US-Präsident Donald Trump und der französische Präsident Emmanuel Macron kurz vor dem Handshake im Elysee Palast in Paris
Reuters/Christophe Petit Tesson
Trump bei Macron

Verständigung mit Hindernissen

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat am Samstag bei seinem Gegenüber aus Übersee, US-Präsident Donald Trump, einmal mehr bleibende Eindrücke hinterlassen. Die politischen Gespräche offenbarten Spannungen, sowohl Trump als auch Macron waren schließlich jedoch um versöhnliche Töne bemüht. Zwischenmenschlich zeigte sich aber erneut ein Kampf der beiden um die Oberhand.

Trump hatte seinen Besuch am Samstag mit einem angriffigen Tweet eingeleitet, in dem er Macrons Idee einer europäischen Armee scharf kritisierte. Der Vorschlag sei „sehr beleidigend“, so Trump. „Frankreichs Präsident Macron hat gerade vorgeschlagen, dass Europa sein eigenes Militär aufbaut, um sich vor den USA, China und Russland zu schützen“, so Trump kurz nach seiner Landung in Paris. Macron hatte zuvor in einem Radiointerview gesagt, ohne eine „wahre europäische Armee“ könnte sich Europa nicht verteidigen. Dabei verwies er auf Bedrohungen aus China und Russland, aber auch aus den USA.

Der Elysee-Palast räumte am Samstag ein, dass Macrons Äußerungen Verwirrung ausgelöst haben könnten. Er habe aber nie gesagt, dass eine europäische Armee gegen die USA nötig sei. Macron hatte in dem Interview unter anderem auch auf Cyberbedrohungen verwiesen.

Streit über NATO-Gelder

Bei dem Treffen mit Trump sagte Macron dann zu, sich für höhere Verteidigungsausgaben der europäischen NATO-Länder einzusetzen. Er werde mit Trump über seinen Vorschlag einer europäischen Armee und über ein Europa sprechen, „das einen größeren Teil der gemeinsamen Lasten in der NATO tragen kann“, sagte Macron. Auch Trump gab sich versöhnlich: „Wir wollen ein starkes Europa“, fügte Trump hinzu. Macron und er seien „sehr gute Freunde“.

Trump und Macron: Eine Beziehung mit Schwankungen

Beobachter konzentrierten sich beim Besuch des US-Präsidenten verstärkt auf die Körpersprache. Macron ließ die Hände sprechen.

Beim Besuch Trumps im Elysee konzentrierten sich viele Beobachterinnen und Beobachter auch stark auf das persönliche Verhältnis zwischen den beiden Präsidenten. Am Samstag war einmal mehr zu begutachten, was die internationale Presse den „Handshake Battle“ taufte – ein handfester Kampf um die Oberhand beim obligatorischen Händeschütteln. Dieses Mal war es Macron, der Trumps Hand, eisern umklammert hielt. Das Ritual setzt sich fort, seit die beiden das erste Mal in offizieller Form aufeinandertrafen.

Daumenabdruck blieb zurück

Beim G-7-Gipfel in Kanada im vergangenen Juni drückte Macron Trumps Hand so fest, dass danach ein weißer Daumenabdruck zurückblieb. Und schon beim ersten Treffen der beiden Präsidenten im Mai 2017 in Brüssel war das spektakuläre Händeschütteln Thema. Die „Washington Post“ schrieb damals: „Die beiden Männer schüttelten sechs lange Sekunden Hände. Ihre Knöchel wurden weiß, ihre Kiefer verkrampften sich und ihre Gesichter wurden angespannt. Trump griff zuerst zu, versuchte dann aber zweimal, loszulassen.“

Nahaufnahme der Fingerabrücke auf den Händen von US-Präsident Donald Trump nach einem Handshake mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron
APA/AFP/Ludovic Marin
Beim G-7-Treffen im Juni blieben weiße Abdrücke auf Trumps Hand zurück

Als Macron Trump im Juli 2017 in Paris empfing, schüttelten die Männer fast 30 Sekunden lang die Hände. Der US-Sender CNN untersuchte den Handshake in einer Sekundenanalyse und sah mal Macron, mal Trump im Vorteil. Macron hielt Trumps Hand sogar noch fest, als dieser Brigitte Macron mit Küsschen begrüßte und ihr die Hand gab – notgedrungen die linke.

Verhältnis abgekühlt

Trump hat auch mit anderen Staatschefs eine Geschichte, was das Händeschütteln anbelangt. Oftmals versucht der US-Präsident seine Handshake-Partner ruckartig an sich zu reißen. Immer wieder passieren unfreiwillig komische Szenen beim Handschlag mit Kollegen und auch Freunden. Im Februar 2017 gingen etwa Bilder von einem Treffen Trumps mit dem japanischen Regierungschef Shinzo Abe um die Welt. Dabei schüttelte und tätschelte Trump seinem Gast knapp 20 Sekunden lang die Hand – Abe verdrehte anschließend deutlich die Augen.

Der japanische Premierminister Shinzo Abe und US-Präsident Donald Trump kurz nach einem Handshake im Weißen Haus in Washington
AP/The Yomiuri Shimbun/Kentaro Aoyama
Shinzo Abe, erleichtert nach dem Händedruck

Der „Handshake-Battle“ mit Macron wird auch als Anzeichen für das sich abkühlende Verhältnis gewertet: Uneinigkeit herrscht in unzähligen Punkten, von der Klimakatastrophe über den Welthandel bis hin zum Umgang mit den Krisenherden im Nahen Osten. Zuletzt gab es noch die Misstöne rund um eine europäische Armee.

Trumps Kurzvisite in Europa sollte eigentlich dazu dienen, die transatlantische Verbindung zu stärken. Anlass sind die Gedenkfeiern zum Ende des Ersten Weltkriegs vor hundert Jahren. Macron lud dazu rund 70 Staats- und Regierungschefs ein, neben Trump auch den russischen Präsidenten Wladimir Putin.