Starker Wind und geringe Luftfeuchtigkeit heizen die Brände an und sorgen dafür, dass sich die Flammen schnell ausbreiten. Als „extrem“ bezeichnete der Polizeichef von Paradise, John Bededict, die Brände und die Geschwindigkeit, mit der sich die Feuerwalzen in die Landschaft fressen.
Die Feuerwehr teilte mit, dass es sich bei den 23 Opfern des „Camp Fire“ in Paradise um Zivilisten handle. Darüber hinaus seien drei Feuerwehrleute verletzt worden. Mehr als 6.450 Wohnhäuser seien den Flammen seit Donnerstag zum Opfer gefallen, rund 15.000 Gebäude seien bedroht. In den ausgebrannten Ruinen werden noch mehr Opfer befürchtet. Im Kampf gegen die Flammen seien mehr als 4.000 Feuerwehrleute im Einsatz.
In den ersten 24 Stunden gar keine Löscharbeiten
Damit zählt die Feuerkatastrophe in Paradise zu den schlimmsten Flächenbränden in der Geschichte des Westküstenstaates. Das Ausmaß der Zerstörung sei kaum zu beschreiben, sagte die Bürgermeisterin der kleinen Gemeinde dem US-Sender CNN. Auch ihr Haus sei abgebrannt, ebenso hätten alle Mitglieder des Stadtrats ihre Häuser verloren, teilte Jody Jones mit. Ihnen stehe „harte Arbeit“ bevor, den Ort wieder aufzubauen.
Paradise war Donnerstagfrüh von den sich schnell ausbreitenden Flammen des „Camp Fire“ überrascht worden. Das Feuer kam laut Feuerwehr so schnell heran, dass die Einsatzkräfte in den ersten 24 Stunden gar keine Löscharbeiten begannen, sondern nur mit Rettungsaktionen beschäftigt waren. „Wir hatten nur sehr wenig Zeit für die Evakuierung, die Menschen waren in ihren Häusern und Autos gefangen“, sagte Darren Read, Chef der Feuerbehörde von Butte County.
Evakuierungsbefehl für Malibu weiter aufrecht
Auch mehrere Autostunden weiter südlich am Nordrand von Los Angeles schlugen zwei Flächenbrände Zehntausende Menschen in die Flucht. Das „Woolsey Fire“ verkohlte bis Samstagabend eine Fläche von mehr als 280 Quadratkilometern. Mindestens 150 Häuser seien abgebrannt, teilte die Feuerwehr mit. Rund 50.000 Gebäude seien noch in Gefahr. Bei abflauenden Winden meldeten die Löschteams aber erste Fortschritte. Die Feuersbrunst sei jetzt zu fünf Prozent eingedämmt, hieß es.
Für mehrere Ortschaften – darunter auch der bekannte Küstenort Malibu – galt am Wochenende allerdings weiterhin ein Räumungsbefehl. Dutzende Häuser seien abgebrannt, sagte der Bürgermeister von Malibu. Er wies die Bewohner an, sich vorerst fernzuhalten. Viele Prominente haben an der Küste und in dem angrenzenden Hügelland teure Villen. Stars wie die Sängerin und Schauspielerin Lady Gaga, der Regisseur und Oscar-Preisträger Guillermo del Toro und die TV-Persönlichkeiten Caitlyn Jenner und Kim Kardashian waren von den Evakuierungen betroffen.
Er und seine Frau seien an einem Strand in Sicherheit gebracht worden, sagte der 78-jährige „Apocalypse Now“-Star Martin Sheen in einem Interview. Sie würden die Nacht vermutlich in ihrem Auto verbringen. Das sei das schlimmste Feuer, das er in 48 Jahren in Malibu erlebt habe. Er habe wenig Hoffnung, dass ihr Haus noch stehe. Auch der deutsche Entertainer Thomas Gottschalk und seine Frau Thea gehören zu den Betroffenen. Seine Villa in Malibu sei abgebrannt, sagte Gottschalk der dpa auf Anfrage.
Trump verärgert Einsatzkräfte
US-Präsident Donald Trump warf den zuständigen Behörden in Kalifornien Missmanagement vor. „Es gibt keinen Grund für diese massiven, tödlichen und teuren Feuer in Kalifornien außer dem schlechten Forstmanagement“, schrieb Trump auf Twitter. Milliarden Dollar würden jährlich ausgegeben und trotzdem stürben so viele Menschen. Er drohte dem von den Demokraten regierten Staat mit dem Entzug von Bundesmitteln.
Waldbrände: Keine Entwarnung in Kalifornien
In Kalifornien breiten sich die Waldbrände weiter rasant aus. Die Zahl der Toten ist inzwischen auf mindestens 25 gestiegen. In den ausgebrannten Ruinen werden allerdings noch mehr Opfer befürchtet.
Der Verband der Feuerwehrleute in Kalifornien (CPF) konterte, Trump habe eine „uninformierte politische Drohung gegen die unschuldigen Opfer dieser verheerenden Feuer“ ausgesprochen. Das sei auch ein „schmählicher“ Angriff auf die Feuerwehrleute, die ihr Leben riskierten, sagte Verbandschef Brian Rice.
Eines des schlimmsten Waldbrandjahre
Waldbrände im Herbst sind in Kalifornien nichts Ungewöhnliches. Der Bundesstaat hat aber mit zunehmend schlimmeren Ausbrüchen zu kämpfen. Nach den verheerenden Bränden im Herbst vergangenen Jahres erlebt Kalifornien zurzeit erneut eines der schlimmsten Waldbrandjahre in seiner Geschichte.
Im Sommer musste unter anderem das bei Urlaubern beliebte Yosemite-Tal wegen eines Großfeuers mehrere Wochen lang gesperrt werden. Im Vergleich zum Vorjahr zerstörten Feuer in den vergangenen Monaten bereits eine doppelt so große Fläche. Im Hinblick auf den Fünfjahresdurchschnitt fiel bereits ein dreimal so großes Gebiet den Flammen zum Opfer.