Staatsoper: Pizzicato im Märchenwald verzückt Wien

Auch mit seiner zweiten abendfüllenden, sehr historisch angelegten Choreografie konnte Staatsopern-Ballettchef Manuel Legris gestern Abend das Publikum in Wien an der Staatsoper in seinen Bann ziehen. Die Premiere von „Sylvia“ nach der Originalchoreografie von Louis Merante wurde zum Triumph nicht nur für die Solisten des Staatsopernballetts – und brachte der Schwedin Nikisha Fogo am Ende die Erhebung in den Stand der Prima Ballerina durch Operndirektor Dominique Meyer.

Tänzer in „Sylvia“
Wiener Staatsballett/Ashley Taylor
Eine brillierende Nikisha Fogo: Nach der Premiere wurde sie zur Ersten Tänzerin des Staatsballetts erhoben

Leo Delibes’ Musik, die sich dank Pizzicato-Polka und einer Marmeladenwerbung auch im Ohr der breiten Öffentlichkeit eingeprägt hat, wurde zum Triebmittel für einen großen, gelungenen Abend. Die von Louisa Spinatelli entworfene Bühne führte tief in die Guckkastentradition und entwarf ein Liebesverwirrspiel in einem Setting, das durchzogen war mit Anspielungen an die großen alten Meister Poussin und Lorrain.

Legris setzt in seiner Choreografie zunächst vor allem auf eine präzise Figurenführung bei den Massenszenen, in denen viel mit gegen- und ineinanderlaufenden Bewegungen gearbeitet wird.

Im Verlauf des Abends setzen vor allem die Solistin Fogo (als Sylvia) und bei den Männern Denys Cherevykov (als Aminta), Davide Dato (als Orion) und Michail Sosovschi (als Eros) ihre tänzerischen Akzente. Das Publikum dankte es bei der Premiere mit starken Ovationen.

Tänzer in „Sylvia“
Wiener Staatsballett/Ashley Taylor
Große Tableaus, überzeugende Massenszenen

Belohnt wurde aber auch die Interpretation des Staatsopernorchesters unter Kevin Rhodes, das die großen Qualitäten der musikalischen Vorlage herausarbeiten konnte. Delibes’ Ballettmusik sticht mit den Anklängen an Wagner, aber auch der Liebe zu Arabesken und thematischen Variationen aus den Angeboten für die Bühnen seiner Zeit deutlich heraus.