Während hierzulande das Wort des Jahres gewählt wird, wird in Japan jährlich ein Schriftzeichen gesucht, das die vergangenen Monate am besten beschreiben soll. Dieses Jahr fiel die Wahl auf das Kanji-Zeichen für „Katastrophe“, wie unter anderem die BBC berichtete. Im japanischen Fernsehen wurde heute die Entscheidung live bekanntgegeben: Der Meister eines Tempels in Kyoto malte das diesjährige Siegerzeichen auf eine Leinwand.
Häufung an Naturkatastrophen
Die Wahl spiegelt eine ganze Reihe an Umweltkatastrophen wider, die heuer über den Inselstaat hereingebrochen waren. Überflutungen, Erdbeben und Hitzewellen kosteten Dutzende Menschen das Leben und belasteten überdies die japanische Wirtschaft. Die Wirtschaftsleistung fiel im dritten Quartal um 1,2 Prozent.
Im Juli mussten neun Mio. Menschen vor schweren Überschwemmungen fliehen. Fast 200 Menschen kamen in den Wassermassen ums Leben. 65 weitere Menschen starben im selben Monat an den Folgen einer Hitzewelle. 22.000 Menschen mussten wegen der Temperaturen im Krankenhaus behandelt werden.
Im August zog der Taifun „Jebi“ eine Spur der Verwüstung über den Inselstaat. Windgeschwindigkeiten von bis zu 172 km/h machten ihn zum stärksten Sturm, den Japan in den vergangenen 25 Jahren erlebt hatte. Im September erschütterte überdies ein schweres Erdbeben Hokkaido, die nördlichste der japanischen Hauptinseln, und löste schwere Erdrutsche aus.
Zeichen aus chinesischem Alphabet
Die Wahl des Zeichens des Jahres wird seit 1995 von der Japanischen Kanji-Kompetenztest-Stiftung abgehalten. Rund 21.000 Personen stimmten diesmal für das „Katastrophe“-Zeichen, das in etwa wie „sei“ ausgesprochen wird. Auf den zweiten Platz kam ein Zeichen für „Frieden“. Die aus dem Chinesischen stammenden Kanji-Zeichen sind auch ein wesentlicher Bestandteil des japanischen Alphabets.