Arbeiter bei der Glasdachreinigung
APA/dpa/Sebastian Kahnert
365.553 ohne Job

Positiver Trend bei Langzeitarbeitslosen

Die Arbeitslosigkeit ist im Oktober dank der guten Wirtschaftslage erneut gesunken. Insgesamt waren im Vormonat 365.553 Personen auf Jobsuche, davon befanden sich 69.317 in Schulung. Im Jahresvergleich bedeutet das einen Rückgang von sieben Prozent. Auffällig ist der positive Trend bei Personen, die bereits seit Langem arbeitslos sind.

Etwa ein Drittel der Arbeitslosen hat länger als ein Jahr keine Arbeit. Sie werden vom Arbeitsmarktservice (AMS) eingeteilt in Langzeitarbeitslose und Langzeitbeschäftigungslose. Als langzeitarbeitslos waren im Oktober 47.396 Personen gemeldet. Das Kriterium dafür: 365 Tage durchgehend ohne Job, kurze Unterbrechungen bis 28 Tage werden dabei nicht berücksichtigt. Bei ihnen gab es einen besonders starken Rückgang von 16,3 Prozent.

Den weitaus größeren Teil machen die Langzeitbeschäftigungslosen aus: Im Oktober wurden 100.237 Menschen unter diesem Status geführt. Bei ihnen werden verschiedene AMS-Vormerkepisoden wie etwa Arbeitslosigkeit, Schulungen und Lehrstellensuche zu einem „Geschäftsfall“ zusammengefasst, der erst bei einer Unterbrechung von mehr als 62 Tagen beendet wird. Dauert dieser länger als ein Jahr, ist die Person beschäftigungslos. Bei den Langzeitbeschäftigungslosen war der Rückgang mit 11,4 Prozent nicht ganz so hoch, aber immer noch überdurchschnittlich.

Frauen profitieren weniger

Besonders profitieren konnten auch Jugendliche mit einem Minus von 9,7 Prozent sowie Männer mit 8,5 Prozent. Die Arbeitslosigkeit bei Frauen ging hingegen nur um 3,5 Prozent zurück. AMS-Vorstand Herbert Buchinger begründet das mit den Branchenunterschieden. Die gute Konjunktur sei hauptsächlich in der Produktion zu spüren, und hier würden eben deutlich mehr Männer arbeiten. Das gilt auch für den Bau, der mit 11,6 Prozent den größten Branchenrückgang verzeichnen kann. Auch im Gesundheits- und Sozialwesen und dem Handel gab es überdurchschnittliche Rückgänge.

Grafik zur Arbeitslosigkeit im Oktober
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/AMS

Am wenigsten profitieren konnten ältere Arbeitslose (minus 2,8 Prozent), Personen mit gesundheitlichen Vermittlungseinschränkungen (minus 2,3 Prozent) sowie Ausländerinnen und Ausländer (minus 0,8 Prozent). Auf Branchen aufgeschlüsselt, war im Tourismus und bei den Zeitarbeitsfirmen das Minus mit rund sechs Prozent „unterdurchschnittlich“, so das Sozialministerium am Freitag. Insgesamt ist die Zahl der Beschäftigten im Oktober weiter angewachsen: Geschätzte 3.766.000 Personen hatten ein unselbstständiges Beschäftigungsverhältnis.

Lehre: Unterschiedliche Lage in Ländern

Ungleichgewicht gibt es weiterhin bei der Lehre. Die Lehrstellenlücke lag im Vormonat bei 274 Lehrstellen, das ist ein Rückgang von 1.091 Stellen. Ohne die Teilnehmer der überbetrieblichen Lehrausbildung standen den 6.873 sofort verfügbaren Lehrstellensuchenden nur 6.599 gemeldete, sofort verfügbare Lehrstellen gegenüber.

In Oberösterreich und Tirol stehen jedem sofort verfügbaren Lehrstellensuchenden rund drei sofort verfügbare Lehrstellen gegenüber. In Wien hingegen stehen einer offenen Lehrstelle sieben Lehrstellensuchende gegenüber. Das führt AMS-Vorstand Buchinger auf zwei Faktoren zurück: Während in den Bundesländern die Zahl der Jugendlichen rückläufig sei, steige sie in Wien. Dazu komme, dass der produzierende Sektor als wichtigster Lehrlingsausbilder seit geraumer Zeit aus Wien ins Umland abwandert.

Dass es trotz stark rückläufiger Arbeitslosigkeit bei Ausländern und Ausländerinnen eine Stagnation gibt, erklärt Buchinger damit, dass nun die Asylverfahren nach dem großen Andrang der vergangenen Jahre abgeschlossen seien und damit eben mehr Ausländer auf den Arbeitsmarkt kämen.

Politik positiv gestimmt

„Anhand des Rückgangs der Arbeitslosenquote sieht man, dass wir uns auf einem guten Weg befinden“, sagte Sozialministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) zu den Zahlen. „Wir müssen die besten Fachkräfte für unsere Firmen ausbilden und stärker als bisher ansprechen. Zudem werden wir die Lehre attraktiver gestalten und das Potenzial unserer Jungen besser nutzen“, so Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP).

„Die schwarz-blaue Regierung profitiert immer noch davon, dass die Vorgängerregierung sehr viel richtig gemacht hat“, kommentierte SPÖ-Sozialsprecher Josef Muchitsch. Er warnte vor einer weiteren Verkürzung der Mittel und forderte eine Wiedereinführung der „Aktion 20.000“. NEOS-Sozialsprecher Gerald Loacker meinte heute, die gute Arbeitsmarktlage biete „eine günstige Gelegenheit, hier die Zumutbarkeitsbestimmungen in der Arbeitslosenversicherung strenger zu fassen“.

Der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB) forderte unterdessen ausreichende Mittel für aktive Arbeitsmarktpolitik, wobei der Schwerpunkt auf der Qualifizierung liegen müsse. Besonders die Diskriminierung von Frauen in der Arbeitswelt müsse bekämpft werden. Die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) freute sich über die Zahlen, ortete aber nach wie vor ungelöste strukturelle Probleme auf dem Arbeitsmarkt.