Berliner Waldorfschule lehnt Kind von AfD-Politiker ab

Eine Berliner Waldorfschule verweigert die Aufnahme eines Kindes eines AfD-Abgeordneten – und löst damit eine heftige Debatte über Toleranz, Kindeswohl und Diskriminierung aus. Heute schaltete sich Berlins Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) ein.

Die Juristen von der Schulaufsicht in ihrem Haus würden den Schulträger um eine Stellungnahme zu dem Fall bitten, kündigte eine Sprecherin an. Scheeres sehe es „sehr kritisch“, falls die Schule die Ablehnung des Kindes nach der politischen Gesinnung der Eltern entschieden habe.

Monatelange Diskussionen

Nach einem Bericht der „Berliner Zeitung“ soll es schon seit Monaten Streit und heftige Diskussionen bei Eltern und Lehrern gegeben haben. Viele stellten sich gegen die Aufnahme des Kindes, das zusammen mit einem Geschwister den dazugehörigen Waldorf-Kindergarten besucht.

Der Berliner AfD-Fraktionsvorsitzende Georg Pazderski sprach von „Ausgrenzung und Sippenhaft“. Der betroffene AfD-Abgeordnete will sich zu seiner Auseinandersetzung mit der Schule nicht äußern und mit seinem Namen nicht erwähnt werden, auch um die Kinder zu schützen. Für ihn sei der Schulbesuch seiner Kinder ein privates und kein politisches Thema, hieß es.

Entscheidung mit Kindeswohl begründet

Vergangene Woche fiel die Entscheidung. Zur Begründung wurde das Kindeswohl angeführt. Der Geschäftsführer des Trägervereins der Waldorfschule teilte der „Berliner Zeitung“ mit: „Um eine einvernehmliche Lösung des Konfliktes wurde gerungen – sie konnte aber nicht erreicht werden.“

Weiter hieß es: „Angesichts dieses Konfliktes sieht die Schule keine Möglichkeit, das Kind mit der nötigen Unvoreingenommenheit und Unbefangenheit aufzunehmen – beides sind Grundvoraussetzungen, um die Entwicklung des Kindes angemessen zu fördern.“

Die Sprecherin der Senatsschulverwaltung sagte: „Private Schulen können natürlich selbst entscheiden, ob sie Schüler aufnehmen oder nicht.“ Allerdings stelle sich die Frage, ob diese Entscheidung dem Gleichbehandlungsgesetz widerspreche.

Streit auch in Wien

In Wien hatte ein längerer Streit zwischen einer Waldorfschule und einer bekannten Autorin aus rechtspopulistischen Kreisen für Aufregung gesorgt. Im Sommer kündigte die Schule den Kindern der Mutter. Ehemann der Frau und Vater der Kinder ist der prominente linke Kulturtheoretiker Helmut Lethen. Der österreichischen Zeitschrift „profil“ sagte er: „Es ist mir unbegreiflich, dass ein weltanschaulicher Konflikt von Eltern mit der Schulleitung auf dem Rücken der Kinder ausgetragen wird. Die Neuen Rechten könnten sich freuen – jetzt haben sie wieder ein Argument.“