30.000 bei Ausrufung der Europäischen Republik

Rund 30.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben sich gestern zur Ausrufung der Europäischen Republik versammelt: Das „European Balcony Project“, das von Balkonen in ganz Europa ein Manifest von Ulrike Guerot und Robert Menasse verlesen ließ, fand laut Veranstaltern in mehr als 25 Ländern und 30 Sprachen statt, 200 Kulturinstitutionen und Bürgergruppen nahmen teil.

„Der heutige Tag hat gezeigt, dass nur die europäische Realität in der Krise ist, aber nicht die europäische Idee. Trägt man die europäische Idee in die Öffentlichkeit, entsteht Bewegung!“, wird Mitinitiator und Autor Menasse in einer Aussendung zitiert. „Wir appellieren an die PolitikerInnen, die Ursprungsidee Europas wiederzufinden: Europa heißt nicht, Staaten zu integrieren, sondern Menschen zu einen“, so Politikwissenschafterin Guerot.

Das Projekt wollte an die Ausrufungen von Republiken nach dem Ersten Weltkrieg anknüpfen und gegen Nationalismen auftreten. „Das ist kein Aktionismus, sondern es ist eine künstlerische Intervention, mit dem Ziel, eine Diskussion anzustoßen, die höchst notwendig ist“, so Menasse.

In Wien machten mehrere Institutionen mit, zentral war aber das Burgtheater: Hier verlas Schauspieler Peter Simonischek auf dem Josef-Meinrad-Platz das Manifest des „European Balcony Project“, eingeleitet von der Europahymne, die mit einer E-Gitarre und von einem Bläserensemble interpretiert wurde.

„Universales Erbe der Menschenrechte“

„Wir erklären alle, die sich in diesem Augenblick in Europa befinden, zu Bürgerinnen und Bürgern der europäischen Republik. Wir nehmen unsere Verantwortung für das universale Erbe der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte an und geloben, sie endlich zu verwirklichen“, so Simonischek unter den Augen von rund 250 Zuschauern und Zuschauerinnen.

Peter Simonischek im Rahmen einer Vorlesung anlässlich der Veranstaltung „European Balcony Project“ am Direktions-Balkon des Burgtheaters in Wien
APA/Herbert Pfarrhofer

Mit einem Flugzettelregen erfolgte die Ausrufung der Europäischen Republik am Wiener Volkstheater, wo Jan Thümer den von Menasse und Guerot verfassten Text per Megafon vor rund 50 Menschen verlas. Am Schauspielhaus Graz beteiligte man sich mit einem Kurzfilm. Auch das Werk X, die Kunsthalle Wien, das Landestheater Niederösterreich und zahlreiche weitere Kulturinstitutionen oder Privatpersonen beteiligten sich in Österreich an der Aktion, die europaweite Unterstützung fand. An der Aktion nahmen auch das Nationaltheater Gent (NTGent) und das Royal Conservatoire of Scotland sowie die Stadsschouwburg Amsterdam teil.