Im Auto liegendes Löwenjunge
AP/Douane Francaise
Drei Fälle in drei Wochen

Wieder Löwenjunges in Frankreich entdeckt

Es war der dritte Fund binnen weniger Wochen in Frankreich: In Paris hat die Polizei in einem Lamborghini auf der Prachtstraße Champs-Elysees ein Löwenjunges entdeckt. Wieso es zu einer Häufung von Fällen kam, ist bisher unklar. Es gibt nur Theorien dazu – ebenso wie zur Frage, woher die Löwen stammen.

Der bisher letzte Fall ereignete sich am Montagabend, wie die Polizei am Dienstag mitteilte. Der auffällige Wagen war zuvor für eine Kontrolle angehalten worden. Der Fahrer des Autos wurde laut Polizei festgenommen und das Löwenjunge in Sicherheit gebracht.

Das Tier ist offenbar keine zwei Monate alt. Laut Tierarzt befand sich der Löwe in gutem gesundheitlichen Zustand, es gebe lediglich kleinere Probleme an den Hinterpfoten und am Schwanz, hieß es.

Junges für 10.000 Euro angeboten

Erst Ende Oktober wurde ein Jungtier in einer Wohnung bei Paris entdeckt. Das eineinhalb Monate alte Weibchen wurde in einem Kinderbett in der Gemeinde Valenton aufgefunden. Der 30 Jahre alte Halter des Wildtiers wollte das Junge offenbar verkaufen. 10.000 Euro soll er auf Snapchat dafür verlangt haben. Die Polizei kam ihm auf die Schliche, weil er mit dem Tier in Sozialen Netzwerk posiert hatte.

Der Mann wurde zu einer Gefängnisstrafe von sechs Monaten verurteilt. Die Staatsanwaltschaft wies während des Prozesses darauf hin, dass es sich bei dem Fund um keinen Einzelfall gehandelt habe. In drei weiteren Fällen vermuteten die Ermittler die Haltung von Löwenjungen in den Außenbezirken der französischen Hauptstadt.

Jungtier in Autowerkstatt gefunden

Nur wenige Tage nach dem Fund in Paris fand der französische Zoll in einer Autowerkstatt in Marseille ein Löwenjunges. Das ein, zwei Monate alte Tier sei dort in einem Käfig untergebracht gewesen. Ein Arbeiter der Werkstatt sagte den Beamten, er habe das Tier aus einem Haus in Marseille geholt. Bewohner hätten ihn darum gebeten, weil sie nicht gewusst hätten, wie sie mit dem Löwen umgehen müssen.

Kein „Mietlöwe“ für Musikvideo

Vor rund einem Jahr hatte die Polizei in einem anderen Pariser Vorort einen jungen Löwen in einer Wohnung in einem Käfig eingesperrt gefunden. Der „Besitzer“, ein Musiker, gab laut seiner Anwältin an, dass er für ein Musikvideo einen Löwen mieten wollte – aber schließlich einen gekauft habe. Das King genannt Tier wurde mit Hilfe einer Tierschutzorganisation in ein Reservat nach Südafrika gebracht.

In einem Käfig sitzendes Löwenjunge
AFP/Fondation 30 Millions d’Amis
Eine Tierschutzorganisation versorgt das nun entdeckte Tier

Florierender Schwarzmarkt

Lois Lelanchon vom International Fund for Animal Welfare sagte in einem Interview mit „L’Express“, der Schwarzmarkt mit Wildtieren sei nach dem Drogen- und Waffenhandel der drittgrößte der Welt. Er nannte die Häufung der Funde ein interessantes Phänomen. Es gebe jedenfalls einen florierenden Schwarzmarkt, das habe heuer auch eine Studie ergeben, die Verkaufsangebote für Wildtiere im Netz untersuchte, so Lelanchon.

Der Besitz solcher Tiere ist in Frankreich natürlich verboten, Zoos und ähnliche Einrichtungen brauchen dafür Genehmigungen. Spekuliert wird, dass die Behörden über den ersten Fund im Oktober Hinweise auf andere Jungtiere erhalten hätten. Offizielle Statements dazu gibt es aber nicht.

Zirkusse unter Verdacht

Ob der Handel mit Raubtieren tatsächlich im Steigen begriffen ist oder nicht, darauf will sich Arnauld Lhomme von der Tierschutzorganisation 30 millions d’amis nicht festlegen. Faktum sei jedenfalls, dass die „Besitzer“ der Tiere den Behörden die Arbeit erleichtern, indem sie in Sozialen Netzwerken die Tiere zeigen, so Lhomme gegenüber der News-Website Atlantico. Er geht davon aus, dass die Tiere zumeist aus Frankreich stammen. Konkret im Verdacht hat er Zirkusse.

In Frankreich gibt es kein Wildtierverbot für Zirkusse, wie es das in Österreich seit 2005 gibt. Allerdings verbannen immer mehr Städte Zirkusse, die Wildtiere in der Manege zeigen. Dementsprechend gehe es mit Zirkussen wirtschaftlich bergab, glaubt Lhomme. Eine zweite Möglichkeit sieht der Experte im „Import“ aus dem Maghreb nach Spanien. Sobald die Außengrenze einmal überwunden ist, herrsche auch im illegalen Handel quasi freier Warenverkehr. Er räumt aber ein, dass der Schmuggel mancher Tiere leichter sei als bei anderen.

Löwe in den Niederlanden ausgesetzt

Dass das Auftauchen von Löwenjungen kein rein französisches Spezifikum ist, zeigte sich Anfang Oktober in den Niederlanden: Auf einem Feld nahe dem Dorf Tienhoven bei Utrecht wurde ein in einem Käfig ausgesetzter Löwe von einer Joggerin entdeckt.

Das ungefähr vier Monate alte Raubtier wurde zunächst von einem Tierarzt untersucht und dann in eine Tierschutzstation im Norden des Landes gebracht. Nach einer mehrwöchigen Quarantäne wurde das Tier mittlerweile in einen Wildpark übersiedelt. Woher das Tier kam, konnte bisher nicht ermittelt werden.