Polen für Einlenken der Regierung im Justizstreit mit EU

Die Mehrheit der Polen spricht sich einer Umfrage zufolge dafür aus, dass ihre rechtskonservative Alleinregierung im Streit mit der EU über umstrittene Justizreformen einlenkt. Das berichtete die Nachrichtenagentur PAP heute unter Berufung auf eine Studie des Instituts CBOS.

53 Prozent der Bürgerinnen und Bürger wollten, dass die Regierung der Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) Ratschläge und Beschlüsse der EU-Behörden zu den umstrittenen Justizreformen berücksichtigt. 31 Prozent der Polen waren dagegen, 16 Prozent enthielten sich.

Seit drei Jahren Streit mit EU

Die PiS streitet seit knapp drei Jahren mit der EU Über die Unabhängigkeit der Justiz. Zuletzt hatte Brüssel vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) wegen der Zwangspensionierung zahlreicher oberster Richter und Richterinnen geklagt. Kritikern zufolge will die polnische Regierung damit missliebige Juristen durch ihr genehme Kandidaten ersetzen.

Der EuGH hatte Polen im Oktober mit einer einstweiligen Anordnung verpflichtet, die Pensionierungen bis zum endgültigen Urteil zu stoppen und rückgängig zu machen. Warschau kritisiert, die erforderliche Dringlichkeit für eine solche Maßnahme läge nicht vor.

Die EU-Kommission führt außerdem wegen Gefährdung von EU-Grundwerten seit 2016 ein Rechtsstaatsverfahren gegen das Land. Polens Regierung verteidigt ihre Justizreformen gegen Kritik und argumentiert, die Gesetze habe sie den Wählern im Wahlkampf versprochen.