Verbrannte Autos in der Avenue Kleber (Paris) nach den Zusammenstößen der Gelbwesten mit der Polizei
Reuters/Charles Platiau
„Gelbwesten“

Bild der Verwüstung in Paris

In der französischen Hauptstadt ist es erneut zu heftigen Krawallen bei Demonstrationen der „Gelbwesten“ gekommen. Rund um die Champs-Elysees kam es zu schweren Ausschreitungen. In der Gegend rund um den Prachtboulevard lieferten sich am Samstag Demonstranten Straßenschlachten mit der Polizei. Ganze Straßenzüge wurden verwüstet. Die Regierung erwägt nun die Verhängung des Ausnahmezustands.

Am Samstagvormittag versuchten Demonstrierende immer wieder, Absperrungen zu durchbrechen, die Polizei ging mit Wasserwerfern und Tränengas gegen sie vor. Später verlagerten sich die Krawalle weiter in die Seitenstraßen. Rund um den berühmten Boulevard wurden Autos und Stadtmöbel in Brand gesetzt. Bereits in der vergangenen Woche war es in Paris zu Krawallen gekommen. Es ist das dritte Wochenende in Folge, an dem Tausende Menschen der Protestbewegung „Gelbwesten“ in Frankreich demonstrierten.

Bis Samstagnachmittag gingen nach Behördenangaben rund 75.000 Menschen im ganzen Land auf die Straßen, wie mehrere Medien berichteten. Demnach wurden mehr als 250 Menschen festgenommen. Mehr als hundert Menschen wurden allein in Paris verletzt, darunter 14 Sicherheitskräfte. In der Hauptstadt waren nach Zahlen vom Mittag etwa 5.500 Demonstranten und Demonstrantinnen unterwegs. Damit protestieren im Vergleich zur vergangenen Woche zwar weniger Menschen, allerdings lag die Zahl der Verletzten deutlich höher.

Nach den schweren Krawallen erwägt die Regierung nun die Verhängung des Ausnahmezustands. Es würden alle Optionen geprüft, um erneute Ausschreitungen zu verhindern, sagte ein Regierungssprecher. Präsident, Ministerpräsident und Innenminister kämen am Sonntag zusammen, um geeignete Maßnahmen abzustimmen. An die friedlichen Demonstranten werde appelliert, sich an den den Verhandlungstisch zu setzen.

Protest richtet sich gegen Macron

Die „Gelbwesten“ gehen aus Protest gegen steigende Spritkosten und die Reformpolitik der Regierung auf die Straße. Der Ärger richtet sich direkt gegen Präsident Emmanuel Macron, dessen Politik sie als abgehoben empfinden. Die Champs-Elysees waren am Samstag zwar für Fußgänger geöffnet, an den Zugängen zu dem Boulevard wurden aber Identitäts- und Sicherheitskontrollen eingerichtet. So sollte eigentlich eine Eskalation wie in der vergangenen Woche verhindert werden. Auch damals wurden Stadtmöbel in Brand gesetzt, Pflastersteine ausgegraben und viele Geschäfte beschädigt.

Ein Polizist im Einsatz gegen die Gelbwesten in Paris
APA/AFP/Lucas Barioulet
Nach den Protesten der „Gelbwesten“ ist das Ausmaß des Schadens erkennbar. Am Abend beruhigte sich die Lage wieder

Besonders heftig waren die Ausschreitungen an diesem Samstag zunächst am Triumphbogen an der Spitze der Champs-Elysees. Hier hatten die Sicherheitskräfte Absperrungen aufgebaut. Die Polizei setzte Wasserwerfer und Tränengas ein, in gelbe Warnwesten gekleidete Demonstranten versuchten immer wieder, Absperrungen zu durchbrechen. Dabei zündeten sie auch Pyrotechnik.

Im Laufe des Tages verlagerten sich die Krawalle weiter in die Straßen rund um den berühmten Prachtboulevard. Dort wurden Autos angezündet – über der ganzen Gegend hingen schwarze Rauchwolken. Geschäfte wurden demoliert, Restaurantterrassen verwüstet. In anderen Städten verliefen die Proteste weitgehend ohne Zwischenfälle.

„Beleidigung der Republik“

Präsident Macron verurteilte die Krawalle während der „Gelbwesten“-Proteste in Paris scharf. „Ich werde immer Protest akzeptieren, ich werde immer der Opposition zuhören, aber ich werde nie Gewalt akzeptieren“, sagte er am Samstag während einer Rede beim G-20-Gipfel in Buenos Aires. Wer so gewalttätig sei, wolle keine Veränderung, sondern nur Chaos. Nichts rechtfertige Angriffe auf die Polizei, Plünderung oder Vandalismus.

Gelbwesten bei Zusammenstößen mit der Polizei am Place de l’Etoile nahe des Triumpfbogens (Paris)
Reuters/Stephane Mahe
Seit drei Wochen protestieren „Gelbwesten“ gegen die Politik von Macron

Premier Edouard Philippe sprach davon, dass einige der Demonstranten mit großer Gewalt gegen die Polizei vorgehen würden. „Es ist nicht zu entschuldigen, wenn die Ordnungskräfte angegriffen und provoziert werden“, sagte Philippe. Innenminister Christophe Castaner nannte die Vorfälle „nicht tolerierbar“ und eine „Beleidigung der Republik“.

Frankreich: Zusammenstöße mit „Gelbwesten“

In Frankreich protestieren am dritten Samstag in Folge Tausende „Gelbwesten“ gegen die Politik von Präsident Emmanuel Macron. Dabei kommt es zu schweren Zusammenstößen.

Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie einige Demonstranten und Demonstrantinnen sich am Nachmittag am Grabmal des unbekannten Soldaten unter dem Triumphbogen versammelten und die französische Nationalhymne sangen. Auf der Prachtstraße selbst demonstrierten nach offiziellen Angaben rund 200 „Gelbwesten“ friedlich. Die Bewegung, benannt nach den Warnwesten im Auto, ist breit und diffus. Hinter ihr steht keine Gewerkschaft und keine Partei.

Unterstützung für Gelbwesten gestiegen

Präsident Macron hatte in der vergangenen Woche einen Kurswechsel in der Energiepolitik angekündigt. Die Kraftstoffsteuern sollten künftig an die Entwicklung des Weltmarktpreises für Öl gekoppelt werden, damit die Kosten für die Bürger nicht zu hoch steigen. Umfragen zufolge werten die Franzosen die Maßnahmen als unzureichend – die Unterstützung in der Bevölkerung für die „Gelbwesten“ ist sogar noch gewachsen.

Ein französischer Polizist steht in Paris neben einem brennenden Auto
Reuters/Charles Platiau
Brennende Autos, zerschlagene Glasscheiben – insgesamt gab es rund 100 verletzte Personen

Mehrere Oppositionspolitiker warfen der Regierung vor, die Gewalt eskalieren zu lassen, um die „Gelbwesten“ zu diskreditieren. Der Rechtsnationalist Nicolas Dupont-Aignan forderte den Rücktritt von Innenminister Castaner. Der Linksparteichef Jean-Luc Melenchon kritisierte die Regierung wegen „übermäßiger Gewaltanwendung gegen friedliche Demonstranten“.