Eindrücke vom Flughafen in Istanbul
AP/Emrah Gurel
Prestigeprojekt

Riesiger Flughafen in Istanbul vor Eröffnung

Am Montag wird der neue Flughafen im Norden Istanbuls eröffnet. Mit einer Größe von 76,5 Millionen Quadratmetern und offiziellen Kosten von mehr als zehn Milliarden Euro handelt sich um ein Prestigeprojekt der Superlative. Zunächst sollen dort 90 Millionen Passagiere pro Jahr abgefertigt werden, nach Fertigstellung der letzten Baustufe 2028 soll diese Zahl auf 200 Millionen steigen. Damit wäre der Flughafen der größte der Welt.

Der Airport, der den wesentlich kleineren und aus allen Nähten platzenden Atatürk-Flughafen ersetzen wird, soll Istanbul zu einem Luftdrehkreuz zwischen Europa, Afrika und Asien machen. Mit zwei Terminals und sechs Startbahnen soll der Flughafen zum größten Transitairport werden. Der Name des Flughafens ist noch unbekannt, derzeit firmiert er nur unter „Istanbul New Airport“. Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan soll den Namen verkünden, wenn er den Flughafen am Montag – dem türkischen Nationalfeiertag – eröffnet.

Erdogan hatte den Flughafen in der Vergangenheit mehrfach als sein Lieblingsprojekt bezeichnet. Bei der Grundsteinlegung nannte er den Bau ein „Monument des Sieges“, das den wirtschaftlichen Aufstieg der Türkei versinnbildliche. Tatsächlich fügt sich das Flughafengroßprojekt in die Reihe anderer großer und umstrittener Infrastrukturprojekte wie der dritten Bosporus-Brücke. Ob der mehr als ambitionierte Plan für den Flughafen aufgeht, ist allerdings offen.

Eindrücke vom Flughafen in Istanbul
APA/AFP/Flughafen Istanbul
Der Bau des Flughafens dauerte rund vier Jahre. Von einer Fertigstellung kann bis jetzt aber keine Rede sein. Laut Medienberichten wurde bis zum letzten Moment gearbeitet. Noch vor einem Monat sollen laut „Spiegel“ wichtige Straßen und Einrichtungen gefehlt haben. Eine U-Bahn-Anbindung wird es erst im Jahr 2020 geben.
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APA/AFP/Flughafen Istanbul
Wohl auch deswegen wurde die vollständige Inbetriebnahme um zwei Monate auf Ende Dezember verschoben. Ab Montag werden lediglich symbolisch fünf Ziele angeflogen, drei davon im Inland. Am 29. Dezember beginnt die halbstaatliche Fluggesellschaft Turkish Airlines den Umzug vom Atatürk-Airport zum neuen Flughafen. Dieser soll nur 45 Stunden dauern.
Eindrücke vom Flughafen in Istanbul
APA/AFP/Ozan Kose
Der Bau selbst kostete auch Menschenleben. Offiziell starben bisher 30 Arbeiter während der Bauzeit durch Unfälle, eine Gewerkschaft spricht von bis zu 400. Vor Kurzem streikten die Arbeiter wegen der schlechten Arbeits- und Unterkunftsbedingungen. Die Polizei beendete den Aufstand gewaltsam, es gab Festnahmen.
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Reuters/Murad Sezer
Kritik gab es auch an dem Standort, weil die Region an der Schwarzmeer-Küste oft neblig und windig ist. Zudem protestierten Umweltschützer gegen den Bau, weil 650.000 Bäume gefällt wurden. Die Regierung sagte, dass sich der Flughafen ohnehin auf einer ehemaligen Kohlegrube befinde.
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AP/Emrah Gurel
Das private Betreiberkonsortium wird in den nächsten 25 Jahren jährlich eine Konzessionsgebühr von etwa einer Milliarde Euro zahlen. Danach geht der Flughafen in Staatsbesitz über. Zwölf Jahre lang garantiert die Regierung den Betreibern jährliche Einnahmen von 6,3 Mrd. Euro – andernfalls zahlt sie die Differenz.
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Reuters/Murad Sezer
Die Regierung profitiert allein von der Signalwirkung des Großprojekts. Ob sich das geografisch günstig gelegene Istanbul als neues Drehkreuz etablieren kann, wird unter anderem von der Entwicklung der Luftfahrtbranche abhängen. Derzeit liegt der Flughafen mit dem größten Passagieraufkommen in den USA: In Atlanta wurden im Vorjahr knapp 104 Millionen Reisende abgewickelt. Istanbul will das verdoppeln.