Anzeigentafel am Flughafen Gatwick in London
APTN
London-Gatwick

Drohnen legen Großflughafen lahm

Auf Europas siebentgrößtem Flughafen London-Gatwick ist der Flugbetrieb aus Sicherheitsgründen lahmgelegt. Weil Berichten zufolge mehrere Drohnen über dem Rollfeld gesichtet worden waren, wurden am Mittwoch um 21.03 Uhr Ortszeit (22.03 Uhr MEZ) alle Starts und Landungen bis auf Weiteres ausgesetzt. Das wirkt sich auch auf Österreichs Flugverkehr aus.

Viele Passagiere und Passagierinnen saßen stundenlang in ihren startklaren Maschinen fest, während ankommende Flugzeuge zu – teils Hunderte Kilometer entfernten – Flughäfen umgeleitet wurden. Um 3.01 Uhr wurde der Flugbetrieb zwar wieder aufgenommen – eine entsprechende Twitter-Nachricht wurde wieder gelöscht –, nur eine Dreiviertelstunde später nach einer neuen Sichtung mehrerer Drohnen aber wieder gestoppt.

„Wir entschuldigen uns bei allen betroffenen Passagieren für die Unannehmlichkeiten, aber die Sicherheit unserer Passagiere und Mitarbeiter hat oberste Priorität“, hieß es auf der Twitter-Seite des Flughafens. Gemeinsame Untersuchungen mit der Polizei seien angelaufen. Einem Flughafensprecher zufolge sollen allein am Mittwochabend 10.000 Passagiere von den Störungen betroffen gewesen sein. Weitere 110.000 Menschen sollten am Donnerstag entweder von Gatwick aus abreisen oder auf dem Flughafen ankommen.

Frust und Ärger in Sozialen Netzwerken

In Sozialen Netzwerken machten Reisende ihrem Ärger Luft und fragten, wie es sein könne, dass Großbritanniens zweitgrößter Flughafen seinen eigenen Luftraum offenbar nicht im Griff habe. Die Fluggesellschaft British Airways entschuldigte sich bei einer betroffenen Frau und verwies auf den Drohnenzwischenfall: Derartige Störungen seien etwas, „was wir nicht unter Kontrolle haben“.

Gegenüber der BBC schilderte eine Passagierin, es sei „seltsam“, dass zwei Drohnen den gesamten Flughafen lahmlegen. „Man würde denken, dass der Flughafen in solchen Fällen besser reagieren könnte oder zumindest einen Notfallplan hat.“ Eine andere Passagierin, die in einem umgeleiteten Flugzeug saß und schließlich auf dem 111 Kilometer entfernten Flughafen London-Stansted landete, ärgerte sich darüber, dass sich ihr Auto in Gatwick befindet.

London-Gatwick stundenlang lahmgelegt

Wegen Drohnensichtungen ist der Flugbetrieb auf dem Flughafen London-Gatwick eingestellt worden. Der Flughafen entschuldigte sich. Viele Passagiere saßen in startklaren Maschinen fest. (Videoquelle: APTN)

Nach ersten Hinweisen auf Drohnensichtungen über dem Flugfeld gegen 21.00 Uhr (Ortszeit) wurden alle Flugbewegungen ausgesetzt, um die Lage zu klären. Spätere seien zahlreiche weitere Hinweise eingegangen. Laut BBC näherten sich die unbemannten Fluggeräte einer Start- und Landebahn. Umgehend sei der Flugbetrieb eingestellt worden. Die Drohne sei in der Nacht auf Donnerstag „aufgetaucht und verschwunden, aufgetaucht und verschwunden“, sagte Flughafenchef Chris Woodroofe dem Sender Sky News. „Während ich hier stehe und wir sprechen, ist eine Drohne über meinem Flugfeld“, so Woodroofe.

Flughafen rät, Status zu prüfen

Hinweise auf ein rasches Ende des Verkehrschaos mitten in der Vorweihnachtszeit gab es nicht. Im Gegenteil: Reisenden und Abholenden wurde geraten, auch im weiteren Tagesverlauf vorsichtshalber mit der jeweiligen Airline den Flugstatus abzuklären.

Das wiederum dürfte viele betreffen: Mit mehr als 45 Millionen beförderten Passagieren und Passagierinnen im vergangenen Jahr ist Gatwick der siebentgrößte Flughafen in der EU – und im Königreich die Nummer zwei hinter dem europaweiten Spitzenreiter London-Heathrow.

Ende Juli waren in Großbritannien neue Regeln in Kraft getreten, mit denen sich Drohnenbesitzer und -besitzerinnen strafbar machen, sobald sich ihre unbemannten Fluggeräte einem Flughafengelände auf weniger als einen Kilometer nähern. Wird gar ein Flugzeug durch die Drohne gefährdet, riskiert der Besitzer bzw. die Besitzerin eine Gefängnisstrafe von bis zu fünf Jahren.

Auswirkungen auf Österreichs Flugverkehr

Die durch Drohnensichtungen ausgelöste Sperre wirkt sich auch auf den österreichischen Luftverkehr aus. Auf dem Flughafen Wien-Schwechat sollen am Donnerstag je vier Flüge nach und von London-Gatwick stattfinden. „Davon sind keine ausgefallen, es ist aber teilweise mit Verzögerungen zu rechnen“, sagte Flughafensprecher Peter Kleemann. Betroffen sind Reisende der Fluglinien British Airways, Level und easyJet.

In Salzburg hob ein Flugzeug mit Verspätung in Richtung London ab. Ein weiterer Flug wurde gestrichen. Auf dem Innsbrucker Flughafen fielen bisher zwei Flüge nach und zwei Flüge von London-Gatwick aus. Weitere Verbindungen im Tagesverlauf sollen nach derzeitigen Informationen planmäßig stattfinden.