Mariahilfer Straße
ORF.at/Christian Öser
Weihnachtsgeschäft

Handel geht mit Minus in den Endspurt

Der heimische Handel setzt in Sachen Umsatz auf Weihnachten. Aber heuer will das Geschäft nicht so richtig Fahrt aufnehmen. Die stationären Geschäfte, in denen 93 Prozent des Weihnachtsumsatzes erzielt werden, liegen gegenüber dem Vorjahr um ein Prozent im Minus. Die Gründe hierfür seien vielfältig, sagte Handelsobmann Peter Buchmüller am Mittwoch.

Bis inklusive des dritten Einkaufssamstags (15. Dezember) lagen die nominellen Umsätze der heimischen Händler und Händlerinnen unter dem Vorjahresniveau. „Der Aufwind ist heuer ausgeblieben“, sagte Buchmüller bei der Präsentation der Zwischenbilanz. Nur der österreichische Onlinehandel konnte – wie schon in den vergangenen Jahren – zulegen. Insgesamt wurden 112 Millionen Euro umgesetzt, was ein Plus von fünf Prozent gegenüber dem Vorjahresumsatz bedeutet.

Während der Onlinehandel seinen Aufwärtstrend fortsetzen kann, stagniert der Verkauf an der Kassa. Zum einen sei 2017 ein Rekordgeschäft zur Weihnachtszeit erwirtschaftet worden, die Branche setze also auf ein sehr hohes Niveau auf, begründete Buchmüller das Umsatzminus. Zum anderen schwäche sich die Konjunktur ab, Geld fließe in ausländische Onlineshops wie Amazon, und Konsumenten würden ihr Weihnachtsgeld auch für andere Dinge ausgeben wie Reisen, Wellness-, Erholungs- und Bildungsangebote.

Sondereinkaufstage im November zählen nicht

Wenig Freude hatte der Wiener Handel mit der am Samstag abgehaltenen Demonstration gegen die ÖVP-FPÖ-Regierung. Nicht wegen des Protests, sondern weil die Wiener Ringstraße zum 80. Mal gesperrt gewesen sei. „Gut eine Woche vor Weihnachten kann man von einem Amazon-Förderungsprogramm sprechen“, hieß es in einer Aussendung des Handelsverbands. Das Demonstrationsrecht sei wichtig und richtig, aber nicht in einer derart extensiven, geschäftsschädigenden Form auf Kosten mittelständischer Unternehmer, so der Vorwurf.

Ebenfalls am Weihnachtsgeschäft „geknabbert“ hätten Sondereinkaufstage wie der „Black Friday“ und „Cyber Monday“, die in den November fielen und daher nicht dazuzählten, so Iris Thalbauer, Geschäftsführerin der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer (WKÖ). Als Weihnachtsgeschäft zählt nämlich nur der Mehrumsatz im Dezember, der das Normalmaß von Jänner bis November übersteigt.

2017 wurde ein Weihnachtsumsatz von 1,652 Mrd. Euro erzielt (online und stationär). Das war der höchste Umsatz der letzten zehn Jahre. Für heuer werden 1,642 Mrd. Euro erwartet, berechnete die KMU Forschung Austria. 112 Mio. Euro davon dürfte eben der inländische Onlinehandel beisteuern. Geschätzt 130 Mio. Euro geben die Österreicher und Österreicherinnen aber bei ausländischen Shops wie Amazon, Zalando und anderen aus. Diese Umsätze werden nicht gezählt.

Grafik zu Umsätzen im Weihnachtsgeschäft
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/WKÖ/KMU-Forschung

Auch einige Gewinner zu Weihnachten

Die Bedeutung des Weihnachtsgeschäfts nimmt von Jahr zu Jahr ab. Haben die Händler und Händlerinnen in den 1950er Jahren noch zehn Prozent Mehrumsatz rund um Weihnachten eingespielt, sind es jetzt nur noch knapp über zwei Prozent. Für manche Branchen ist diese Zeit aber immer noch ein wichtiger Umsatzbringer. So setzen etwa Spielwarenhändler, Uhren- und Schmuckgeschäfte, Buchhändler sowie der Elektroeinzelhandel teils mehr als das Doppelte um wie in einem normalen Monat.

Arbeitgeber-Chefverhandler Peter Buchmüller
APA/Helmut Fohringer
Buchmüller hat die Gründe für die Umsatzeinbußen bereits festgemacht

Bisheriger Gewinner ist der Spielwarenhandel, der bis zum dritten Adventeinkaufssamstag nominelle Umsatzzuwächse von drei Prozent machte. 2017 zählten die Spielwarengeschäfte zu den Verlierern im Weihnachtsgeschäft. Eine umgekehrte Entwicklung machten die Sportartikelhändler sowie Schuh- und Lederwarengeschäfte durch, die je ein Minus von drei Prozent verzeichnen mussten. 2017 hatten sie noch die höchsten Zuwächse von allen Branchen.

Neue Öffnungszeiten ab 2019

In der größten Branche, dem Lebensmittelhandel, legten die Umsätze bisher um ein Prozent zu. Erfahrungsgemäß profitieren die Supermärkte aber erst ganz zum Schluss, zumal Frischeprodukte für Weihnachten und Silvester nicht lange im Voraus gekauft werden. Alle anderen Branchen mussten bis jetzt Umsatzeinbußen hinnehmen. Hoffnungsvoll blickt die Branche nun auf die Zeit bis Silvester.

Grafik zu Umsätzen im Weihnachtsgeschäft
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/WKÖ/KMU-Forschung

Bis jetzt hat der Handel erst 60 Prozent der Weihnachtsumsätze eingefahren. 30 Prozent erzielen die Einzelhändler noch bis zum Heiligen Abend. Ab 2019 haben die Geschäfte übrigens nur noch bis 13.00 statt 14.00 Uhr auf. Darauf einigten sich die Sozialpartner in den kürzlich abgeschlossenen Kollektivvertragsverhandlungen. Zehn Prozent des Weihnachtsgeschäfts macht der Handel vom Stefanitag bis Silvester. Zahlreiche Menschen nutzen gerade diese Tage nach Weihnachten, um ihre Gutscheine und Geldgeschenke einzulösen.