Polizeikräfte in Straßburg
Reuters/Christian Hartmann
Anschlag in Straßburg

Polizei sucht nach Komplizen

Nach dem Tod des mutmaßlichen Straßburger Attentäters Cherif Chekatt sucht die Polizei nun nach möglichen Komplizen. Die Ermittler wollten herausfinden, ob der 29-Jährige während seiner Flucht unterstützt worden sei, sagte der Pariser Anti-Terror-Staatsanwalt Remy Heitz am Freitag bei einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz in Straßburg.

Sieben Menschen befänden sich derzeit in Polizeigewahrsam, so Heitz. Dabei handle es sich um vier Familienangehörige und drei der Familie nahestehende Personen. Zwei von ihnen seien in der Nacht auf Freitag festgenommen worden.

Nach einer zweitägigen Großfahndung hatte die Polizei Chekatt am Donnerstagabend erschossen. Er soll für den Terroranschlag auf dem Straßburger Weihnachtsmarkt am Dienstagabend mit vier Toten verantwortlich sein. Gegen 21.00 Uhr hätten drei Polizisten den mutmaßlichen Attentäter im Stadtteil Neudorf auf der Straße ausgemacht, teilte der französische Innenminister Christophe Castaner noch Donnerstagnacht mit. Als sie den Verdächtigen hätten verhaften wollen, habe dieser das Feuer eröffnet. Die Polizei habe auf den Angriff geantwortet und den Täter getötet.

Weihnachtsmarkt wieder geöffnet

Der Weihnachtsmarkt in der Elsass-Metropole ist seit Freitag wieder geöffnet. Castaner und der Straßburger Bürgermeister Roland Ries gingen am Vormittag über den Markt in der Innenstadt und sprachen mit Verkäufern und Besuchern. Der Platz wurde abgesichert von Polizei und Soldaten. Hunderte Menschen kamen zur Wiedererröffnung und schlenderten über den Markt. An den Ständen konnte man wieder Glühwein und Essen kaufen.

Christophe Castaner
AP/Christophe Ena
Unter sehr hohem Polizeiaufgebot spazierte Castaner über den Weihnachtsmarkt

Chekatt sprach Frau am Donnerstag an

Laut Regionalzeitung „Les Dernieres Nouvelles d’Alsace“ war der 29 Jahre alte Tatverdächtige am Donnerstag mit einer Schusswaffe und einem Messer bewaffnet gewesen. Castaner machte dazu keine Angaben. „Meine Damen und Herren, ich bin stolz“, sagte der Ressortchef am späten Abend. Nach Angaben des Senders BFMTV hatte Chekatt am Donnerstag eine Frau angesprochen. Diese habe bemerkt, dass der Mann verletzt gewesen sei. Sie habe darauf die Polizei alarmiert.

Der Attentäter hatte am Dienstagabend mitten in der Weihnachtssaison das Feuer in der weihnachtlich geschmückten Straßburger Innenstadt eröffnet. Zeugen haben ihn nach Angaben von Heitz „Allahu akbar“ (Gott ist unvergleichlich groß) rufen hören. Die Terrormiliz IS reklamierte die Tat für sich. Anschließend war er auf der Flucht vor der Polizei von Soldaten verletzt worden. Chekatt ließ sich nach Ermittlerangaben unmittelbar nach dem Anschlag in Neudorf mit einem Taxi absetzen und verschwand danach. In der Nähe befand sich seine Wohnung, die durchsucht worden war.

1.300 Soldaten für Anti-Terror-Einsatz

Deutsche und französische Behörden hatten mit zahlreichen Beamten und einem Fahndungsaufruf nach dem polizeibekannten mutmaßlichen Attentäter gesucht. Die deutsche Bundespolizei fahndete im deutsch-französischen Grenzgebiet, auch Spezialkräfte waren im Einsatz. Die französische Polizei hatte ein Fahndungsfoto des radikalisierten Mannes samt Täterbeschreibung veröffentlicht.

Ermittler in Straßburg
Reuters/Christian Hartmann
Der mutmaßliche Täter soll nach Polizeiangaben während einer Großrazzia getötet worden seien

Die französische Regierung verstärkte indes die Soldaten im Anti-Terror-Einsatz. In den kommenden Tagen sollen sich rund 1.300 weitere Soldaten der „Operation Sentinelle“ anschließen, wie Premierminister Edouard Philippe am Mittwochabend ankündigte. Dabei handelt es sich um eine Einsatztruppe, die nach dem islamistischen Anschlag auf das Satiremagazin „Charlie Hebdo“ im Jänner 2015 ihre Arbeit aufnahm. Dafür sind einige tausend Soldaten in Frankreich im Einsatz.

Bereits am Donnerstagnachmittag hatte es einen größeren Polizeieinsatz im Stadtteil Neudorf gegeben. Auf Fernsehbildern waren zahlreiche Einsatzfahrzeuge zu sehen. Der Anlass für die Aktion war zunächst unklar. Der mehrfach vorbestrafte mutmaßliche Angreifer soll sich im Gefängnis radikalisiert haben. Der gebürtige Straßburger mit nordafrikanischen Wurzeln saß wegen schweren Diebstahls auch in Deutschland in Haft.

Macron: „Stadt, die tödlich getroffen wurde“

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sprach den Opfern und Familien in Brüssel erneut die Solidarität der gesamten Nation aus. „Es war nicht nur Frankreich, das getroffen wurde – eine französische Stadt, unsere Bürger –, sondern es war genauso eine große europäische Stadt, die vor einigen Tagen tödlich getroffen wurde.“ Macron war nach Brüssel zum Gipfeltreffen der 28 Staats- und Regierungschefs der EU-Länder gereist. Auch dort wurde der Opfer gedacht.

Unter den Todesopfern ist ein 45 Jahre alter Tourist aus Thailand, wie das Außenministerium in Bangkok bestätigte. Nach französischen Medienberichten wurde außerdem ein Franzose getötet, der gerade vor einem Restaurant auf seine Familie wartete. Unter den Opfern ist außerdem ein Straßburger mit afghanischen Wurzeln.