Journalistenmord in Slowakei: Spuren nach Ungarn

Im Fall des Auftragsmords an dem slowakischen Journalisten Jan Kuciak und seiner Verlobten führen Spuren nun offenbar nach Ungarn. Ein Ungar soll die Waffe beschafft haben, mit der die Morde im Februar begangen wurden, berichtete das ungarische Nachrichtenportal Hvg.hu heute unter Berufung auf ein europäisches Polizeidokument.

Deswegen habe die slowakische Polizei die ungarischen Behörden in die Untersuchungen einbezogen, welche bereits Hausdurchsuchungen an verschiedenen Orten durchgeführt hätten, so der Bericht. Waffen seien keine gefunden, dafür jedoch Computer, Mobiltelefone beschlagnahmt worden.

Geständnis brachte Spur auf

Auf die ungarische Spur sei die Polizei durch die Geständnisse der in der Slowakei einsitzenden vier mutmaßlichen Täter gekommen, berichtete das Portal. Demnach soll ein mit den Buchstaben K.L. benannter Ungar die Tatwaffe beschafft haben, wobei auch verschiedene „Telekommunikationsdaten“ diesen Verdacht erhärten würden.

K.L. soll die Tatwaffe für 3.000 Euro persönlich an den Todesschützen verkauft haben. Die slowakische Polizei habe anhand von Telefonaten der beiden Männer Details über den Waffenkauf erfahren, hieß es. Laut Polizei könnte ein weiterer ungarischer Staatsbürger beim Waffendeal geholfen haben. Beide Männer wurden laut dem Medienbericht durch die ungarische Polizei verhört. Nach dem ungarischen Strafrecht stehen sie vorläufig nicht unter Verdacht, sie gelten als Zeugen und befinden sich deshalb auf freiem Fuß.

Staatsanwaltschaft: 70.000 Euro für Mord

Laut der slowakischer Staatsanwaltschaft wurden mindestens 70.000 Euro für die Auftragsmorde an dem Aufdeckerjournalisten und seiner Verlobten bezahlt. Bei den in der Slowakei angeklagten Verdächtigten handelt es sich laut Medienberichten um einen Ex-Polizeiermittler, einen Ex-Soldaten und einen Unternehmer sowie eine Italienisch-Dolmetscherin.

Der Investigativjournalist Kuciak und seine Verlobte waren am 25. Februar dieses Jahres in ihrem Haus in Velka Maca, rund 60 Kilometer östlich der Hauptstadt Bratislava, erschossen aufgefunden worden. Der Journalist widmete sich großen Korruptionsfällen. Er recherchierte über angebliche Verbindungen der italienischen Mafia zu Regierungskreisen, thematisierte aber auch die Tätigkeit der albanischen Drogenmafia im Land oder einen Fall eines belgischen Drogenbarons, der über ein Hotel in der Hohen Tatra Geldwäsche betrieben haben soll.

Enthüllungen von Kuciak über Verstrickungen von Regierungskreisen und mafianahen Unternehmern führten zu den größten Massenprotesten gegen die Regierung in der Slowakei seit der Wende 1989.