Ist der Film jetzt ein neues Remake, eine Fortsetzung der alten Filmreihe (Teil 1 bis 6) oder eine Fortsetzung des ersten Remakes? Es ist verwirrend. Aber mit solchen Fragen sollte man sich nicht allzu sehr belasten. Wer sich vorbereiten will, dem sei ein Wiederanschauen des ersten Teils empfohlen, „Halloween – Die Nacht des Grauens“ aus dem Jahr 1978. Hier erfährt man alles, was man für den neuen Film wissen muss.
Im Zentrum des neuen Films steht nämlich heute wie damals die von Curtis gespielte Laurie Strode. Wer sich den alten Horrorschinken sparen will, hier eine Kürzestzusammenfassung: Als Sechsjähriger hat Michael Myers seine Schwester geslasht. Danach kommt er in die Psychiatrie, wo er auch bleiben soll, weil seine Ärzte ihn für unheilbar pathologisch gefährlich halten – eine Mördermaschine ohne Stopptaste (was streng genommen nicht ganz politisch korrekt ist gegenüber Menschen mit psychischen oder geistigen Defiziten).
Ein Filmtrauma, das bleibt
Myers entkommt als junger Mann und kehrt zu Halloween in seine Heimatstadt zurück, wo er recht wahllos vor sich hin mordet. Besonders auf den Freundeskreis von Laurie hat er es abgesehen. Sie entkommt am Ende mit mit Müh und Not. Aber, und jetzt folgt der Switch zum aktuellen Film, sie ist schwerst traumatisiert. Das Experiment darf als geglückt gelten, Laurie auch diesmal wieder, 40 Jahre später, von Curtis spielen zu lassen.
Curtis ist ihr Leben ins Gesicht geschrieben, und das hat es nicht immer nur gut mit ihr gemeint. Das hat sie mit Laurie gemeinsam. Laurie hat ihr Erwachsenenleben damit zugebracht, sich auf eine Rückkehr von Myers, dem schwarzen Mann, in den USA „Boogeyman“ (Butzemann) genannt, vorzubereiten. Ihr Haus ist eine Festung – und die Tochter wurde ihr schließlich weggenommen, weil sie vom Selbstverteidigungsdrill der Mutter sonst auch noch verrückt geworden wäre.
Der pure Horror
Jetzt ist die Tochter erwachsen und hat selbst eine Tochter, die wieder den Kontakt zur Oma sucht, also zu Laurie. Es kommt, wie es kommen muss: Myers entflieht einmal mehr der Psychiatrie und terrorisiert, selbstverständlich wieder zu Halloween, die drei Generationen an Frauen und killt dabei im Vorbeigehen ein paar Dutzend Menschen, so grausam übrigens, dass es selbst hartgesottene Horrorfans schockieren würde. Humane Hirnmasse ist ekelhaft.
Carpenter schuf mit seinem 1978er-Film einen echten Horrorklassiker, der in die Geschichte einging. Der neue Teil schließt da in mehrerlei Hinsicht an: Er ist genauso wenig prätentiös, genauso wenig psychologisch, kommt mit genauso wenigen Effekten aus und lebt vom punktgenauen Minimalismus: die simple Musik, das simple Morden ohne jedes Motiv, die schiere Verzweiflung als einziges dramaturgisches Gestaltungselement. Horror pur eben, nicht mehr, aber auch nicht weniger.