Menschen
Getty Images/Classen Rafael /Eyeem
Geburtenrate, Arbeitskräfte

Wie sich Zuwanderung auf Zukunft auswirkt

Ohne Zuwanderung wird die österreichische Bevölkerung in den kommenden Jahrzehnten nicht nur schrumpfen – auch das Angebot an Arbeitskräften wird kleiner. Das geht zumindest aus den Beschäftigungs- und Erwerbsprognosen der Statistik Austria hervor, die am Donnerstag in Wien präsentiert wurden.

Die Zahl der Beschäftigten in Österreich wird bis 2050 um rund fünf Prozent steigen. Grund dafür ist vor allem die Zuwanderung – denn ohne diese würde das Angebot an Arbeitskräften bis 2050 sogar um 17 Prozent zurückgehen. Bis 2080 würde das Arbeitskräfteangebot ohne Zuwanderung um 35 Prozent schrumpfen. Ein Großteil des Anstiegs an Arbeitskräften sei mit internationaler Zuwanderung aber abgedeckt, sagte Statistik-Austria-Chef Konrad Pesendorfer.

„Es geht auf jeden Fall um gut ausgebildete Personen. Wenn Österreich weiter im Spitzenfeld (Europas, Anm.) mitspielen möchte, dann ist das Ausbildungsniveau ausschlaggebend“, so Pesendorfer im Ö1-Mittagsjournal. Wichtig sei, dass eine Migrationspolitik betrieben werde, die die Fortbildung von Zuwanderern begünstigt. Das Migrationsbild habe sich seit der Flüchtlingskrise in den Jahren 2015 und 2016 jedenfalls normalisiert, so Pesendorfer weiter.

Anteil an Älteren und Frauen nimmt deutlich zu

In der aktuellen Erwerbsprognose wird außerdem sichtbar, dass deutlich mehr ältere Personen und Frauen arbeiten werden. So nimmt die Zahl der über 55-jährigen Erwerbspersonen zwischen 2017 und 2050 um mehr als die Hälfte zu und steigt auf rund eine Million Menschen. Damit steigt auch der Anteil älterer Erwerbspersonen an der gesamten Erwerbsbevölkerung auf 22 Prozent im Jahr 2050, so Alexander Hanika, der die Prognose erstellt hat. Die Anzahl von Erwerbspersonen im Haupterwerbsalter sinkt bis 2050 nur geringfügig.

Eine Grafik zeigt eine Prognose der Erwerbstätigen in Österreich bis zum Jahr 2050
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/Statistik Austria

Der Anteil der Frauen an den Erwerbspersonen wird sich in gut drei Jahrzehnten auf rund 49 Prozent erhöhen, prognostiziert Hanika. 2017 lag dieser bei rund 46 Prozent – vor allem ältere Frauen sorgen hier für Zuwächse. Die allgemeine Erwerbsquote steigt von 76 Prozent im Jahr 2017 um sechs Prozent bis 2050. Auffallend ist dabei, dass die Erwerbsquote von Frauen in dem Zeitraum fast fünfmal so stark wie jene der Männer wächst. Langfristig werden hierzulande künftig rund vier von fünf Personen im Alter zwischen 15 und 64 Jahren auf dem Arbeitsmarkt aktiv sein.

Kärnten gegen den Trend

Der stärkste Anstieg an Erwerbspersonen wird in Wien erwartet – dort wird auch mit dem höchsten Bevölkerungszuwachs gerechnet. „Wien hat neben den Jobmöglichkeiten auch ein sehr starkes Ausbildungsangebot“, so Pesendorfer im Mittagsjournal. Bestes Beispiel dafür sei etwa die Zuwanderung aus Deutschland. Schlusslicht ist Kärnten – dort wird die Zahl der Erwerbstätigen um acht Prozent bis 2050 schrumpfen. Bis 2080 wird die Einwohnerzahl um vier Prozent schrumpfen.

Zehn Millionen Einwohner bis 2080

Insgesamt soll die heimische Bevölkerung bis 2080 um 13 Prozent auf zehn Millionen Einwohnerinnen und Einwohner wachsen, das zeigt die ebenfalls am Donnerstag veröffentliche Bevölkerungsprognose. Derzeit zählt Österreich 8,8 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner – das Land ist somit seit der letzten Volkszählung 2001 von rund acht Millionen Menschen bis 2017 um zehn Prozent gestiegen. Bereits 2022 soll die Neun-Millionen-Einwohner-Marke überschritten werden.

Eine Grafik zeigt eine Prognose der Erwerbstätigen in Österreich bis zum Jahr 2050
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/Statistik Austria

Die künftigen Geburtendefizite werden dabei durch Einwanderung aufgefangen. Ohne Zuwanderung würde die Einwohnerzahl Österreichs bis 2080 unter das derzeitige Niveau von 8,8 Millionen sinken, erklärte Pesendorfer. Bis 2080 soll sich der Anteil der im Ausland geborenen Bevölkerung von derzeit 19 auf 26 Prozent erhöhen. Die Hälfte der zugewanderten Personen wird laut Prognose aus den EU- bzw. EFTA-Ländern kommen, 17 Prozent aus europäischen Drittländern (inklusive Türkei), 16 Prozent aus Asien und lediglich drei Prozent aus Afrika.

Bevölkerung wird immer älter

Die Zahl der unter 20-jährigen Personen steigt in den nächsten Jahren zwar leicht an, ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung geht jedoch langfristig zurück. Wenig überraschend wird Österreichs Bevölkerung auch immer älter: Laut Prognose steigt die Zahl der Menschen über 65 Jahren in den nächsten 20 Jahren um mehr als die Hälfte. Auch das Durchschnittsalter und die Lebenserwartung steigen künftig. Der Alterungsprozess wird laut Prognose noch dadurch verstärkt, dass die geburtenstarken Babyboom-Jahrgänge nun allmählich ins Pensionsalter kommen.

Österreichs Bevölkerung wächst weiter

Die österreichische Bevölkerung wird auch in den kommenden Jahrzehnten wachsen. Mit Ausnahme von Kärnten gibt es in allen Bundesländern eine Steigerung.

Die Bevölkerungsentwicklung verläuft regional sehr unterschiedlich. Neben dem starken Zuwachs in Wien und den sinkenden Zahlen in Kärnten zeigen auch Niederösterreich und das Burgenland ein überdurchschnittliches Wachstum. Der Trend in Vorarlberg, Oberösterreich, Salzburg und in der Steiermark liegt unter dem Bundesschnitt. Die künftige Bevölkerungsentwicklung Tirols verläuft im Österreich-Mittel.