Flugzeug beim Flughafen London Gatwick
AP/Kirsty Wigglesworth
Gefahr durch Drohnen

Wieder vorübergehend Stopp für Gatwick

Am dritten Tag in Folge ist am Freitag der Flugbetrieb auf dem Londoner Flughafen Gatwick vorübergehend eingestellt worden. Grund war nach Angaben einer Flughafensprecherin erneut eine Drohnensichtung. Die Flughafenbetreiber verlassen sich nun auf die Abwehrtechnologie des Militärs.

Die Drohnensichtung wurde im Laufe des Abends bestätigt, hieß es vonseiten des Flughafens. Die Maßnahmen des Militärs zur Abwehr von Drohnen seien aber ausreichend, um die Sicherheit zur gewährleisten. Rund eine Stunde nach der vorübergehenden Sperre wurde der Flugbetrieb wieder aufgenommen. Der neuerliche Betriebsstopp wurde nur rund elf Stunden nach der eingeschränkten Wiederaufnahme des Flugverkehrs verhängt. Zuvor war der zweitwichtigste Londoner Flughafen bereits mehrere Stunden am Mittwoch und den ganzen Donnerstag gesperrt. Die Folge war ein Chaos für Reisende – mitten in der weihnachtlichen Ferienzeit.

Die Suche nach dem verantwortlichen Drohnenpiloten läuft indes weiter auf Hochtouren. Auf Dächern von Flughafengebäuden waren am Freitag Einsatzkräfte postiert, um mögliche weitere Störungen des Flugbetriebs sofort im Blick zu haben. Seit Donnerstag verstärkt die Armee mit Spezialgerät die Polizei bei der Sicherung des Flughafens und bei der Suche nach dem oder den Drohnenpiloten. Es sei noch völlig unklar, wer dahinter stecke, sagte der britische Verkehrsminister Chris Grayling. Es sei aber „unwahrscheinlich“, dass ein anderer Staat dafür verantwortlich sei.

Diskussion über Drohnenabschuss

Es gebe mehrere Ermittlungsstränge, so die Polizei gegenüber BBC. Eine Möglichkeit sei, dass hinter der Störaktion ein Umweltaktivist stecke. Als „ausgeklügelt“ bezeichnete der auf Technologie von Flugverkehrsmanagement spezialisierte Richard Parker die Aktion – „nicht in technologischer Hinsicht, aber es ist organisiert“. Auch Gatwick-Manager Stewart Wingate hatte von einer „präzisen, geplanten“ Aktivität gesprochen.

Bei den gesichteten Drohnenflügen handelte es sich bisher nach Einschätzung der Polizei nicht um Hobbyfluggeräte. Sie seien vielmehr für den professionellen Einsatz bestimmt. Jason Tingley von der Polizei Sussex hatte einen Abschuss der Drohne als „taktische Option“ nicht ausgeschlossen. Der Flughafenbetreiber hatte zuvor noch erklärt, dass ein Abschuss der Drohnen zu gefährlich sei. Freitagfrüh wollte Gatwick-Chef Chris Woodroofe ebenfalls nicht auf diese Frage eingehen. Auch der Verkehrsminister gibt sich zurückhaltend: Man könne nicht einfach in einer bebauten Gegend eine Drohne abschießen. Die Erfolgsaussichten seien sehr gering.

Ein Flugzeug von Easyjet landet auf dem Londoner Flughafen Gatwick
AP/PA/John Stillwell
Freitagfrüh nahm der Flughafen Gatwick allmählich den Flugverkehr wieder auf – allerdings nicht für lange

Nach britischem Recht ist es verboten, Drohnen in der Nähe von Flugzeugen und Flughäfen fliegen zu lassen, außerdem dürfen sie eine Höhe von 122 Metern nicht übersteigen. Wird dagegen verstoßen, droht eine Haftstrafe von bis zu fünf Jahren.

Militärische Technologien eingesetzt

Grayling sagte gegenüber der BBC, dass als vorläufige Sicherheitsmaßnahme militärische Technologien eingesetzt worden seien. Das Fliegen sei sicher, beruhigte Grayling. Es gebe keinen Hinweis auf einen terroristischen Hintergrund. Es sei aber eine Art der Störung, „wie wir sie bisher noch nicht gesehen haben“. Es gebe jedenfalls einige Lehren, die nun gezogen werden müssten.

Tausende Passagiere waren in den vergangenen Tagen in Gatwick gestrandet. Allein am Donnerstag waren 115.000 Reisende betroffen. Für Donnerstagabend hatte der Flughafen gebeten, nicht nach Gatwick zu kommen. Für Freitag werden wieder rund 126.000 Menschen auf dem Flughafen erwartet. Diese sollten aber zunächst Informationen zu ihrem Flug abfragen. Schon in der Nacht auf Donnerstag verbrachten rund 10.000 Menschen die Nacht auf dem Flughafen. Nach einer kurzen Öffnung der Start- und Landebahn mussten diese nach 45 Minuten wegen einer neuerlichen Sichtung eines Flugroboters wieder geschlossen werden.

Drohnen auf Flughafen Gatwick

Nach mehreren Drohnensichtungen und eingestelltem Flugbetrieb haben wieder Tausende Passagiere die Nacht von Donnerstag auf Freitag auf dem Londoner Flughafen Gatwick verbracht. (Videoquelle: EBU/BBC)

Um die chaotische Lage zu entschärfen, waren Nachtflugverbote für andere Flughäfen vorübergehend aufgehoben worden. Der irische Billigflieger Ryanair hatte angekündigt, auf den Flughafen Stansted, nordöstlich von London, auszuweichen. Der Flughafenbetreiber musste sich Kritik gefallen lassen, dass während der Nachtstunden über den offiziellen Gatwick-Twitter-Account keine Informationen weitergegeben wurden, obwohl Tausende Menschen die Nacht wieder auf dem Flughafen verbrachten.

Die Sperre hatte auch Auswirkungen auf den österreichischen Luftverkehr. Auf den Flughäfen Wien-Schwechat, Salzburg und Innsbruck kam es zu Verspätungen bzw. Annullierungen von Flügen nach und von London-Gatwick.