Waldbrand nahe Big Bend im US-Bundesstaat Kalifornien
AP/Noah Berger
Mensch und Natur

Wieso Waldbrände häufiger werden

In Kalifornien wütet seit Tagen der verheerendste Flächenbrand in der Geschichte des US-Bundesstaates. Mindestens 63 Menschen starben, 630 weitere werden noch vermisst. Angesichts dieser fatalen Bilanz und eines Sommer voller Flächenbrände in Europa ist längst eine Debatte darüber entbrannt, ob und warum Waldbrände immer schlimmere Auswirkungen haben und was man dagegen tun kann.

Im Falle Kaliforniens führten die Kombination aus warmen, trockenen Winden und monatelanger extremer Hitze bei ebenso heftiger Trockenheit zu der Feuerkatastrophe. Die leicht entflammbare Vegetation, fehlender Niederschlag und eine geringe Luftfeuchtigkeit seien die „perfekten Zutaten für ein explosives dynamisches Brandwachstum“, sagte Chris Anthony von der kalifornischen Brandschutzbehörde.

Laut BBC habe es durch das heißere und trockenere Klima in den letzten 40 Jahren einen starken Anstieg bei Waldbränden gegeben. Zwischen 1978 und 2013 sei die Dauer der Waldbrandsaisonen weltweit um fast 20 Prozent gestiegen. Dabei ergibt sich in Fachkreisen längst auch die Frage, wie man mit Wäldern und ihrer Umgebung umgehen soll, um die Brandgefahr und Schäden zu minimieren.

Die Frage des richtigen Waldmanagements

Derzeit werden unter dem Motiv der Waldbrandvermeidung vielerorts systematisch Bäume gefällt, um eine rasche Ausbreitung des Feuers zu vermeiden. Im Zuge der Brände warf auch US-Präsident Donald Trump Kalifornien vor, schlechtes Forstmanagement zu betreiben, und kritisierte „schlechte Umweltschutzgesetze“, die eine Ausweitung des Fällens verbieten würden.

Feuerwehrmann im Einsatz gegen Waldbrände im US-Bundesstaat Kalifornien
AP/Ringo H.w. Chiu
In Kalifornien ist kein Ende der Feuersbrunst in Sicht

Doch laut Studien ist übertriebenes aktives Waldmanagement für die Brandvermeidung nicht so effektiv wie gedacht. Das liege unter anderem daran, dass Reste wie Stümpfe und Äste im Wald verbleiben und dort zum Treibstoff für Brände würden. Laut einer Studie von 2016, bei der 1.500 Waldbrände im Westen der USA untersucht wurden, waren Pinien- und Koniferenwälder mit höherem Schutz weniger schwer von Schäden betroffen, obwohl sie die meiste Biomasse aufwiesen. Die Autoren der Studie warnten vor „übermäßig simplen Annahmen“ bei der Verbindung zwischen Waldschutz und Feuerschäden.

Kritik: Vorwand für lockerere Waldschutzgesetze

Kritikerinnen und Kritiker befürchten, dass die US-Regierung die Waldbrände als Vorwand nehmen könnte, um mit der derzeit in Arbeit befindlichen „Farm Bill“ den Schutz von Wäldern zu lockern. „Die Gefahr durch Waldbrände ist real, aber mehr Bäume zu fällen ist keine Lösung“, so der Ökologe Chad T. Hanson und Michael Brune, Geschäftsführer der Naturschutzorganisation Sierra Club, in der „New York Times“.

USA: Waldbrände und Klimawandel

Experten machen den Klimawandel für die immer häufigeren Feuer verantwortlich. US-Präsident Donald Trump wirft den Demokraten vor, Kalifornien schlecht zu managen.

Am effektivsten ließen sich Schäden mit dem Schutz von Häusern und Infrastruktur vor allem durch brandsichere Dächer und hitzebeständige Hüllen vermeiden. Es gelte zudem, brennbares Material aus der Nähe der Häuser zu entfernen und die Umgebung frei von trockenen Büschen, Laub und Holzstößen zu machen und „verteidigbare Zonen“ rund um Häuser zu schaffen, so die BBC.

Ein großes Problem ist allerdings, dass Natur und Mensch immer weiter zusammenrücken, wie der deutsche Waldbrandprofessor Johann Goldhammer vom Max-Planck-Institut anlässlich der fatalen Brände in Griechenland, Schweden und anderen Staaten im Sommer gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“ sagte: „Es wird enger auf dem Globus, der Mensch und die Natur kommen immer öfter in Konflikt." Die Staaten seien auf die neue Gefahr aber schlecht vorbereitet, so Goldhammer.

Regensaison „an beiden Enden gekürzt“

Mitten im Raum steht freilich auch die Frage, wie weit die einzelnen Faktoren mit dem Klimawandel zusammenhängen. In der Regel beginnt die kalifornische Waldbrandsaison im späten Frühjahr und dauert bis zur Regenzeit im November und Dezember. Dieses Jahr hielt sich heißes und trockenes Wetter länger, und der Regen blieb vorerst weitgehend aus. In dem nahezu ausgelöschten Ort Paradise hat es seit Mai kaum geregnet. Der Klimawandel habe die Regensaison „an beiden Enden gekürzt“, so der Klimatologe Daniel Swain gegenüber der „Washington Post“.

Kinder kühlen sich während der Hitzewelle in Kalifornien im Meer ab
APA/AFP/Frederic J. Brown
Hitzerekorde verschärfen die Lage

Laut Swain gab es in Nordkalifornien heuer 20 bis 30 Prozent weniger Niederschlag als im Durchschnitt. „Wenn Nordkalifornien auch nur annähernd so viel Herbstniederschlag gehabt hätte wie im Durchschnitt üblich, hätte es das explosive Brandverhalten nicht gegeben“, so Swain.

Die Waldbrandexpertin Kirsten Thonicke vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) verwies darauf, dass die Kombination der vom Menschen verursachten globalen Klimaerwärmung mit natürlichen Faktoren für die fatale Lage sorge. Es sei bei einem „ungebremstem Klimawandel“ mit einer Zunahme extremer Waldbrände zu rechnen, erklärte Thonicke. „Dies ist und wird eine völlig neue Herausforderung für die Feuerwehrleute, die politischen Entscheidungsträger und die Bürger in Kalifornien – und in vielen anderen Regionen der Welt.“

Kein Regen in Kalifornien in Sicht

Am Dienstag kämpften die Feuerwehrleute in Kalifornien jedenfalls weiter gegen die Brände. Einsatzkräfte gingen davon aus, dass starke Winde und die knochentrockene Landschaft, in die sich die Feuer zunehmend fressen, die Lage verschärfen dürften. Die Bevölkerung sollte sich auf eine „lange und potenziell tödliche“ Feuersaison einstellen. Es werde schlimmer, als es sich die Bevölkerung jemals habe vorstellen können. Regen war auch in den kommenden Tagen nicht in Sicht.

Löschhelikopter über den Waldbränden von Kalifornien
AP/Richard Vogel
Ein Löschflugzeug über dem besonders schwer getroffenen Ort Malibu

Die Brände waren am Donnerstag im Norden und im Süden des Staates ausgebrochen und zerstörten bereits Hunderte Quadratkilometer Wald und Tausende Häuser. Hunderttausende Menschen mussten sich in Sicherheit bringen. Auch die Villen mehrerer Stars in der hügeligen Gegend um Malibu brannten ab – darunter die Häuser von Moderator Thomas Gottschalk, Popstar Miley Cyrus und Schauspieler Gerard Butler. Der US-Rapper Kanye West und seine Frau Kim Kardashian konnten Medienberichten zufolge ihr Anwesen in Hidden Hills mit privaten Feuerwehrleuten vor dem „Woolsey“-Feuer schützen.