„Aquarius“ stellt Rettungsfahrten im Mittelmeer ein

Die Mission des seit Wochen festgesetzten Flüchtlingsrettungsschiffs „Aquarius“ im Mittelmeer wird beendet. „Die Einstellung des Betriebs der ‚Aquarius‘ war eine äußerst schwierige Entscheidung“, erklärte gestern der Geschäftsführer der Hilfsorganisation SOS Mediterranee, Frederic Penard.

Der Schritt solle es ermöglichen, den „Einsatz auf See so schnell wie möglich wieder aufzunehmen“. SOS Mediterranee bemühe sich bereits um ein neues Schiff.

Die von Ärzte ohne Grenzen (MSF) und SOS Mediterranee gemeinsam betriebene „Aquarius“ liegt derzeit im französischen Marseille vor Anker. Zweimal wurde dem Schiff die Flagge entzogen. Zuletzt warfen italienische Behörden der NGO vor, illegal Müll in Italien entsorgt zu haben, und drohten mit der Beschlagnahmung des Schiffs. Die Regierung in Italien hat die Häfen des Landes für Seenotretter weitgehend dichtgemacht.

Rettungsschiff „Aquarius“ im französischen Marseille vor Anker
Reuters/Jean-Paul Pelissier

NGO beklagt „Kriminalisierung“

„Wir haben den Höhepunkt der Kriminalisierung von humanitärer Hilfe auf See erreicht. Dass wir jetzt dazu gezwungen sind, den Betrieb der ‚Aquarius‘ einzustellen, während europäische Mitgliedsstaaten ihrer Verantwortung, Menschen im Mittelmeer zu retten, nicht gerecht werden, ist ein Armutszeugnis für Europa“, sagte Verena Papke, Geschäftsführerin von SOS Mediterranee Deutschland.

Nun sollten Möglichkeiten für ein neues Schiff ausgelotet werden. Man sei „auf die Initiative von mutigen Reedereien angewiesen, die bereit sind, ein Zeichen der Solidarität“ zu setzen.

Die „Aquarius“ war seit Februar 2016 im Einsatz und hat etwa 30.000 Menschen aus Seenot gerettet. Weltweit Beachtung fand die Blockade des Schiffs im Sommer mit Hunderten Menschen an Bord. Damals ließ Italiens Innenminister Matteo Salvini das Boot nicht in Italien anlegen. Es musste nach Spanien ausweichen.