Feierlichkeiten zum 100. Jahrestag des Waffenstillstands

Einhundert Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkriegs gedenken heute Staats- und Regierungsspitzen aus rund 70 Ländern in Paris der Opfer. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte dazu eingeladen, Gäste sind unter anderem die deutsche Kanzlerin Angela Merkel, US-Präsident Donald Trump, Russlands Präsident Wladimir Putin und den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Österreich ist durch Bundespräsident Alexander Van der Bellen vertreten. Als Zeichen der Versöhnung sollen alle Spitzenpolitiker und -politikerinnen jeweils symbolisch eine Hand auf die Schulter ihres Nachbarn legen.

Studenten als Soldaten des Ersten Weltkriegs verkleidet
APA/AFP/Ludovic Marin

Am Triumphbogen findet am Vormittag eine feierliche Zeremonie statt. Um diese Uhrzeit läuteten 1918 in ganz Frankreich die Glocken, um den Waffenstillstand zu verkünden. Macron will den 11. November, den Frankreich alljährlich als Tag des Sieges im „Großen Krieg“ feiert, ganz in den Dienst einer engagierten Friedenspolitik stellen. Acht Schüler werden Berichte von Zeitzeugen des Waffenstillstandes zwischen den Alliierten und dem damaligen Deutschen Reich verlesen. Danach ist die Rede Macrons angesetzt, später soll die Zeremonie durch ein symbolisches Trompetensignal zur Einstellung der Feindseligkeiten enden. Die Wiener Philharmoniker geben zudem am Nachmittag im Schloss Versailles ein Konzert für die Ehepartnerinnen und -partner der Staats- und Regierungsspitzen.

Gedenken an Ende des Ersten Weltkrieges

Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron setzten ein Zeichen der Versöhnung.

In Paris waren die Staats- und Regierungschefs bereits gestern zu einem Abendessen im Musee d’Orsay geladen. Merkel und Macron hatten zuvor schon mit einer symbolischen Zeremonie an das Ende des Ersten Weltkriegs erinnert. Beide besuchten gemeinsam die Waldlichtung bei Compiegne nordöstlich von Paris, wo die Deutschen am 11. November 1918 den Waffenstillstand mit den Alliierten unterzeichneten und damit ihre Kapitulation besiegelten. Es war das erste Mal seit dem Zweiten Weltkrieg, dass eine deutsche Regierungschefin diesen Ort besuchte.

Symbolträchtiger Ort

In der nationalen Gedenkstätte bei Compiegne legten Merkel und Macron einen Kranz nieder und weihten eine Gedenkplakette ein, welche die „Bedeutung der deutsch-französischen Aussöhnung im Dienste Europas und des Friedens“ würdigt. Zudem trugen sich beide in das Goldene Buch der Gedenkstätte ein. Dafür begaben sie sich in einen Nachbau des Eisenbahnwaggons, in dem der alliierte Oberkommandeur Ferdinand Foch den Deutschen 1918 die Friedensbedingungen überbracht hatte.

Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident Emmanuel Macron unterzeichnen das Goldene Buch
APA/AFP/Philippe Wojazer
Merkel und Macron im Nachbau des Waggons

Nach dem deutschen Einmarsch in Frankreich 1940 ließ Adolf Hitler denselben Waggon auf die Lichtung schaffen und diktierte den Franzosen dort persönlich die Kapitulation. Der historische Eisenbahnwaggon war von den Nazis einst nach Deutschland gebracht und im Zweiten Weltkrieg zerstört worden. Heute ist die Lichtung bei Compiegne ein Gedenkort. Dort ist ein Nachbau des Waggons zu sehen.