Screenshot eines Videos zeigt Rauch nahe Damaskus
AP/SANA
Luftangriffe in Syrien

Spannungen zwischen Russland und Israel

Die israelischen Luftangriffe in Syrien haben zu Spannungen mit Russland geführt. Die Angriffe vom Dienstag seien eine „krasse Verletzung der Souveränität Syriens“, erklärte das Außenministerium in Moskau am Mittwoch. Das russische Verteidigungsministerium sprach von einem „provokativen Akt“.

Verwiesen wurde auf eine Gefährdung zweier Passagiermaschinen. Das russische Außenministerium zeigte sich „sehr beunruhigt über die Luftangriffe und wie sie vonstattengingen“. Der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, erklärte, der israelische Angriff sei von Flugzeugen über dem libanesischen Luftraum ausgegangen.

Gleichzeitig hätten sich gerade „zwei Passagierflugzeuge, keine russischen“, im Landeanflug auf die Flughäfen von Beirut und Damaskus befunden. Um eine „Tragödie zu verhindern“, seien dem syrischen Luftabwehrsystem Restriktionen auferlegt worden, sagte der Sprecher weiter. Eines der Flugzeuge sei auf einen russischen Luftwaffenstützpunkt in Syrien umgeleitet worden.

Hisbollah-Waffenlager war offenbar Ziel

Die amtliche syrische Nachrichtenagentur SANA hatte zuvor berichtet, die israelische Luftwaffe habe vom Libanon aus mehrere Raketen auf Ziele nahe der Hauptstadt Damaskus abgefeuert. Die Luftabwehr habe zwar „die meisten“ der Raketen abfangen können, es seien aber drei Soldaten verletzt worden. Außerdem sei ein Munitionslager beschädigt worden.

Türkische Militärtransporter
APA/AFP/Nazeer Al-Khatib
Türkische Panzer und Militärfahrzeuge bei der Verlegung nach Al Rai in der Nähe der türkischen Grenze

Ähnliche Berichte liefen im syrischen Staatsfernsehen. Die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte sprach von einem israelischen Luftangriff auf Waffenlager der schiitischen Hisbollah-Miliz oder iranischer Einheiten südwestlich und südlich von Damaskus. Die Angaben der Beobachtungsstelle können von unabhängiger Seite kaum überprüft werden.

Israel: Auf „Luftabwehrrakete aus Syrien“ reagiert

Die israelische Armee erklärte lediglich, ein israelisches Luftabwehrsystem habe auf eine „Luftabwehrrakete aus Syrien“ reagiert. In der Vergangenheit hat Israel immer wieder Ziele in Syrien attackiert, oftmals in der Gegend von Damaskus. Sie richteten sich gegen militärische Einrichtungen der syrischen Regierung oder ihrer Verbündeten, der Hisbollah-Miliz und des Iran.

Screenshot eines Videos zeigt Rauch nahe Damaskus
AP/SANA
Das Bild der syrischen Nachrichtenagentur SANA zeigt den Raketenbeschuss nahe Damaskus

Der Abschuss einer russischen Militärmaschine durch die syrische Luftwaffe mit 15 Toten hatte im September das Verhältnis zwischen Israel und Russland belastet. Moskau warf Israel damals vor, durch „irreführende Informationen“ den Abschuss verursacht zu haben. Die Luftabwehrrakete hatte sich eigentlich gegen israelische Kampfjets gerichtet, die einen Angriff über Syrien flogen. Russland ist ein enger Verbündeter der syrischen Regierung.

Wachsender Einfluss des Iran befürchtet

Israel befürchtet einen wachsenden Einfluss des Erzfeindes Iran in Syrien. Experten zufolge dürften diese Befürchtungen mit der Ankündigung eines vollständigen US-Abzugs aus Syrien noch wachsen. Der angelaufene US-Truppenabzug ebnet zugleich der Türkei den Weg für eine Offensive gegen die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) in Nordsyrien, die bisher von den US-Truppen im Kampf gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) unterstützt wurden.

Von Türkei unterstützte Milizen
APA/AFP/Nazeer Al-Khatib
Von der Türkei unterstützte syrische Kämpfer machen sich auf den Weg Richtung Manbidsch

Die Türkei will ein unabhängiges, kurdisches Gebiet an ihrer Südgrenze verhindern und bezeichnet daher die YPG-Kämpfer wegen ihrer engen Verbindungen zur Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) als Bedrohung. In den vergangenen Tagen verstärkte Ankara seine Truppenpräsenz entlang der syrischen Grenze.

Panzer und gepanzerte Fahrzeuge wurden in der Gegend bei Manbidsch in Nordsyrien zusammengezogen. Auch protürkische Gruppierungen festigten ihre Stellungen und holten Verstärkung in die Region Manbidsch. Kämpfe wurden aber noch nicht gemeldet.

US-Abzug mit angeblichem Sieg über IS begründet

US-Präsident Donald Trump hatte den Abzug der 2.000 US-Soldaten aus Syrien mit dem Sieg über den IS begründet und war dafür von vielen Seiten kritisiert worden. Trump zeigte sich am Montag auf Twitter überzeugt, dass der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan den IS „ausrotten“ wolle.

Erdogan lud Trump nach Angaben des Weißen Hauses nach Ankara ein. Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu warnte Frankreich laut der amtlichen türkischen Nachrichtenagentur Anadolu vor einer weiteren Unterstützung der YPG.