Putin begrüßt Macrons Vorstoß für europäische Armee

Der russische Präsident Wladimir Putin hat den Vorstoß von Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron für eine eigene europäische Armee begrüßt. Diese Idee sei nicht neu, sagte er heute dem von Russland finanzierten Sender RT France laut russischen Medienangaben. „Präsident Macron hat sie aber wiederbelebt.“

Europa sei ein starker Wirtschaftsverband und eine starke Wirtschaftsunion. Deshalb sei es logisch, dass Europa bei Sicherheit und Verteidigung unabhängig und souverän sein wolle, sagte Putin.

Um die multipolare Welt zu stärken, sei der Vorstoß Frankreichs „ein positiver Prozess“, hob der Kreml-Chef am Rande seines Besuchs beim Weltkriegsgedenken in Paris hervor. „In diesem Sinne überschneiden sich unsere Positionen mit Frankreich.“

Trump: „Sehr kränkend“

Macron hatte vorgeschlagen, zum Schutz vor Russland eine europäische Armee aufzubauen. Die europäische Bevölkerung dürfte sich bei ihrer Sicherheit nicht nur auf die USA verlassen. US-Präsident Donald Trump hatte daraufhin Macrons Initiative kritisiert. „Sehr kränkend“, schrieb er auf Twitter.

„Vielleicht sollte Europa zuerst seinen gerechten Anteil an der NATO bezahlen, die die USA erheblich subventionieren!“ Macron unterstützte in Paris Trumps Forderung nach einem deutlich stärkeren europäischen Engagement in der NATO.

Putin will neue Verhandlungen über Abrüstungsvertrag

Putin setzt außerdem auf neue Verhandlungen über die Zukunft eines der wichtigsten nuklearen Abrüstungsabkommen – vorerst jedoch nicht auf höchster Ebene. „Es ist noch wichtiger, den Dialog nicht auf dieser höchsten oder hoher Ebene zu führen, sondern auf Expertenebene“, sagte er zu RT France.

„Ich hoffe, dass dieser umfassende Verhandlungsprozess wieder hergestellt wird.“ Nicht sein Land wolle sich aus der Vereinbarung zurückziehen, sagte Putin in Paris. „Amerikaner planen, das zu tun.“

Die USA beschuldigen Moskau, den INF-Vertrag verletzt zu haben, und wollen ihn deshalb aufkündigen. INF steht für „Intermediate Range Nuclear Forces“ und ist eine Vereinbarung aus dem Jahr 1987 zwischen den USA und der damaligen Sowjetunion. Sie untersagt den Bau und Besitz landgestützter, atomar bewaffneter Raketen oder Marschflugkörper mit einer Reichweite von 500 bis 5.500 Kilometern.

Merkel warnt: „Europäisches Friedensprojekt in Gefahr“

Indes warnte Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel (CDU) bei den Pariser Gedenkfeiern vor erneuten Gefahren für den Frieden in Europa und in der Welt. „Wir sehen doch, dass internationale Zusammenarbeit, friedlicher Interessenausgleich, ja selbst das europäische Friedensprojekt wieder infrage gestellt werden“, mahnte sie.