Frankreich: Kritik an Polizeieinsatz nach Schülerprotest

Das Vorgehen der Polizei bei einer Massenfestnahme von Schülern und Schülerinnen hat in Frankreich Betroffenheit und Empörung ausgelöst. „Es hat schockierende Bilder gegeben, weil wir uns in einem Klima außergewöhnlicher Gewalt befinden“, sagte Frankreichs Bildungsminister Jean-Michel Blanquer heute im Sender France Inter.

Gestern waren in der Nähe von Paris rund 150 Menschen festgenommen worden. Dabei handelte es sich vor allem um Schüler und Schülerinnen, die in der Nähe einer Schule in Mantes-la-Jolie protestiert hatten. Videos des Polizeieinsatzes zeigen, wie Dutzende Jugendliche in Reihen und unter der Aufsicht der Sicherheitskräfte auf dem Boden knieten oder hockten, mit den Händen am Kopf oder hinter dem Rücken. Polizeikreise bestätigten die Echtheit der Aufnahmen.

Schüler werden von der Polizei verhaftet
APA/AFP/Celine Agniel

Blanquer: Bilder „im Kontext sehen“

Blanquer sagte, man müsse die Bilder jedoch in ihrem Kontext betrachten – „in einer Zeit, in der die Sicherheitskräfte in ganz Frankreich im Einsatz sind, mit enormen Schwierigkeiten und mit unvorstellbaren Risiken“. In Mantes-la-Jolie seien Sicherheitskräfte angegriffen worden, es habe Ausschreitungen gegeben. „Ein Großteil wird natürlich freikommen, aber unter ihnen sind auch solche, die sehr schlimme Dinge getan haben“, sagte Blanquer.

Linke Politiker verurteilten den Polizeieinsatz. Nichts könne diese Demütigung der Minderjährigen rechtfertigen, schrieb der Chef der Sozialisten, Olivier Faure, auf Twitter. „Das Feuer schwelt, fachen Sie es nicht an!“ Der frühere Präsidentschaftskandidat der Sozialisten, Benoit Hamon, twitterte: „Was sucht die politische Führung, wenn nicht Gewalt als Reaktion?“