100-Euro-Banknoten
Getty Images/iStockphoto/scanrail
Euro-Stärkung

EU will Dollar-Abhängigkeit beenden

Die EU-Kommission hat am Mittwoch Pläne zur internationalen Stärkung des Euro vorgestellt. Sie sind nicht zuletzt eine Absage an die zunehmende Abschottungspolitik der USA. Besonders im Energiesektor will Brüssel Europas Abhängigkeit vom US-Dollar brechen.

Die EU ist der größte Energieimporteur der Welt. In den vergangenen fünf Jahren wurden Rohöl und Gas im Wert von fast 500 Milliarden Euro eingeführt. 85 Prozent der Importe wurden in US-Dollar abgewickelt. Selbst europäische Energiekonzerne wickelten ihre Geschäfte untereinander oft in der US-Währung ab, so die EU-Kommission in einem am Mittwoch vorgestellten Papier.

Diese Abhängigkeit vom Dollar bringe für Europa „Unsicherheiten, Risiken und Kosten mit sich“. Für EU-Energiekommissar Miguel Arias Canete könnte eine stärkere Nutzung des Euro auch „das Risiko von Versorgungsunterbrechungen verringern und die Autonomie europäischer Firmen stärken“. 34 Prozent der Energieimporte bezieht die EU derzeit aus Russland – ein nicht immer verlässlicher internationaler Partner.

Brüssel startet Umfrage

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hatte in seiner Rede zur Lage der EU im September bemängelt, dass 80 Prozent der Energieimporte in Europa in Dollar bezahlt würden. Der Euro müsse das Gesicht und Werkzeug der neuen europäischen Souveränität werden, hatte Juncker erklärt.

Gas-Pipeline
Reuters/David W. Cerny
Im Energiesektor will die EU die Vormachtstellung des Dollar brechen

Brüssel plant nun eine Befragung der Marktteilnehmer. Die Ergebnisse will sie im Sommer kommenden Jahres zusammenfassen und Schlüsse ziehen. Auch beim Einkauf von Rohstoffen, Nahrungsmitteln und Flugzeugen will die Kommission „mögliche Aktionen zur Förderung der Nutzung des Euro“ prüfen.

Welche Währung die Marktteilnehmer aber letztlich nutzen, bleibe ihnen selbst überlassen, so die Kommission. Alle Schritte seien unverbindlich. Es sei nicht Ziel der Initiative, „in die wirtschaftliche Freiheit einzugreifen oder die Wahlmöglichkeiten zu beschränken“, hieß es seitens der Kommission.

Euro auf Platz zwei

„Der Euro sollte das politische, wirtschaftliche und finanzielle Gewicht der Euro-Zone widerspiegeln“, sagte EU-Währungskommissar Valdis Dombrovskis am Mittwoch. Obwohl er lediglich 20 Jahre alt sei, sei der Euro die zweitwichtigste Währung der Welt. Was die Devisenreserven betrifft, ist die Kluft zwischen Euro und Dollar groß. 60 Prozent der Fremdwährungsreserven in den internationalen Zentralbanken sind in Dollar, nur 20 Prozent in Euro. Die Kommission verweist allerdings darauf, dass dieser Wert immer noch höher liege als der Anteil der Euro-Zone am weltweiten Bruttonationalprodukt.

Arias Canete
APA/AP/Geert Vanden Wijngaert
Energiekommissar Canete will die Abhängigkeit der EU bei Energieimporten verringern

Beim internationalen Zahlungsverkehr lag der Euro dagegen bis 2013 weltweit bereits vor dem US-Dollar. Dann schlugen die Nachwirkungen der Griechenland-Krise durch, international sank das Vertrauen in die Gemeinschaftswährung – und der US-Dollar holte sich Platz eins zurück. Mittlerweile ist der Abstand wieder geschrumpft: Laut Zahlen der EU-Kommission wurden 40 Prozent des internationalen Zahlungsverkehrs im Vorjahr in US-Dollar abgewickelt und knapp 36 Prozent in Euro.

Veränderte Weltordnung

Die multilaterale Weltordnung werde zunehmend geschwächt, sagte Dombrovskis in Brüssel. Die Antwort darauf müsse ein global stärkerer Euro sein. Für europäische Haushalte und Firmen könne eine größere Rolle des Euro als Reservewährung auch niedrigere Zinsen bedeuten, erklärte die Kommission. Bei Unternehmen könne der Einsatz des Euro zudem das Risiko verringern, von juristischen Schritten aus Drittstaaten zur Durchsetzung von Sanktionen getroffen zu werden – etwa die von den USA verhängten Sanktionen gegen den Iran.

Eine stärkere Rolle des Euro könne aber auch die Widerstandsfähigkeit der internationalen Finanzmärkte stärken, argumentiert Brüssel. Als „zusätzliche Option“ bei den Währungen könne die Gemeinschaftswährung die Weltwirtschaft „weniger verletzlich für Schocks machen“.

„Ordnung im eigenen Haus machen“

Auch EU-intern gibt es nach Ansicht der Kommission einiges zu tun. Die Wirtschafts- und Währungsunion, die Bankenunion und die Kapitalmarktunion müssten vervollständigt werden. Ein weiteres Ziel: Europas Märkte sollen widerstandsfähiger gemacht werden. Die internationale Rolle des Euro sei in der Krise geschrumpft, so Dombrovskis. Daher sei es wichtig, „Ordnung im eigenen Haus“ zu machen.