US-Notenbank
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Trotz Trumps Warnung

US-Notenbank hebt Leitzins erneut an

Trotz harscher Kritik aus dem Weißen Haus schraubt die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) den Leitzins weiter in die Höhe und will 2019 nachlegen. Der Schlüsselsatz zur Versorgung der Geschäftsbanken mit Geld steigt um einen Viertelpunkt auf die neue Spanne von 2,25 bis 2,5 Prozent, wie die Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell am Mittwoch mitteilten.

Es ist angesichts der boomenden Wirtschaft bereits der vierte Schritt nach oben in diesem Jahr. 2019 sollen nur noch zwei Anhebungen folgen. Im September hatte die Fed noch drei Erhöhungen signalisiert. Im Jahr 2020 dürfte noch eine weitere Zinserhöhung folgen. Es ist das neunte Mal seit Beginn der Zinswende Ende 2015, dass die Notenbank ihre Geldpolitik strafft.

Powell hatte jüngst betont, die Fed nähere sich einem Zinsniveau, mit dem die Wirtschaft weder angeschoben noch gebremst werde. Daher sei nun ein behutsames Vortasten ratsam. Kurz vor Beginn der Zinssitzung hatte US-Präsident Donald Trump erneut versucht, die unabhängigen Währungshüter unter Druck zu setzen.

Trump warnte via Twitter

Trump glaubt, dass durch unnötig hohe Zinsen die US-Konjunktur abgewürgt werden könnte. Per Twitter warnte er die Fed davor, die auf den Finanzmärkten bereits erwartete Zinsanhebung zu beschließen. Die Notenbanker dürften keinen „weiteren Fehler“ machen. Die Währungshüter sollten „den Markt fühlen“ und nicht bloß nach „bedeutungslosen Zahlen“ handeln, so Trump.

„Niemand wird uns vom richtigen Weg abhalten“

Powell wies Vermutungen von sich, dass die Politik Einfluss auf geldpolitische Entscheidungen nehmen könnte. Politische Erwägungen spielten keine Rolle in der Festlegung des geldpolitischen Kurses, sagte Powell nach der Zinssitzung der Fed in Washington. Ein Pressevertreter hatte ihn explizit danach gefragt. „Niemand wird uns davon abhalten, den richtigen Weg zu gehen“, unterstrich der Notenbankchef.

Ökonomen reagierten in ersten Stellungnahmen bereits auf die Entscheidung der Fed. Friedrich Heinemann vom Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) pflichtete der Fed bei, die Entscheidung sei die richtige gewesen. „Es ist richtig, dass die Fed auf Normalisierungskurs bleibt und sich weder von der Polemik aus dem Weißen Haus oder schlechteren Konjunkturdaten davon abhalten lässt", so Heinemann. Die konsequente Abkehr von einer Geldpolitik der Krisenära sei auch an den stetig fallenden Aktiva in der Fed-Bilanz ablesbar.

Grafik zur Entwicklung der Leitzinssätze
APA/ORF.at

Diese liegen durch kontinuierliches Abschmelzen der Wertpapierbestände immerhin bereits um acht Prozent unter dem Niveau von vor einem Jahr. „Die Fed leistet mit dieser beharrlichen Politik einen wichtigen Beitrag für eine höhere Resilienz der US-amerikanischen Volkswirtschaft in der nächsten Krise“, sagte Heinemann.

Fed für Wirtschaftswachstum wenig zuversichtlich

Ökonom Nathan Sheets vom PGIM Asset Management ist indes auch der Meinung, dass es mit einem vierten Anheben des Leitzinses nicht getan sei. „Die große Frage ist, wie es 2019 weitergeht“, so Sheets in einer Stellungnahme. „Die Notenbank ist zwar etwas weniger optimistisch als noch im September. Doch sie verströmt weit mehr Zuversicht als die Finanzmärkte. Angesichts der soliden Konjunktur und des anhaltenden Stimulus durch die Steuerreform dürften mindestens zwei Zinserhöhungen im nächsten Jahr angebracht sein – womöglich sogar drei.“

Die US-Konjunktur hat eine wichtige Leitfunktion für die Weltwirtschaft. Die Volkswirte des Internationalen Währungsfonds (IWF) hatten bereits im Oktober ein leicht gebremstes Wachstum der Weltwirtschaft für 2019 vorausgesagt. Die US-Börsen reagierten mit Kursabschläge auf die Nachricht aus Washington.

Für das Wirtschaftswachstum gibt sich die Fed etwas weniger zuversichtlich. Die Wachstumsprognose für dieses Jahr wurde leicht um 0,1 Punkte auf 3,0 Prozent reduziert. Im kommenden Jahr dürfte die weltgrößte Volkswirtschaft um 2,3 Prozent wachsen. Bisher hatte die Erwartung 2,5 Prozent betragen. Auch die Inflation wird für dieses und kommendes Jahr etwas schwächer erwartet. Die Projektionen für 2020 und 2021 wurden nicht verändert.