Zug auf der Brücke über den Großen Belt
Reuters/Ritzau Scanpix Denmark
Dänemark

Mehrere Tote bei Zugsunglück auf Brücke

Bei einem Zugsunglück auf der Brücke über den Großen Belt in Dänemark sind Mittwochfrüh mindestens sechs Menschen getötet worden. Das teilte die dänische Bahngesellschaft DSB mit. Laut Polizei wurden 16 Personen verletzt. Ersten Medienberichten zufolge sollen ein Personenzug und ein Güterzug an dem Unglück beteiligt gewesen sein. Zum Unglückszeitpunkt hatte es heftig gestürmt.

Der Personenzug war gegen 7.30 Uhr von einem Gegenstand getroffen worden und hatte hart bremsen müssen. Möglicherweise habe es sich dabei um einen Teil eines entgegenkommenden Güterzuges gehandelt, berichteten dänische Medien. Der Zug war von der Stadt Odense nach Kopenhagen unterwegs.

Die Polizei bestätigte derzeit nur ein „unbekanntes Objekt“, das den Personenzug getroffen haben soll. Wie die dpa berichtet, könnte ein per Güterzug transportierter leerer Lastwagen Ursache des tödlichen Unfalls gewesen sein. „Etwas deutet darauf hin“, so Unfallermittler Bo Haaning. "Aber wir sind uns nicht ganz sicher.“

Blackbox soll ausgewertet werden

Haaning sagte nach Angaben der dänischen Nachrichtenagentur Ritzau, der Trailer sei vermutlich umgekippt oder von dem Güterzug heruntergeweht worden. Er habe den entgegenkommenden Schnellzug entweder frontal oder seitlich gerammt. Genaueres zur Unfallursache gebe es aber noch nicht. Es könne Wochen und Monate dauern, bis das Unfalluntersuchungsamt den vollständigen Überblick über den Unfall bekomme. Der Chef des Ermittlungsteams, Martin Puggaard, sagte gegenüber „Berlingske“, es würden nun Daten gesammelt.

Karte zeigt die Brücke über den Großen Belt in Dänemark
Grafik: OSM/ORF.at

Wie in Flugzeugen würde an Bord der meisten Züge ebenfalls eine Blackbox Informationen aufzeichnen, die Daten zu Geschwindigkeit und Maschinen liefern könne – diese müsse nun angefordert werden. Außerdem würden die Ermittler mit Zeuginnen und Zeugen sprechen. Die Gruppe der Ermittler bestehe neben Polizeibeamten auch aus Ingenieuren und ehemaligen Triebfahrzeugführern, so der Chefermittler.

Zugang für Rettungskräfte erschwert

In weiteren Berichten heißt es, eine Windböe habe das Dach des Güterzuges abgerissen. Der von der Frachttochter der Deutschen Bahn, DB Cargo, betriebene Güterzug transportierte Bierkästen und Verpackungsmaterial der Brauerei Carlsberg, was sowohl die DB Cargo als auch Carlsberg bestätigten. Die DB sicherte den Ermittlern Unterstützung zu. Bilder in Sozialen Netzwerken zeigen den völlig zerstörten Frachtzug, dessen Waggons zum Teil ganze Seitenwände fehlen. Der DSB zufolge waren 131 Passagiere und drei Besatzungsmitglieder an Bord des Personenzugs. Alle Getöteten seien Passagiere gewesen.

Beschädigter Güterzug auf der Brücke über den Großen Belt
Reuters/Ritzau Scanpix Denmark
Offenbar hatte sich ein Teil eines Güterzuges durch den Sturm gelöst

Der Sturm erschwerte Rettungskräften den Zugang zur Unfallstelle, habe dann aber doch erfolgreich zum Ort des Geschehens durchdringen können. Die Polizei rief indes unverletzte Passagiere dazu auf, sich mit ihren Angehörigen in Verbindung zu setzen und ihnen mitzuteilen, dass sie sich in gutem Zustand befinden. Der Aufruf sei erfolgt, nachdem die Polizei am frühen Morgen die Passagiere aus dem Zug gebeten hatte, keine Videos aufzunehmen oder Bilder vom Unfall zu machen, wie „Berlingske“ berichtet.

In der Stadt Nyborg, am westlichen Ende der Brücke, sei zudem ein Krisenzentrum in einer Sporthalle eingerichtet worden. Die betroffenen Passagiere und Passagierinnen seien dorthin gebracht worden, berichtet die Zeitung. Notfallpsychologen würden bereitstehen.

Schlimmstes Zugsunglück seit 1988

Nach Angaben der dänischen Nachrichtenagentur Ritzau handelte es sich um das schlimmste Zugunglück in Dänemark seit 1988. Tödliche Zugsunfälle sind in Dänemark, das über weitreichende Bahninfrastruktur verfügt, äußerst selten. Als Folge des Zugsunglücks wurden alle Zugsverbindungen zwischen der Hafenstadt Korsor und Nyborg eingestellt.

Tote und Verletzte bei Zugsunglück auf Brücke in Dänemark

Ein schweres Zugsunglück auf der Brücke über den Großen Belt in Dänemark hat mehrere Tote und Verletzte gefordert. (Videoquelle: EBU/TV2; Simon Voldsgaard Tondering)

Der schwedische Premierminister Stefan Löfven kommentierte den Unfall auf Twitter. Der „furchtbare Zugsunfall“ sei eine „Folge des Sturms Alfrida“ gewesen, so Löfven. „Unsere Gedanken sind bei den Verletzten und den Familien und Verwandten der Getöteten“, schrieb er in seinem Tweet.

Unklar, warum Züge fahren durften

Die 18 Kilometer lange Brücke über den Großen Belt und die Öresundbrücke zwischen Dänemark und Schweden wurde wegen heftigen Windes bereits für den Autoverkehr gesperrt. Am Vormittag war die Storebaeltbrücke zumindest in einer Richtung aber wieder befahrbar. Warum trotzdem Züge fahren durften, wollte die Polizei zunächst nicht kommentieren. Rund 21.000 Zugspassagiere und 27.000 Fahrzeuge fahren täglich über die Brücke über den Großen Belt.

Zuvor hatte heftiger Wind in weiten Teilen Skandinaviens zu Stromausfällen und Verkehrsbehinderungen geführt. Auch der Fährverkehr wurde durch den Sturm beeinträchtigt. In Schweden waren in der Früh wegen umgestürzter Bäume mehr als 100.000 Haushalte ohne Strom.

Die Brücke über den Großen Belt verbindet die dänischen Inseln Fünen und Seeland und ist damit einer der wichtigsten Verkehrswege Dänemarks. Auf Seeland liegt auch Kopenhagen. Viele Reisende aus Deutschland nutzen die Brücke, wenn sie mit dem Auto in die dänische Hauptstadt oder in Richtung Schweden fahren.