeug des saudi-arabischen Konsulats seien zwei Koffer entdeckt worden. In diesen seien neben einem Computer auch Dokumente und Kleidung des Journalisten verstaut gewesen, berichtete der Sender CNN Türk am Dienstag.

Die Durchsuchungen sollen auf einem Parkplatz im Stadtteil Sultangazi stattgefunden haben. Die türkischen Ermittler seien dabei von saudi-arabischen Experten begleitet worden, wie ein Reuters-Reporter berichtet. Die Durchsuchung wurde CNN Türk zufolge am Nachmittag unterbrochen und sollte morgen fortgesetzt werden.

Durchsuchungen in Villa

Zudem sollen türkische Sicherheitskräfte am Dienstag eine Villa in der Nähe von Istanbul durchsucht haben. 40 Polizisten seien zwei Stunden lang in dem dreistöckigen Haus in der Yalova-Provinz gewesen, berichtete die Zeitung „Hürriyet“. Dem Bericht zufolge soll das Gebäude einem Mitglied des 15-köpfigen Spezialkommandos gehören, das Khashoggi getötet haben soll.

Diplomatenfahrzeug in Parkgarage
APA/AFP
Ein Auto des saudischen Konsulats befand sich schon in den vergangenen Tagen im Fokus der Ermittler

Lokalen Medien zufolge sei ein Kleinbus mit Mitgliedern des angeblichen Mordkommandos am Tag von Khashoggis Verschwinden in der Gegend gesichtet worden, berichtete „Hürriyet“. Der Bezirk ist wegen seiner schönen Natur und bekannten Wellnesszentren beliebt unter arabischen Touristen.

Berichte über einen vermeintlichen Fund von Leichenteilen wiesen türkische Ermittler unterdessen zurück. Meldungen über einen Fund von Leichenteilen im Garten des Konsulats in Istanbul seien unwahr, berichtete die Zeitung „Sabah“ am Dienstag unter Berufung auf die Istanbuler Polizei. Zuvor waren mehrere Medienberichte über einen Leichenfund kursiert.

Erdogan: Spuren in Yalova

Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hatte in einer Rede zu der Ermordung zuvor ebenfalls von Spuren in Yalova sowie im Belgrad-Wald gesprochen. Die Türkei habe für den Mord an Khashoggi „starke Beweise in der Hand“, sagte er während einer Fraktionssitzung seiner islamisch-konservativen Regierungspartei AKP am Dienstag in Ankara.

Jörg Winter über Erdogans Rede

Präsident Erdogan fordert die Auslieferung der Mörder des Journalisten Jamal Khashoggi. Politische Verantwortung hat er nicht ausgewiesen. ORF-Korrespondent Jörg Winter erklärt die Gründe dafür.

Bereits zuvor hatte Erdogan in einer Rede Details zu der Ermordung Khashoggi präsentiert. Dabei warf er Saudi-Arabien vor, Khashoggi „grausam“ getötet zu haben. Der „brutale Mord“ sei Tage im Voraus „geplant“ worden, so Erdogan vor der Fraktion seiner Partei AKP. Die Erklärung Saudi-Arabiens, einige Mitglieder des Geheimdienstes seien für die Tat verantwortlich, reiche nicht aus. Er zweifle aber nicht an der Aufrichtigkeit von König Salman. Kronprinz Mohammed bin Salman, der verdächtigt wird, den Mord in Auftrag gegeben zu haben, erwähnte Erdogan nicht.

Niemand dürfe davon ausgehen, dass die Ermittlungen in dem Fall abgeschlossen werden könnten, ohne dass alle Fragen beantwortet worden seien. Von Saudi-Arabien verlangte er daher Aufklärung, „wer den Befehl für das Verbrechen“ gegeben habe und wo sich die Leiche Khashoggis befinde. Erdogan forderte zudem die saudi-arabischen Behörden auf, die Verdächtigen in Istanbul vor Gericht zu stellen. Die 18 festgenommenen Saudis müssten dort angeklagt werden, sagte er.

US-Präsident Donald Trump reagierte zurückhaltend auf die heftigen Vorwürfe des türkischen Präsidenten gegenüber Riad. Erdogan sei „ziemlich hart“ in seinen Äußerungen gewesen, sagte Trump am Dienstag. Unterdessen verschärfte allerdings auch die US-Regierung ihre Tonart gegenüber dem engen Verbündeten in Riad. Vizepräsident Mike Pence nannte die Tötung Khashoggis „barbarisch“.

EU fordert „glaubwürdige Untersuchung“

Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini forderte ebenfalls eine „glaubwürdige Untersuchung“ des Verbrechens. „Wir müssen die Wahrheit ans Licht bringen“, sagte Mogherini. Es gehe nicht darum, Sündenböcke zu finden. Vielmehr gehe es um die Verantwortung für die Tat und um Gerechtigkeit. Notwendig sei nun eine „koordinierte Aktion“ der EU mit ihren Partnern. Dabei müssten die saudi-arabischen Behörden kooperieren.

Am Dienstag versicherte die saudi-arabische Regierung, alle Verantwortlichen würden zur Rechenschaft gezogen. Das Königreich habe Maßnahmen ergriffen, um „die Wahrheit aufzudecken“, hieß es in einer Erklärung, die von der staatlichen Nachrichtenagentur SPA verbreitet wurde.