Bleigießen
APA/dpa/Peter Steffen
Bleiverbot

Silvester mit Neuerungen

Der Countdown zu Silvester läuft: Österreichs größte Partymeile, den Wiener Silvesterpfad, werden Hunderttausende Menschen in Feierlaune besuchen. Rund 15 Millionen Gläser Sekt warten auf Vertilgung. Heuer ist aber nicht alles wie zuvor: Durch eine EU-Richtlinie sind zumindest offiziell die herkömmlichen Bleigießpackungen aus dem Handel verbannt.

Für das Schwermetall gilt seit April dieses Jahres ein neuer Grenzwert der European Chemicals Agency (ECHA): In Produkten darf nicht mehr als 0,3 Prozent Blei enthalten sein – die Sets zum alljährlichen Bleigießen enthalten üblicherweise weit mehr. Wer auf den Blick in die Zukunft zu Silvester aber nicht verzichten will, kann etwa auf Zinn und auch Kerzenwachs ausweichen.

Eine Belastung für die Umwelt stellt der Jahreswechsel auch abseits des Bleis dar: Das Umweltbundesamt warnt, dass Feuerwerke hohe Feinstaubmengen und giftige Schwermetalle hinterlassen. In der Nacht auf 1. Jänner steige die Feinstaubbelastung in vielen Städten auf die höchsten Werte des ganzen Jahres. Schwermetallpartikel, etwa Strontium und Arsen, würden freigesetzt und gelangten in Böden und stehende Gewässer. Das Land Vorarlberg ruft etwa Bevölkerung und Bürgermeisterinnen und Bürgermeister dazu auf, die Feuerwerke zu beschränken, um Schäden zu vermeiden. Silvesterfeuerwerke seien oft für gleich mehrere Feinstaubtage verantwortlich, so die Landesregierung – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.

Polizei empfiehlt Verzicht

Auch die Polizei warnt vor dem Gebrauch von Pyrotechnik und ruft zu freiwilligem Verzicht auf. Umwelt und Tiere litten darunter, so die Wiener Polizei in einer Aussendung. Die Tiere des Wiener Tierschutzvereins in Vösendorf erhalten heuer sogar „Polizeischutz“: Beamte aus Niederösterreich wollen verhindern, dass die Tiere zu stark durch Feuerwerk in der Nähe erschreckt werden – mehr dazu in wien.ORF.at. Die Tierschutzorganisation Vier Pfoten appellierte vor dem Jahreswechsel einmal mehr, Haustiere nicht allein zu lassen. „Das Beste, was man für seine Tiere tun kann, ist, bei ihnen zu Hause zu bleiben oder mit ihnen in eine ruhige Gegend außerhalb der Stadt zu fahren“, so Martina Pluda von Vier Pfoten in einer Aussendung.

Bleigießen
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Blei darf nur noch zu 0,3 Prozent in Produkten enthalten sein. Aber es gibt Alternativen für den Blick in die Zukunft.

Die Polizei warnte auch vor Verletzungen. Die Handhabung pyrotechnischer Gegenstände „ist aus vielerlei Gründen gefährlich“. Das Rote Kreuz rief in Erinnerung, dass Knallkörper und dergleichen allzu oft zu teils schweren Verletzungen führen. Kleine Verbrennungen sollten gekühlt werden, bei großen Verbrennungen, gröberen Augen- und Handverletzungen durch Böller solle man den Notruf wählen. Eine häufige Verletzung sei das Knalltrauma: Jedes Jahr erlitten rund 1.000 Menschen Hörschäden durch Böller. Auch die Augenärztinnen und -ärzte warnten vor Verletzungen zum Jahreswechsel: Weit mehr als 80 Menschen wurden vergangenes Silvester an den Augen verletzt – mehr dazu in ooe.ORF.at.

Geld fließt wie Sekt

Die vielen Aufrufe dürften aber auch heuer wieder großteils ungehört verhallen. Laut Christoph Riedl, Branchensprecher des Pyrotechnikhandels der Wirtschaftskammer, werden zum Jahreswechsel bei rund 10.000 Verkaufsstellen Feuerwerkskörper angeboten. Eine market-Umfrage zeige, dass „die Hälfte der Österreicher Feuerwerke als kulturelle Brauchtumspflege“ ansehe. Zudem fühle sich der Großteil der Menschen nicht durch Feuerwerk gestört.

Silvester ist dank Feuerwerk, Glücksbringern und Schaumwein auch ein Wirtschaftsfaktor: Gerade nach dem schleppenden Weihnachtsgeschäft freut sich der Handel über den Umsatz zum Jahresausklang. Die Wiener etwa geben im Schnitt rund 47 Euro pro Person aus, wie die Wiener Wirtschaftskammer meldete. Insgesamt rechnet der Handel in der Bundeshauptstadt mit einem Umsatz von 60 Millionen Euro. In ganz Österreich werden für Raketen und Knallkörper durchschnittlich zehn Millionen Euro ausgegeben.

Silvesterpfad als Wiens Hotspot

Dazu sollen rund zwei Millionen Sektkorken zu Silvester knallen, wie Schlumberger meldete. Laut dem Schaumweinhersteller stoßen 90 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher mit Sekt auf den Jahreswechsel an. Auch der Fremdenverkehr brummt, in Tourismushochburgen wie Salzburg ist man „sehr zufrieden“ mit der Buchungslage – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Laut Michaela Reitterer, Chefin der Hoteliervereinigung, ist auch Wien zu 96 Prozent ausgebucht – mehr dazu in wien.ORF.at. Der Wiener Silvesterpfad dürfte auch für Urlaubende Anlaufstelle Nummer eins werden. Rund 250.000 Paare werden zum Walzer in der Innenstadt erwartet. Bei der 29. Ausgabe werden ab dem frühen Nachmittag Musik und Unterhaltung an zahlreichen Standorten bei freiem Eintritt geboten. Um Mitternacht wird traditionell ein großes Feuerwerk auf dem Rathausplatz gezündet – mehr dazu in wien.ORF.at.

Einsatz für „orange Ballett“

Das Wetter sollte dabei halten. Am Vormittag dominieren noch starker Nordwestwind und Niederschlag, doch der Abend sollte trocken und mild bleiben, wie die ORF-Wetterredaktion meldete. Die Polizei wird auf dem Silvesterpfad neben den Regelkräften mit mehreren hundert Polizistinnen und Polizisten zusätzlich im Einsatz sein. Gemeinsam mit der Stadt wurde ein Sicherheitskonzept erarbeitet, zu dem Videoüberwachung und Pyrotechnikverbot ebenso wie Rammschutzmaßnahmen zählen.

Ab 20.00 Uhr gilt eine Ringsperre, die Polizei ruft dazu auf, mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die Wiener City zu kommen. Dafür schieben auch die Wiener Linien Extraschichten. Alle U-Bahnen-Linien und viele Straßenbahnlinien fahren die ganze Nacht hindurch mindestens im 15-Minuten-Takt. Aus Sicherheitsgründen wird die Station Stephansplatz ab 21.00 Uhr nicht eingehalten. Sonderschichten wird auch die MA 48 wieder einlegen, um Hunderte Tonnen Müll zu entfernen. Das „orange Ballett“ sorgt schon in den ersten Nachtstunden des Jahres dafür, dass Wien rechtzeitig zum Neujahrskonzert wieder sauber ist.