Model mit Pelz bei der Präsentation der Herbst/Winter-Kollektion von Chanel
APA/AFP/Patrick Kovarik
„No more Croco for Coco“

Chanel verzichtet auf Pelz und Kroko

Das französische Modehaus Chanel verzichtet künftig auf Pelz sowie Krokodilleder und andere exotische Tierhäute. Das kündigte das Modehaus überraschend am Montag – unter dem Motto „No more Croco for Coco“ – an. Begründet wurde das damit, dass es schwieriger werde, Tierhäute zu beziehen, die den Standards von Chanel entsprechen.

„Es gibt ein Problem bei der Zulieferung“, wurde Bruno Pavlovsky, Präsident der Modeabteilung des französischen Luxushauses, in der Modezeitschrift „Vogue“ zitiert. Es liege bereits eine Stimmung gegen den Einsatz von tierischen Produkten in der Luft, so Pavlovsky weiter. „Aber das (die Entscheidung gegen Pelz und exotische Tierhäute, Anm.) ist nichts, wozu wir gedrängt wurden. Es war unsere freie Entscheidung.“ Pavlovsky verkündete die neue Gangart in Sachen Pelz und Kroko einen Tag vor der Präsentation der „Metiers d’art“-Kollektion im Metropolitan Museum of Art in New York.

Statt exotischer Tierhäute wie Krokodilleder, Eidechsenleder, Schlangenleder, Stachelrochenleder sowie Pelz will Chanel künftig Textilien und andere Lederarten nutzen sowie erforschen, die Nebenprodukte der Lebensmittelindustrie sind. Bis zum endgültigen Ende des Verkaufs von Pelz und Co. durch Chanel wird es allerdings noch eine Weile dauern, wobei die exotischen Häute nur eine untergeordnete Rolle in den Designs des Konzerns spielen.

Präsentation der Frühling-Sommer-Kollektion 2019 von Chanel
APA/AFP/Bertrand Guay
Echtpelz und Krokodilleder werden auf den Modeschauen des Luxuslabels künftig nicht mehr zu sehen sein

Luxuslabels: Schlangenleder ja, Pelz nein

Chanel folgt damit als eines der ersten Luxuslabels auf Marken wie Asos, Nike, H&M und Puma, die allesamt exotische Tierhäute von ihrer Produktpalette strichen. Auch das Luxuslabel Diane von Furstenberg kündigte im Oktober an, keine exotischen Tierhäute mehr einsetzen zu wollen.

Während Modehäuser wie Gucci, Armani, Versace und Michael Kors schon seit einiger Zeit für ihre Kollektionen keinen Pelz mehr einsetzen, finden sich Krokodilleder und dergleichen nach wie vor in deren Designs. Kering, die Mutterfirma von Gucci und Balenciaga, investierte erst im vergangenen Jahr in eine Pythonfarm in Thailand.

Wertewandel bei Millennials?

Als „mutigen Schritt“ bezeichnete Luca Solca, der Vorsitzende für Luxusgüter bei der französischen Bank Exane BNP Paribas, die Ankündigung gegenüber dem Modeportal Business of Fashion (BoF). Solca verwies auf einen Wertewandel bei der jüngeren Kundschaft – den Millennials – von Chanel und meinte, dass auch andere Luxuslabels nachziehen würden.

Präsentation der Herbst/Winter-Kollektion von Chanel
Reuters/Pascal Rossignol
Kleidung und Taschen aus exotischen Tierhäuten liegen laut Analysten bei der jüngeren Generation nicht mehr im Trend

„Viele Millennials und Luxuskunden der Generation Z sagen, dass sie es bevorzugen, Produkte zu kaufen, die auf ethische Weise beschafft worden sind und die eine minimale Auswirkung auf die Umwelt haben – selbst wenn ihre Einkäufe das nicht immer widerspiegeln“, hieß es auf Business of Fashion.

Analysten glauben allerdings auch, dass der Wert der verbleibenden Produkte aus exotischen Häuten nun deutlich steigt. „Ich bin mir sicher, dass Chanels 2018-Alligator-Kollektion nun äußerst begehrt sein wird“, wurde der Analyst John Guy von Mainfirst in BoF zitiert.

Tierschützer bejubeln Entscheidung

Tierschützer bejubelten die Entscheidung. „Ein Grund zu feiern“, sagte Thomas Pietsch, Wildtierexperte der Tierschutzorganisation Vier Pfoten. „Immer mehr Luxusmodehäuser steigen aus Pelz aus. Dass auch auf exotische Häute verzichtet wird, vor allem auf Krokodilleder, ist aus Tierschutzsicht ein Grund zu feiern“, sagte Pietsch.

Präsentation der Herbst/Winter-Kollektion von Chanel
Reuters/Pascal Rossignol
Tierschützer hoffen, dass Chanel in Sachen Pelz und Kroko Nachahmer in der Modebranche findet

NGOs hoffen nun, dass andere Modehäuser auch in Sachen Krokodilleder und Ähnliches auf Chanel folgen werden. Noch immer würden jedes Jahr mehr als 100 Millionen Tiere von der Pelzindustrie getötet, kritisierten die Tierschützer. Ethischer Konsum und Tierschutz hätten aber auch für Luxuslabels an Bedeutung gewonnen, so Pietsch.