Libanon: Streik wegen schleppender Regierungsbildung

Aus Protest gegen die seit Monaten blockierte Regierungsbildung im Libanon haben dort heute Beschäftigte privater und öffentlicher Einrichtungen die Arbeit niedergelegt. Sie folgten dem Ruf der größten Gewerkschaft des Mittelmeer-Staates zu einem friedlichen Generalstreik. Aus Angst vor Gewalt hatte sich die Gewerkschaft ausdrücklich gegen Straßenproteste ausgesprochen.

Staatliche Behörden hatten Medienberichten zufolge Angestellte vor einer Teilnahme am Streik gewarnt. Zahlreiche Arbeitnehmer folgten dem landesweiten Streikaufruf nicht, wie Augenzeugen berichteten. Die Parlamentswahl hatte bereits im Mai stattgefunden.

Mitarbeiter des staatlichen Elektrizitätsversorgers legten die Arbeit nieder. In staatlichen Krankenhäusern und auf Beiruts internationalem Flughafen unterbrachen Mitarbeiter für eine Stunde die Arbeit. „Dieser Streik soll die Politiker unter Druck setzen“, sagte Gewerkschaftschef Beschara Asmar laut Medienberichten. Der Libanon braucht dringend eine neue Führung, um seine schweren wirtschaftlichen und politischen Probleme angehen zu können. Der Generalstreik sei ein erster Schritt, warnten Gewerkschafter.

Der sunnitische Regierungschef Saad Hariri hatte es in den vergangenen acht Monaten nicht geschafft, ein Kabinett für das multiethnische und multireligiöse Land aufzustellen. Im Libanon ringen die schiitischen, vom Iran unterstützten Kräfte mit den Sunniten um Einfluss. Hariri ist eng mit dem saudischen Königshaus verbündet. Schon vergangene Woche war es zu Straßenprotesten gekommen.