US-Justizminister Matthew Whitaker
AP/Charlie Neibergall
Matthew Whitaker

Trumps Mann mit Bigfoot-Connection

Der Rauswurf von Justizminister Jeff Sessions und die Nominierung von Stabschef Matthew Whitaker zu dessen Nachfolger durch US-Präsident Donald Trump schlägt weiter hohe Wellen. Whitaker fiel bisher vor allem als Unterstützer und Verteidiger Trumps auf – US-Medien haben nun für Whitaker schwerwiegende und peinliche Details aus dessen Vergangenheit ausgegraben – Bigfoot-Connection inklusive.

Whitaker, der 2013 mit einer Kandidatur für den Senat scheiterte, verdiente sich als Berater einer Firma in Florida, die im Vorjahr per Gerichtsbeschluss zugesperrt wurde und deren Besitzer zu einer Strafe von 26 Millionen US-Dollar (23 Mio. Euro) verurteilt wurde. Der Grund: Kundenbetrug im großen Stil.

Bis heute ermittelt laut „Wall Street Journal“ das FBI gegen das Unternehmen World Patent Marketing. Dieses habe „Tausende Kunden um Millionen von Dollar geprellt“, indem es ihnen lukrative Patentverträge versprach, zitierte die „New York Times“ zuletzt aus einer Beschwerde, die bei der staatlichen Konsumentenschutzorganisation (Federal Trade Commission) eingereicht worden war.

Kunden bedroht

Wenn Kunden versuchten, ihr Geld zurückzufordern, wurden sie wiederholt mit dem Verweis eingeschüchtert, dass sich mit Whitaker ein ehemaliger Staatsanwalt an Bord der Firma befand. Auch Whitaker selbst schrieb etwa einem Mann, der eine Beschwerde gegen das Unternehmen ankündigte, unter Verweis auf seine Vergangenheit als Ex-Staatsanwalt, dass das „ernsthafte zivil- und strafrechtliche Folgen“ für den Beschwerdeführer haben könnte, wie das linksliberale Onlinemagazin Mother Jones berichtete.

Whitaker erhielt laut „New York Times“ beinahe 10.000 Dollar, bevor das Unternehmen zusperrte. Außerdem unterstützte der Besitzer von World Patent Marketing, Scott Cooper, Whitaker 2013 finanziell in dessen Wahlkampf.

Werbung für Bigfoot-Puppen

Das Unternehmen gab etwa 2014 eine „Marketingoffensive“ für eine „maskuline Toilette“ bekannt. Diese war für Männer mit überdurchschnittlich langem Penis gedacht. In derselben Mitteilung gab das World Patent Marketing auch bekannt, mit Whitaker sitze nun ein ehemaliger Staatsanwalt im Beirat des Unternehmens.

Die Firma warb auch für eine Website, die Bigfoot-Figuren vertreibt. Bigfoot ist das Pendant zum Yeti – ein sagenhaftes Wesen, mit überdimensional großen Füßen, an dessen Existenz trotzdem immer wieder Menschen glauben. Der Bigfoot-Mythos ist vor allem in Nordamerika verbreitet.

Vorladung nicht nachgekommen

Whitaker lieh dem Unternehmen aber nicht nur seinen Namen, sondern beteiligte sich aktiv. Mehrmals äußerte sich Whitaker in Presseaussendungen der Firma und verteidigte diese. So lobte er einmal das Kundenservice, ein anderes mal betonte er: „Als ehemaliger Staatsanwalt würde ich mich nur mit erstklassigen Organisationen in Verbindung bringen.“ Das Unternehmen „redet nicht nur davon, Geschäfte ethisch zu machen, sie macht das auch“, verlieh Whitaker der Firma den Anschein der Seriosität. In einem Video der Firma, in dem ein Patent für eine Rasierklinge vorgestellt wurde, trat Whitaker ebenfalls auf.

Auch als sich ab 2015 die Betrugsvorwürfe häuften, sei Whitaker im Beirat der Firma geblieben, so Mother Jones. Die Federal Trade Commission prüfte laut „Washington Post“, ob Whitaker aktiv daran beteiligt war, Kunden zum Schweigen zu bringen. Whitaker weigerte sich allerdings, einer Vorladung Folge zu leisten.

Bei TV-Auftritt entdeckt

Die Frage, ob Whitaker mit dieser Vorgeschichte als Justizminister überhaupt tragbar ist, könnte sich damit immer deutlicher stellen. Whitaker – der laut US-Medienberichten nach einem Auftritt in CNN, bei dem er Trump verteidigte, von diesem als Stellvertreter ins Justizministerium geholt wurde – galt bisher als treuer Verbindungsmann des Weißen Hauses ins Justizministerium. Unklar ist, ob Trump vor der Personalentscheidung von Whitakers Verbindung zu World Patent Marketing wusste.

Zu Sessions hatte Trump praktisch von Anfang an kein Vertrauen mehr, nachdem dieser – entgegen dem ausdrücklichen Wunsch des Präsidenten – die Kontrolle über die Sonderermittlungen zu den Beziehungen zwischen Russland und Trumps Wahlkampfteam abgegeben hatte. Die Demokraten befürchten nun, dass Whitaker die Ermittlungen von Robert S. Mueller und dessen Team abdrehen könnte. Aus Republikaner-Kreisen hieß es allerdings, dass Whitaker an den Russland-Ermittlungen unter Mueller festhalten wolle. Das soll der nominierte Justizminister Donnerstagabend dem republikanischen Senator Lindsey Graham bestätigt haben.

Dass Whitaker bis zuletzt eine offenbar aktive Rolle in einer Firma innehatte, die US-Bürgerinnen und -Bürger auf betrügerische Weise um ihr Geld erleichterte, könnte aber nun für größere Probleme sorgen. Die vorläufige, zeitlich befristete Nominierung ist kein Problem, eine fixe Berufung als Justizminister müsste aber vom Senat bestätigt werden. Dort haben die Republikaner zwar weiter eine Mehrheit, aber der öffentliche Druck könnte eine Bestätigung zumindest erschweren.