Russische Fahne mit „Trump“-Aufschrift
AP/Patrick Semansky
Trump-Wahl

Neue Details zu Russlands Einflussnahme

Russland hat einem Bericht des US-Senats zufolge gezielt mit Wort, Bild und Videos in Sozialen Netzwerken die Wahl von US-Präsident Donald Trump im Jahr 2016 unterstützt. Nach Amtsantritt von Trump seien die Anstrengungen sogar noch verstärkt worden, berichtete die „Washington Post“ am Montag unter Berufung auf einen Senatsbericht, dessen Entwurf der Zeitung vorliegt.

„Klar ist, dass alle Botschaften die Republikaner begünstigen sollten – besonders Donald Trump“, heißt es. Es handle sich um die bisher umfangreichste Untersuchung der russischen Desinformationskampagne. Russische Akteure hätten US-Nutzer der verschiedenen Sozialen Netzwerke in Interessengruppen eingeteilt, schreibt das Blatt.

Themen wie Waffengesetze und Migration seien beispielsweise gezielt an Konservative gerichtet worden, um sie so zur Wahl Trumps zu ermutigen. Potenzielle Gegner dagegen sollten von der Wahl abgelenkt und abgehalten werden.

Bestätigt bisherige Erkenntnisse

Der Bericht, der im Lauf der Woche erscheinen soll, bezieht sich auf Daten eines Forschungsprojekts der Universität Oxford. Bis Mitte des Jahres 2017 wurden Einträge aus Sozialen Netzwerken untersucht, die von den Plattformen Facebook, Google und Twitter bereitgestellt wurden. Erstmals wurden alle Posts, die von den Unternehmen dem Senat übergeben wurden, systematisch ausgewertet. Der Bericht kritisiert dabei auch scharf, dass Facebook und Co. die Daten in unzureichender oder schwer zu verarbeitender Form übergaben.

Midterms kein Thema

Über mögliche russische Einflussnahme während der jüngsten Kongresswahlen im November macht die aktuelle Studie keine Aussagen.

Der Bericht schließt an Erkenntnisse der US-Sicherheitsbehörden an, laut denen sich Russland intensiv in den US-Präsidentschaftswahlkampf 2016 einmischte. Die US-Geheimdienste gelangten bereits während des damaligen Wahlkampfs zu der Erkenntnis, dass Russland hinter den Hackerangriffen auf das Umfeld von Trumps Kontrahentin Hillary Clinton steckte.

„Heart of Texas“ und „Army of Jesus“

Mehr als 99 Prozent des russischen Engagements auf Facebook kamen laut Bericht von 20 Facebook-Seiten, die sämtlich von der russischen Troll-Fabrik Internet Research Agency (IRA) kontrolliert wurden, darunter Seiten wie „Heart of Texas“, „Army of Jesus“ und „Blacktivist“. Diese 20 Seiten generierten 39 Millionen Likes, 31 Millionen Shares, 5,4 Millionen Interaktionen und 3,4 Millionen Kommentare. Insgesamt erreichte die russische Kampagne damit 126 Mio. Menschen via Facebook und 20 Mio. weitere via Instagram.

Auf Instagram unterhielt die IRA 133 Konten. Begonnen hatten die Aktivitäten bereits 2013, seither stiegen sie jährlich stark und erreichten ihren Höhepunkt im Halbjahr nach der Wahl von 2016. Besonders dramatisch war der Anstieg der Aktivität auf Instagram.

Plattformübergreifend agiert

Die Studie für den Senat verortet den Beginn der russischen Beeinflussungskampagnen im Jahr 2009 – damals für innenpolitische Zwecke. Die Ambitionen hätten sich aber ab 2013 auf die US-Politik ausgebreitet. Von den von Twitter dem Senat gelieferten Kommentaren waren 57 Prozent in russischer Sprache, 36 Prozent auf Englisch und der Rest in anderen Sprachen.

Die IRA agierte dabei plattformübergreifend – verlinkte also jeweils auf eigene Posts und Seiten in anderen Sozialen Netzwerken. Laut dem Bericht begannen russisches Akteure auch, Werbung auf Google für ihre Site „BlackMatters US“ zu kaufen. Darauf fanden sich so provokative Botschaften wie „Polizisten ermorden schwarze Kinder. Bist du sicher, dass dein Sohn nicht der Nächste ist?“ Ein dazugehöriger Twitter-Account beschwerte sich dagegen über die Sperre der Facebook-Seite und warf dem Unternehmen „Unterstützung der weißen Vorherrschaft“ vor.