Menschen im Gegenlicht
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Studie

Keine guten Noten bei Gleichstellung

Österreich hinkt beim Thema Gleichstellung zwischen Mann und Frau im internationalen Vergleich hinterher. Im aktuellen „Global Gender Gap Report“ des Weltwirtschaftsforums (WEF) erreicht es von 149 untersuchten Ländern den 53. Platz. 2016 war es Platz 52 von 144 Ländern gewesen, 2015 aber Platz 37 von 145 Ländern. Die globale Entwicklung zeigt insgesamt eine Stagnation bei der Gleichstellung.

Besonders schlecht schneidet Österreich bei Lohngerechtigkeit ab, hier landet es auf Rang 107. Gute Werte erzielt das Land hingegen in der Bildung. Auch in Deutschland ist die Gleichberechtigung ins Stocken geraten, das Nachbarland rutschte um zwei Plätze auf Rang 14 ab.

Das globale Ranking wird von Island, Norwegen und Schweden angeführt. Die Gleichberechtigung stagniert weltweit, in einigen Bereichen wachse die Kluft sogar weiter, warnte das WEF laut der Nachrichtenagentur dpa.

„Beunruhigende Entwicklung“

So habe das Gefälle zwischen Männern und Frauen in den Bereichen Gesundheit und Bildung zugenommen. Lediglich bei der wirtschaftlichen Chancengleichheit sei die Kluft verringert worden, allerdings sei der Frauenanteil an der weltweiten Erwerbsbevölkerung zurückgegangen.

Als Gründe für diese „beunruhigende Entwicklung“ führt der Bericht auf: Die Automatisierung wirke sich unverhältnismäßig stark auf Bereiche aus, die traditionell von Frauen besetzt sind. „Gleichzeitig sind Frauen in wachsenden Beschäftigungsfeldern, die MINT-Fähigkeiten und -Wissen erfordern, unterrepräsentiert.“ MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Zudem seien weltweit vielerorts Kinder- und Altenbetreuung noch immer unterentwickelt; das hemme die Rückkehr vieler Frauen in die Arbeit, so der Bericht weiter.

„Mehr denn je können es Gesellschaften sich nicht leisten, auf die Fähigkeiten, Ideen und Perspektiven der Hälfte der Menschheit zu verzichten“, so WEF-Gründer Klaus Schwab über den Bericht. Nur mit Teilhabe der Frauen lasse sich das Versprechen einer wohlhabenderen und menschlich orientierten Zukunft umsetzen.

Kluft wird seit Vorjahr wieder größer

Das WEF untersuchte für den jährlichen Bericht in 149 Staaten vier Bereiche: Wirtschaft – etwa Gehälter und Chancen auf Führungspositionen –, Zugang zu Bildung, politische Mitwirkungsmöglichkeiten sowie Gesundheit, etwa Lebenserwartung.

Im Vorjahr hatten die Autoren und Autorinnen erstmals seit Veröffentlichung der Studie 2006 eine Vergrößerung der Kluft zwischen Frauen und Männern festgestellt. Vor diesem Hintergrund sei die – wenn auch marginale – Verbesserung in diesem Jahr begrüßenswert. Weltweit ist die Geschlechterkluft laut Bericht zu 68 Prozent geschlossen.

Auch Spitzenreiter schlechter bewertet

Probleme gibt es aber fast überall. Auch Spitzenreiter Island wurde mit einer zu 85,8 Prozent geschlossenen Lücke schlechter bewertet als im Jahr davor (88 Prozent). Dort habe sich die Kluft bei weiblichen Abgeordneten sowie Beamtinnen und Managerinnen vergrößert. Es folgen Norwegen, Schweden und Finnland sowie das mittelamerikanische Nicaragua und das ostafrikanische Ruanda. Die USA fallen um zwei Plätze auf Rang 51. Westeuropa bleibt die Region mit der höchsten Gleichstellung (75,8 Prozent), Schlusslicht sind der Nahe Osten und Nordafrika (60,2 Prozent).

Im jetzigen Tempo werde es länger dauern, die globale Lücke zwischen den Geschlechtern zu schließen, so die Autorinnen und Autoren. Sie rechnen für die 106 Länder, die bereits 2006 untersucht wurden, mit 108 Jahren – verglichen mit 100 im vorigen Bericht. Bis zur Gleichstellung am Arbeitsplatz werde es noch 202 Jahre dauern.