Aufräumarbeiten auf der Festung Hohensalzburg in der Landeshauptstadt Salzburg
Franz Neumayr/www.neumayr.cc
Regen und Sturm

Ausmaß der Schäden wird sichtbar

Das Unwetter, das in der Nacht auf Dienstag über Österreich gezogen ist, hat in Kärnten, Salzburg und Osttirol schwere Schäden verursacht. Betroffen waren auch andere Gebiete in Österreich. Allmählich entspannt sich die Lage und beginnt das Aufräumen.

In Oberkärnten war die Unwetterlage am Dienstagnachmittag noch angespannt. Starkregen und das nachkommende Wasser aus dem Lesachtal sorgen dafür, dass der Pegel der Gail seit Stunden nicht absinkt. Nach einer erneuten Sitzung des Landeskrisenstabs wurde für Rattendorf Zivilschutzwarnung ausgelöst. In der Nacht war ein Damm gebrochen, Häuser und Gärten standen kniehoch unter Wasser. Die Bewohner von rund 15 Häusern mussten sich in der Nacht in Sicherheit bringen – mehr dazu in kaernten.ORF.at.

Die Straßen ins Lesachtal (Bezirk Hermagor) und ins Obere Mölltal (Bezirk Spittal an der Drau) waren wegen Murenabgängen nach wie vor unpassierbar, eine Reihe von Dörfern daher noch von der Außenwelt abgeschnitten. Auch aus dem Bezirk Spittal wurden Vermurungen und Schäden durch Hölzer gemeldet, auch hier waren einige Orte nicht erreichbar. Das Bundesheer wurde zur Unterstützung gerufen – mehr dazu in kaernten.ORF.at.

Keine Entspannung an der Drau

Wie der Bürgermeister von Rangersdorf, Franz Zlöbl, am Abend gegenüber dem ORF-Landesstudio Kärnten sagte, sei noch schwer einschätzbar, ob die Gefahr schon gebannt ist. Dennoch werde man noch in der Nacht mit den Aufräumarbeiten beginnen, so Zlöbl, der allein die Schäden in seiner Gemeinde auf Millionen schätzte – mehr dazu in kaernten.ORF.at

Schwere Unwetterschäden in Kärnten

In Kärnten wurden weite Teile des Gailtals nach heftigen Regenfällen überschwemmt. Auch der Föhnsturm hat beträchtlichen Schaden angerichtet.

Dem befürchteten Hochwasser entkam Lavamünd, doch es war knapp: Die Drau stieg bis an die Ufermauern, das Wasser schwappte aber nicht über. Die Befürchtungen waren groß, dass Lavamünd wieder – wie schon vor sechs Jahren – ein verheerendes Hochwasser heimsucht. Eine offizielle Entwarnung gab es aber vorerst nicht, denn der Wasserpegel der Drau stieg zuletzt wieder – mehr dazu in kaernten.ORF.at.

Fotostrecke mit 11 Bildern

Vermurte Jausenstation in der Galitzenklamm
ORF
Vermurte Jausenstation in der Osttiroler Galitzenklamm
Polizeihubschrauber über der vom Sturm beschädigten Festung Hohensalzburg
FMT-Pictures/Anton Temmel
Polizeihubschrauber über der teilweise abgedeckten Festung Hohensalzburg
Überschwemmung in Rattendorf im Gailtal
ORF/Bernd Radler
Überschwemmung in Rattendorf im Gailtal
Drau-Kraftwerk Rosegg bei Velden
ORF/Michael Steuer
Beim Drau-Kraftwerk Rosegg bei Velden brach eine Stützmauer weg
Unterspülte Straße im Kärntner Lesachtal
ORF/Martin Moser
Unterspülte Straße im Kärntner Lesachtal
Vermurte Bahnstrecke in Osttirol
zeitungsfoto.at
Vermurte Bahnstrecke in Osttirol
LKW vor einer überschwemmten Wiese in Nikolsdorf in Osttirol
APA/EXPA/Johann Groder
Ein Lkw vor einer überschwemmten Wiese in Nikolsdorf in Osttirol
Feuerwehr während eines Sturmeinsatzes in der Salzburger Altstadt
FMT-Pictures/Wolfgang Moser
Feuerwehr während eines Sturmeinsatzes in der Salzburger Altstadt
Aufräumarbeiten an der Semmering-Bahnstrecke
ÖBB/Grundner
Aufräumarbeiten an der Semmering-Bahnstrecke
Abgedecktes Hausdach in Lauterbach
fotokerschi.at/Werner Kerschbaummayr
Abgedecktes Hausdach in Lauterbach in Vorarlberg
Umgestürzter Baum in Braz in Vorarlberg
Bernd Hofmeister
Umgestürzter Baum in Braz in Vorarlberg

Mann bei Reparaturarbeiten schwer verletzt

Auf Hochtouren waren auch die rund 200 Monteure des Kärntner Landesenergieversorgers KELAG im Einsatz. Die Arbeiten wurden von einem Zwischenfall in Kötschach-Mauten, bei dem sich ein KELAG-Mitarbeiter schwer verletzte, überschattet. Der Mann wollte auf einem Dach eine defekte Stromleitung reparieren und stürzte rund sechs Meter in die Tiefe – mehr dazu in kaernten.ORF.at.

Auch Salzburg schwer getroffen

Vom nächtlichen Sturm stark betroffen war auch das Bundesland Salzburg – insbesondere die Gemeinde Muhr (Lungau). Hier musste Katastrophenschutzalarm ausgegeben werden. Seit Dienstagmittag entspannt sich die Lage kontinuierlich, und die Pegelstände gehen zurück. Allerdings ist Muhr noch immer von der Außenwelt abgeschnitten – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

 Sturmschaden am Dach der Festung Hohensalzburg
APA/Land Salzburg/Birgit Meixner
Die Festung Hohensalzburg wurde stark in Mitleidenschaft gezogen

Große Zerstörungen gab es auf der Festung Hohensalzburg. Eine starke Windböe hatte auf dem Wahrzeichen Salzburgs das Dach teilweise abgedeckt. Der finanzielle Schaden beträgt mindestens 100.000 Euro. Die Festung ist trotz der schweren Sturmschäden am Mittwoch wieder für Besucher geöffnet, der Fußweg auf das Salzburger Wahrzeichen, der Burghof und der Zugang zur St.-Georgs-Kirche bleiben aus Sicherheitsgründen aber weiter gesperrt – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Osttirol stundenlang nicht erreichbar

Der Tiroler Bezirk Lienz war am Dienstag vorübergehend nicht erreichbar. Die Aufräumarbeiten liefen aber schon auf Hochtouren, laut Land Tirol entspannte sich die Lage. Die Pegelstände der Bäche und Flüsse würden deutlich sinken, auch der Regen und der Wind ließen nach, hieß es in einer Aussendung des Landes. Tausende Osttiroler Haushalte waren vorübergehend ohne Strom. Die Felbertauernstraße (B108) wurde am Nachmittag wieder einspurig für den Verkehr freigegeben werden – mehr dazu in tirol.ORF.at.

Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) sprach von Schäden in Millionenhöhe, besonders betroffen sind die Straßeninfrastruktur, die Verbauungsmaßnahmen von vielen Bächen und Flüssen sowie auch die Jausenstation Galitzenklamm bei Leisach. Das Land werde die finanziellen Mittel zur Verfügung stellen, um die Schäden zu beseitigen, so Platter, der sich vom Hubschrauber aus ein Bild von den Schäden gemacht hatte.

Bahnverkehr stark beeinträchtigt

Umgestürzte Bäume, abgerissene Stromleitungen und vom Winde verwehte Gegenstände: Auch in Vorarlberg rief das Wetter die Feuerwehren im ganzen Land auf den Plan. Vorübergehend war die Arlberg-Bahnstrecke zwischen Landeck und Bludenz gesperrt – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.

Auch die Brennerbahnstrecke war unterbrochen. Umgestürzte Bäume beschädigten die Oberleitung auf einer Länge von 800 Metern. Die Reparaturarbeiten dürften bis zum Abend dauern, es wurde ein Schienenersatzverkehr mit Bussen eingerichtet – mehr dazu in tirol.ORF.at.

Wegen eines Zugsunfalls in Niederösterreich war die Südbahnstrecke über den Semmering seit Montagabend gesperrt, am Dienstagmittag wurde die Strecke eingleisig wieder geöffnet. Ein Railjet war mit einem umgestürzten Baum kollidiert. 1.000 Haushalte im Alpenvorland bleiben unterdessen ohne Strom – mehr dazu in noe.ORF.at.

Aufräumarbeiten auf Hochtouren

Auch die Steiermark war betroffen: Zahlreiche Feuerwehren waren in den Bezirken Murtal, Liezen, Leoben, Bruck-Mürzzuschlag und Weiz im Einsatz. Der Sturm entwurzelte unzählige Bäume, die dann auf Straßen und Stromleitungen stürzten. Laut Energie Steiermark waren Dienstagfrüh etwa 6.000 Haushalte ohne Strom – an den Schäden wird seit der Nacht auf Hochtouren gearbeitet – mehr dazu in steiermark.ORF.at.

In Oberösterreich richtete der Sturm vor allem in den südlichen Bezirken viel Schaden an. 198 Feuerwehren mussten ausrücken. In der Früh waren noch einige Straßen wegen umgestürzter Bäume gesperrt. Die stärksten Windböen wurden zwischen 21.00 Uhr und etwa 2.00 Uhr verzeichnet. Der Sturm erreichte in den Bergen Spitzenwerte von bis zu 180 km/h, auch im Flachland noch 100 km/h – mehr dazu in ooe.ORF.at.

Regierung kündigt schnelle Hilfe an

Die Regierung kündigte unterdessen „schnelle und unbürokratische“ Hilfe an. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) will sich noch am Dienstag selbst ein Bild von der Lage in den betroffenen Gebieten machen. Kurz begibt sich in das vom Hochwasser betroffene Kärnten und trifft dort den Landesfeuerwehrkommandanten, die Landespolizeidirektorin, Helfer und Betroffene. Am Mittwoch folgt ein Termin mit Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) und dem Krisenstab des Landes Kärnten. Wegen der schweren Schäden in Osttirol will Kurz auch mit Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) telefonieren.