Skelett eines Allosaurus in einem Aktionshaus
APA/AFP/Stephane De Sakutin
Hobby für Reiche

DiCaprio und Cage auf Saurierjagd

Ein Auktionshaus, Millionen Jahre alte Dinosaurierskelette – und Leonardo DiCaprio als begeisterter Sammler: Was nach der Grundlage für einen mäßigen Hollywood-Thriller klingt, ist offenbar ein realer Trend unter Stars. Erst vor Kurzem soll DiCaprio Interesse an einem Kunstwerk mit Saurierknochen bekundet haben. Schon in der Vergangenheit nahm er an entsprechenden Auktionen teil – sein Gegenspieler damals: Nicolas Cage.

DiCaprio gilt nicht nur innerhalb Hollywoods als begeisterter Kunstsammler: Er ist regelmäßiger Gast auf Kunstmessen und -auktionen, in seiner Sammlung befinden sich Gemälde von Frank Stella, Ed Ruscha und Takashi Murakami. Ein Picasso, der ihm geschenkt wurde, stellte sich als zentrales Stück eines Geldwäscheskandals in Malaysia heraus – im Vorjahr musste er ihn deshalb wieder abgeben.

Im Rahmen der Art Basel in Miami vergangene Woche soll es DiCaprio die Ausstellung „DeXtinction“ besonders angetan haben, wie der Society-Ableger der „New York Post“, Page Six, berichtete. Offenbar soll ein Werk mit 150 Millionen Jahre alten Dinosaurierknochen sein Interesse geweckt haben. Das Ausstellungsstück soll rund 2,5 Mio. US-Dollar (rund 2,1 Mio. Euro) wert sein.

„Jurassic Park“ im Eigenbau

Ob DiCaprio seine Sammlung letztlich erweiterte, ist nicht bekannt. Doch ein Interesse an Fossilien wird ihm schon lange nachgesagt. Das Kunstportal Artnet berichtete bereits 2015 über die Sammlung DiCaprios. Es soll sich um „wichtige“ Fossilien handeln, „vor allem um Raubsaurier“, so Artnet, ohne näher auf den tatsächlichen Bestand DiCaprios einzugehen.

Skelett eines Allosaurus in einem Aktionshaus
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Auktionshäuser versteigern jährlich eine Handvoll Dinosaurierskelette wie hier im November in Paris

DiCaprio ist nicht der einzige Hollywood-Star, der offenbar an seinem eigenen „Jurassic Park“ arbeitet. 2007 kam es bei einer Auktion gar zu einem Showdown zwischen den beiden Oscar-Gewinnern DiCaprio und Cage: Bei einer Auktion kaufte Cage den Schädel eines Tyrannosaurus Bataar, an dem auch DiCaprio interessiert war. Cage zahlte letztlich rund 270.000 Dollar für den Schädel.

Cage musste Schädel zurückgeben

Die Auktion hatte einige Jahre später jedoch ein gerichtliches Nachspiel: Denn die Saurierüberreste kamen aus dem Besitz von Eric Prokopi, laut dem „Telegraph“ selbsternannter „geschäftlicher Paläontologe“. Prokopi wurde jedoch wegen Schmuggels festgenommen, der Schädel stellte sich als gestohlen heraus. Cage stimmte zu, den Schädel an die Mongolei zurückzugeben, die die Dinosaurier als „kulturelles Erbe“ ansieht.

Auch „Gladiator“-Schauspieler Russell Crowe zählt zum Hollywood-Dino-Fanclub. Er versteigerte unter anderem dieses Jahr den Schädel eines Mosasauriers aus seinem Besitz. Jedoch hatte auch an dieser Auktion DiCaprio maßgeblichen Anteil. Denn Crowe erwarb den Schädel ursprünglich von DiCaprio – um knapp 35.000 Dollar.

Forschung wenig begeistert

Dinosaurierskelette sind häufig ein begehrter Posten bei Auktionen. Das Netzkulturmagazin „Wired“ berichtete im Sommer etwa über eine Auktion, bei der die Überreste eines unbekannten Sauriers versteigert wurden. Letztlich wechselten die Knochen um 2,3 Millionen Euro den Besitzer – der anonym blieb.

Die Forschung sieht das entsprechend skeptisch: In einem offenen Brief vor der Auktion warnte die amerikanische Society for Vertebrate Paleontology vor dem Verkauf. „Fossilien, die an Privatpersonen verkauft werden, gehen der Wissenschaft verloren“, heißt es darin.

Moralisches Dilemma mit Blockbuster-Ambition?

Gegenüber „Wired“ sagte der Präsident der Vereinigung, dass „ein solches Skelett potenziell ein einzigartiges und unersetzliches Zeugnis der Vergangenheit der Erde“ sei. „In diesem Sinne ist es für uns alle wichtig“, so David Polly. Laut dem Magazin wechseln jedes Jahr rund fünf Skelette bei Auktionen den Besitzer oder die Besitzerin.

Im Gegensatz zu so manchem Hollywood-Blockbuster hinterlässt die Sammelwut der Superreichen ein moralisches Dilemma, in dem einander Forschung und Geld gegenüberstehen. Lässt man die Auktion von Fundstücken an Privatpersonen zu, fällt die Forschung um wichtige Fossilien um – verbietet man sie, könnten privat finanzierte Ausgrabungen an Attraktivität verlieren und Fossilien für immer in der Erde bleiben.

Darüber hinaus spielen laut „Wired“ auch Faktoren wie Ausbeutung und der Schwarzmarkt eine gewichtige Rolle. Denn für Menschen in Armut sind die Ausgrabungen in einigen Ländern eine der wenigen Einnahmequellen. Dem steht der illegale Handel in Staaten gegenüber, die die Ausführung derartiger Fundstücke strikt verbieten. Das könnte eigentlich schon genug Stoff für einen abendfüllenden Thriller sein – „basierend auf wahren Begebenheiten“.