Kontroverse erschüttert Fotowettbewerb in Tschechien

Der diesjährige Preis für Pressefotografie „Czech Press Photo“ hat in Tschechien eine Kontroverse entfacht. Das Siegerbild des freien Fotografen Lukas Zeman zeigt ein Orang-Utan-Weibchen auf der Insel Borneo mit seinem Jungtier, das laut der Bildunterschrift im Sterben liegt. An dieser Beschreibung wurden nun erhebliche Zweifel laut.

Nach Einschätzung des Primatologen Stanislav Lhota zeigt die Fotografie „mit höchster Wahrscheinlichkeit“ kein Junges, das im Sterben liegt, sondern eines, das sich im Arm der Mutter ausruht oder schläft. Die Jury teilte heute mit, dass sie dennoch keinen Grund zur Aberkennung des Preises sehe.

„Urteil nur anhand vorhandener Informationen“

„Wir können unser Urteil nur anhand der Informationen fällen, die uns vorliegen, sowie der Kraft des Bildes“, sagte Joao Silva, Jurymitglied und ein bekannter südafrikanisch-portugiesischer Fotograf. Man habe das richtige Bild ausgewählt, das zudem ein ernsthaftes Problem thematisiere. Es gibt nur noch rund 50.000 Orang-Utans auf Borneo und Sumatra.

In einem offenen Brief forderten eine Reihe namhafter tschechischer Fotografen und Fotografinnen zu mehr Transparenz und der Einhaltung höchster Standards auf. „In einer Zeit allgegenwärtiger Manipulationen und der Banalisierung der Bilder wird Glaubwürdigkeit zu einem Schlüsselwert“, hieß es darin. Zu den Unterzeichnern und Unterzeichnerinnen zählen unter anderen die preisgekrönten Bildjournalisten Tomki Nemec, Jan Sibik und Filip Singer.