Rettungskräfte suchen nach Opfern
AP/Terry Chea
Waldbrände

Mehr als 630 Vermisste in Kalifornien

Nach den verheerenden Waldbränden im US-Bundesstaat Kalifornien werden noch mehr als 630 Menschen vermisst. Das teilte der Sheriff von Butte County, Kory Honea, nach der Auswertung von Notrufen mit. Zuvor war von 200 Vermissten die Rede gewesen. Die Zahl der Toten stieg unterdessen auf 63. Noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen sind so viele Menschen bei einem Feuer in dem Bundesstaat gestorben.

In der fast völlig abgebrannten Ortschaft Paradise ging am Donnerstag in den Häuserruinen die Suche nach Vermissten weiter. Hunderte von Helfern und Helferinnen in weißen Schutzanzügen und speziell ausgebildete Spürhunde suchten in den Trümmern weiter nach möglichen sterblichen Überresten. Angehörige stellten DNA-Material zur Verfügung, um bei der Identifizierung von Überresten zu helfen. Viele der geborgenen Leichen sind bis zur Unkenntlichkeit verbrannt.

Die Feuerwehrleute machten unterdessen Fortschritte, die Brände zu löschen. Die Flammen im Raum Paradise waren am Donnerstag nach Angaben der Behörden zu 40 Prozent eingedämmt. Der Chef der Katastrophenschutzbehörde FEMA, Brock Long, sagte, der Wiederaufbau und die vorübergehende Versorgung der Menschen dort seien eine enorme Herausforderung.

Stadt dem Erdboden gleichgemacht

Er äußerte die Befürchtung, dass das ein „langandauerndes und frustrierendes Ereignis für die Bürger von Paradise werden wird“. Paradise müsse „völlig wiederaufgebaut“ werden und es werde nicht wie früher. Der Ort zählt etwa 26.000 Einwohner. Die Stadt am Rande der Sierra Nevada war besonders bei Pensionisten beliebt. Viele der vermisst gemeldeten Personen sind älter als 70 Jahre. Beinahe jedes Gebäude in der rund 130 Kilometer nördlich der kalifornischen Hauptstadt Sacramento gelegenen Kleinstadt wurde Opfer der Flammen.

Verbranntes Gebäude vor einem Wald
AP/Noah Berger
Die Feuer haben großflächige Zerstörung hinterlassen und wüten nach wie vor

Derzeit sind viele Menschen in Notunterkünften untergebracht. Die Behörden sind besorgt, dass sich dort Krankheiten schnell ausbreiten könnten. Die Gesundheitsbehörde im Butte County rief die Bevölkerung auch auf, sich und besonders Kinder vor der rauchverschmutzten Luft zu schützen und drinnen zu bleiben.

In vielen Teilen Kaliforniens waren die Auswirkungen der Katastrophe zu spüren. Die Behörden warnten vor gefährlicher Rauchbelastung und schlechter Luftqualität. In San Francisco etwa wurde die Luftqualität als „sehr ungesund“ eingestuft. In der Folge wurde am Donnerstag der Betrieb der beliebten Cable-Car-Bahnen eingestellt. Statt der offenen Bahnen würden Busse eingesetzt, teilte die Verkehrsbehörde in einem Tweet mit.

Die öffentlichen Schulen blieben am Freitag aufgrund der schlechten Luftqualität geschlossen. Die Stadtverwaltung rief die Bevölkerung auf, sich wenn möglich nicht ins Freie zu begeben. Sollte sich das nicht vermeiden lassen, gelte es, Schutzmasken zu tragen. Für Obdachlose wurden Notplätze organisiert.

Trump will Betroffene besuchen

US-Präsident Donald Trump will am Samstag nach Kalifornien reisen, um sich mit Betroffenen zu treffen. Das teilte das Weiße Haus am Donnerstag (Ortszeit) mit. Kaliforniens Gouverneur Jerry Brown äußerte sich schockiert über das Ausmaß der Zerstörung. „Es sieht aus wie ein Kriegsgebiet“, sagte er. US-Innenminister Ryan Zinke, der die betroffenen Regionen am Mittwoch (Ortszeit) besuchte, sprach von einer verheerenden Tragödie. Er sagte: „Das ist das schlimmste Feuer, das ich je gesehen habe.“

Hoffen auf Eindämmung von „Woolsey“-Feuer

Im Süden Kaliforniens, wo das „Woolsey“-Feuer nahe Malibu zwei Menschenleben forderte, konnten die Brände zu fast 60 Prozent eingekreist werden. Für Südkalifornien teilte der US-Wetterdienst mit, man hoffe, dass die Bedrohungslage am Freitag abnehme.

Rehe vor Trümmern
AP/Noah Berger
Der Ort Paradise liegt in Trümmern

Beide Feuer haben zusammen Hunderte Quadratkilometer Wald und Tausende Häuser zerstört. Die Villen mehrerer in und um Malibu ansässiger Stars brannten ab, darunter die Häuser von Popstar Miley Cyrus und ihrem Lebensgefährten Liam Hemsworth sowie von Schauspieler Gerard Butler und TV-Moderator Thomas Gottschalk.

Einen fragwürdigen Beitrag zur Malibu-Gemeinschaft leistete Carey Hart, Ehemann der Sängerin Pink: Er sorgte mit einem Instagram-Foto für Aufregung, das ein Dutzend bewaffnete Männer vor einer Wohngegend zeigte. Sie posierten vor einem Schild mit der Aufschrift „Plünderer werden an Ort und Stelle erschossen.“ Unter dem Post warnte er etwaige Kriminelle, „sich zweimal zu überlegen, noch einmal nach Malibu zu kommen“. Das Sheriffsbüro des Los Angeles County sagte dem „Los Angeles Magazine“, dass es bisher nicht zu Plünderungen in Malibu gekommen sei, und rief die Bürger und Bürgerinnen dazu auf, den Schutz der Bevölkerung und ihrer Besitztümer den professionellen Einsatzkräften zu überlassen.