TA-Prozess: Minister wollte Sponsoring für Hühnerweitflug

Der Prozess gegen die Lobbyisten Walter Meischberger und Peter Hochegger sowie den ehemaligen Telekom-Austria-Vorstand Rudolf Fischer hat gestern im Wiener Straflandesgericht einmal mehr Skurriles zutage gefördert. So sagte Fischer aus, dass ein Minister zu ihm gekommen sei mit der Bitte, eine Hühnerweitflug-Meisterschaft zu sponsern. Er habe abgelehnt.

Richterin Marion Hohenecker, die sonst emotionslos die Verhandlung führt, konnte sich ob der Anekdote nicht des Lachens erwehren und musste sich kurz die Lachtränen wegwischen.

„Verkehrsminister Reichhold macht den Ehrenschutz“

Namen nannte Fischer keinen, aber die „Kleine Zeitung“ wusste zum fraglichen Zeitpunkt Folgendes zu berichten: „Weitflug-Meisterschaft für Hühner am Längsee, drei Gewichtsklassen treten an. Verkehrsminister Reichhold macht den Ehrenschutz.“ Weiters berichtete die Zeitung in ihrer Lokalausgabe vom 19. August 2002, dass der Gastgeber der Veranstaltung der örtliche Backhendlverein und das Ganze tiergerecht sei, bescheinigt von einer Tierärztin. Den ersten drei Hühnern blieb das Schicksal erspart, zum Backhendl zu werden.

TA-Prozess behandelt Hühnerweitflug

Der TA-Prozess hat einmal mehr Skurriles zutage gefördert: Der ehemalige TA-Vorstand Rudolf Fischer sagte aus, dass ein Ex-Minister finanzielle Unterstützung der TA für eine Hühnerweitflug-WM wollte.

Gegenüber ORF.at wies Mathias Reichold darauf hin, dass es sich bei der Veranstaltung, um ein Wohltätigkeitsevent zugunsten von Flutopfern gehandelt habe. Der Kärntner Geflügelbauer Reichhold trat sein Amt als Verkehrsminister im Jahr 2002 an, später wurde er auch für kurze Zeit Obmann der FPÖ. Sein Amt als Verkehrsminister legte er nach rund einem Jahr zurück.

72.000 Euro ohne Gegenleistung

2012 musste Reichhold im parlamentarischen Untersuchungsausschuss erklären, wofür seine Firma Mathias Reichhold GmbH TA-Aufträge im Umfang von insgesamt 72.000 Euro erhalten hatte. Der Vertrag wurde mündlich abgeschlossen, sämtliche Leistungen seien ebenfalls mündlich erbracht worden.

Schriftliche Nachweise habe er nicht gelegt. Die Firma habe keine Mitarbeiter, hieß es damals. Fischer bekannte sich im Prozess diesbezüglich schuldig und sagte, dass es für die 72.000 Euro an Reichhold keine Gegenleistung gegeben habe.

Umfragen für Grasser bezahlt

Das Verfahren ist in die Hauptverhandlung zur BUWOG eingebettet, angeklagt sind auch die Ex-Lobbyisten Peter Hochegger und Walter Meischberger. Bisher zeichnete Fischer ein Bild der Parteienfinanzierung an ÖVP, SPÖ und FPÖ. Er berichtete von einem Linienflug nach Spanien von Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser (FPÖ/parteilos), Meischberger, den ebenfalls im BWUOG-Prozess angeklagten Ernst Karl Plech und ihm auf eigene Kosten.

Ziel sei es gewesen, für die Errichtung eines Golfplatzes in Wien zu recherchieren. Man habe auch Golf gespielt. Zurückgeflogen wurde mit einem Privatflugzeug – auf Kosten der Telekom Austria. Wobei die Rechnung in Höhe von 11.940 Euro nicht von Fischer an die TA gestellt wurde, sondern von Meischbergers Gesellschaft „ZehnVierzig“ an die Hochegger-Firma Valora, die sie mit TA-Geld beglich. „Warum“, wollte Richterin Hohenecker gestern wissen. Das sei „eher passiert“ und „vielleicht unglücklich“ gewesen, so Fischer.

Danach widmete sich Richterin Hohenecker den Zahlungen an das FPÖ-Parteiorgan „Neue Freie Zeitung“. Fischer sagte, dass ihn der damalige Minister Hubert Gorbach angerufen habe, und um eine Unterstützung der FPÖ angefragt habe. Weiters wurden mit TA-Geld mehrere Umfragen über Grasser bezahlt. Die verschiedenen Rechnungsgründe, laut Anklageschrift, lauteten etwa „Image der Politiker“, „das Privatleben von Karl-Heinz Grasser“, „der Mehrwert von Karl-Heinz Grasser“, „Kandidatur von Karl-Heinz Grasser“ und schließlich „Karl-Heinz Grasser als Finanzminister einer Großen Koalition“.