Huawei’s Finanzchefin Meng Wanzhou
Reuters/Alexander Bibik
Huawei-Festnahme

China kritisiert USA scharf

Chinesische Staatsmedien haben mit scharfer Kritik an den USA auf die Festnahme der Huawei-Finanzchefin Meng Wanzhou reagiert. Es sei „zweifelsohne wahr und bewiesen“, dass die USA alles versuchten, um Huaweis Expansion in der Welt einzudämmen, hieß es Berichten am Freitag. Huawei ernannte indes einen kommissarischen Nachfolger für Meng.

„Für die Entwicklung der chinesisch-amerikanischen Beziehungen ist politisches Vertrauen dringend nötig“, schrieb „China Daily“. Doch Washington habe geholfen, dieses politische Vertrauen zu untergraben, indem es seine Verbündeten überredet und gedrängt habe, einer Zusammenarbeit mit Huawei aus dem Weg zu gehen, so die Zeitung weiter.

Die einflussreiche „Global Times“ warf den USA vor, auf „einen verabscheuungswürdigen Schurkenansatz“ zurückzugreifen, da sie Huaweis 5G-Marktvorstoß nicht aufhalten könnten. Über ein juridisches Verfahren versuchten die USA, den chinesischen Netzwerkausrüster „zu unterdrücken“. Der Vorfall zeige, dass sich China in einem „komplizierten Wettbewerb“ mit den USA befinde. „Peking benötigt Entschlossenheit und Weisheit, um seine eigenen Interessen zu schützen.“

Liang folgt Meng

Beide Zeitungen betonten, es sei nicht klar, warum Meng festgenommen worden sei. Insidern zufolge verdächtigen die Behörden den weltgrößten Netzwerkausrüster Huawei, mindestens seit 2016 in den USA gefertigte Produkte in den mit Sanktionen belegten Iran exportiert zu haben. Es werde ermittelt, ob der chinesische Telekomkonzern das britische Geldhaus HSBC für illegale Transaktionen mit dem Iran genutzt habe, sagten mit der Angelegenheit vertraute Personen.

Huawei bestimmte mit Chairman Liang Hua der Nachrichtenagentur Reuters zufolge indes einen kommissarischen Nachfolger für Meng. Das geht aus einem internen Schreiben des chinesischen Großkonzerns am Freitag an seine Mitarbeiter hervor. Huawei war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Festnahme zu brisantem Zeitpunkt

Die Tochter des Huawei-Gründers war am 1. Dezember nach Aufforderung der US-Behörden im kanadischen Vancouver in Gewahrsam genommen worden. Ihre Festnahme in Vancouver erfolgte bereits am Samstag, wurde aber erst am Mittwoch (Ortszeit) bekannt. Am Freitag wird die 46-Jährige in Vancouver vor Gericht für eine Kautionsanhörung erwartet.

Der Zeitpunkt der Festnahme verleiht dem Vorgang zusätzliche Brisanz: Gleichzeitig beriet US-Präsident Donald Trump mit dem chinesischen Staatschef Xi Jinping am Rande des G-20-Gipfels in Buenos Aires über den Handelsstreit zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt. Dabei vereinbarten sie eine 90-tägige „Waffenruhe“ in dem Konflikt. Zwei US-Regierungsvertretern zufolge wusste Trump nichts von den Plänen, Meng festzunehmen.

Japan verbietet Aufträge mit Huawei und ZTE

Die kanadische Regierung nahm nach Angaben von Ministerpräsident Justin Trudeau keinen Einfluss auf die Entscheidung zur Festnahme der Managerin. Seine Regierung sei von den Behörden einige Tage im Voraus informiert worden. Näher wollte sich Trudeau nicht äußern und verwies zur Begründung auf eine für Freitag geplante Anhörung Mengs.

Die japanische Regierung will Insidern zufolge keine Lieferverträge mehr mit Huawei und ZTE abschließen. Ein entsprechendes Verbot für Regierungsbehörden sei geplant. In den westlichen Industriestaaten steht Huawei schon länger am Pranger: Dort werden eine Einflussnahme durch die Regierung in Peking, Spionage und Störung der nationalen Netze befürchtet.

„Wir müssen uns wegen dieser Unternehmen Sorgen machen“, sagte EU-Technologiekommissar Andrus Ansip am Freitag in Brüssel. Die EU müsse sich wegen Huawei und anderer chinesischer Unternehmen sorgen, weil sie für die Wirtschaft und Sicherheit ein Risiko darstellen würden, so Ansip. Er sei besorgt, weil die chinesischen Technologiefirmen gezwungen seien, mit den chinesischen Geheimdiensten zu kooperieren. Sie würden Chips produzieren, die dazu verwendet werden könnten, „unsere Geheimnisse zu erlangen“. Zur Festnahme in Kanada habe er aber nicht genug Informationen.

Festnahme belastete Börsen

Mengs Festnahme entfachte neue Sorgen vor einer Eskalation des Handelsstreits der USA mit China und belastete die Börsen. „Schwer vorstellbar, dass diese Entwicklung zu einer Deeskalation im Zollstreit zwischen den USA und China beiträgt“, sagte Analyst Gregor Kuhn von Emden Research.

Der exportorientierte deutsche Leitindex DAX fiel am Donnerstag erstmals seit zwei Jahren wieder unter die Marke von 11.000 Punkten. Freitagfrüh startete er einen Erholungsversuch und gewann binnen weniger Handelsminuten 0,5 Prozent. In New York rutschte der Leitindex Dow Jones zwischenzeitlich um drei Prozent ab. An den asiatischen Börsen ging es nach den jüngsten Verlusten am Freitag wieder bergauf.