Kevin Spacey
Reuters/Brian Snyder
Missbrauchsvorwürfe

Spaceys Gerichtsauftritt im Medientrubel

In mehr als 30 Fällen ist der Schauspieler Kevin Spacey seit Herbst 2017 mit Vorwürfen von sexuellen Übergriffen und Belästigung konfrontiert worden. Wegen eines der Fälle musste Spacey, begleitet von seinem Anwalt Alan Jackson und einem Großaufgebot von Journalisten, am Montag auf der Insel Nantucket im US-Bundesstaat Massachusetts vor Gericht erscheinen.

Spacey reiste mit seinem Privatjet und danach mit einem Auto an. Die Autofahrt wurde bereits aus der Luft gefilmt, die Straße vor dem Gerichtsgebäude war gesäumt von zahlreichen Übertragungswagen, und auch der kleine Gerichtssaal war mit mehr als zwei Dutzend Medienvertretern und -vertreterinnen belegt. Verhandelt wurden Vorwürfe von unsittlichem Angriff und Körperverletzung in einem Restaurant auf der Insel im Juli 2016.

Spacey soll einen damals 18-Jährigen betrunken gemacht und dann unsittlich berührt haben. Ein Richter auf der Insel setzte die Anhörung zu diesem Fall an und ordnete das Erscheinen des Hollywood- und Theaterschauspielers an. Medienberichten zufolge hatte Spacey zuvor vergeblich versucht, nicht persönlich vor Gericht auftreten zu müssen. Er argumentierte seinen Wunsch, der Anhörung fernzubleiben, damit, dass seine Präsenz „die schon bisher entstandene negative Publicity noch erweitern“ würde.

Video zeigt Übergriffe

Bei der ersten Anhörung, wo er formell des sexuellen Übergriffs beschuldigt wurde, schwieg Spacey. Er nickte, als der Richter Thomas Barrett sagte, dass er das mutmaßliche Opfer nicht kontaktieren dürfe. Berichten zufolge wollte sich Spacey nicht schuldig bekennen. Die erste Anhörung war nach wenigen Minuten beendet und wurde auf 4. März vertagt. Für den nächsten Termin genehmigte der Richter ein Fernbleiben Spaceys. Er müsse aber zumindest telefonisch erreichbar sein.

Richter Barrett gestand Spaceys Anwalt zudem zu, dass die Handydaten des mutmaßlichen Opfers bis sechs Monate nach dem vermeintlichen Vorfall bewahrt werden müssten. Diese könnten laut Jackson „wahrscheinlich entlastende“ Informationen beinhalten.

Kevin Spacey
Reuters/Brian Snyder
Spacey reiste mit seinem Privatjet zu dem Gerichtstermin an

Laut Klageschrift filmte der belästigte Mann den Übergriff und schickte das Video seiner Freundin – offenbar um zu zeigen, was ihm gerade passierte. Das Video wurde von der Polizei sichergestellt. Der damals 18-Jährige soll sich Spacey gegenüber fälschlicherweise als 23-Jähriger ausgegeben haben. Sollte Spacey verurteilt werden, drohen ihm laut der Nachrichtenagentur AP bis zu fünf Jahre Haft.

Klage von Masseur

Den ersten Vorwurf sexueller Belästigung brachte der Schauspieler Anthony Rapp gegen den zweifachen Oscar-Preisträger vor. Er gab an, von Spacey als 14-Jähriger in den 80er Jahren belästigt worden sein. Am Londoner Old-Vic-Theater, wo er zwischen 2003 und 2015 die künstlerische Leitung innehatte, soll es Berichten zufolge Übergriffe von ihm gegen mindestens 20 Männer gegeben haben. Dazu gab es in mehreren Fällen polizeiliche Ermittlungen.

Kevin Spacey, 2017
AP/Invision/Chris Pizzello
Ein Auftritt des Schauspielers bei den BAFTA Los Angeles Britannia Awards im Oktober 2017 – wenige Tage vor dem ersten Vorwurf sexueller Belästigung

In Los Angeles klagte Ende September ein Masseur Spacey vor Gericht an, bei einer Massage vor zwei Jahren unsittliche Berührungen vorgenommen zu haben. Spacey soll kurz nach Beginn der Behandlung die Hand des Mannes in Richtung seiner Genitalien geführt haben. Zuvor hatte die Staatsanwaltschaft eine andere Klage gegen Spacey ad acta gelegt, weil die Vorwürfe aus dem Jahr 1992 inzwischen als verjährt galten.

Karriere liegt auf Eis

In den vergangenen Jahren stand Spacey vor allem als Francis „Frank“ Underwood für die Netflix-Serie „House of Cards“ vor der Kamera. Im Zuge der Enthüllungen möglicher Übergriffe beendete der Streamingdienst die Zusammenarbeit mit dem Schauspieler. Seither strauchelt Spaceys Karriere. Szenen mit Spacey aus dem bereits fertiggedrehten Spielfilm „Alles Geld der Welt“ von Regisseur Ridley Scott wurden entfernt.

Der Schauspieler zog sich inzwischen aus der Öffentlichkeit zurück. So wie der ebenfalls mit zahlreichen Missbrauchsvorwürfen konfrontierte ehemalige Filmmogul Harvey Weinstein zeigte auch Spacey kaum Reue. Laut seiner Sprecherin machte Spacey 2017 eine therapeutische Behandlung. In einer kurzen öffentlichen Stellungnahme entschuldigte er sich damals bei Rapp, meinte aber, er könne sich an den Vorfall „ehrlich nicht erinnern“.

Auftritt mit „Let Me Be Frank“-Video

Zwei Wochen vor dem Gerichtstermin, am 24. Dezember, reagierte der Schauspieler mit einem vielfach kritisierten YouTube-Video auf die Vorwürfe. Darin schlüpfte Spacey in seine frühere „House of Cards“-Rolle Frank Underwood und hielt zum einen eine Verteidigungsrede, die zugleich aber ebenso als Ankündigung eines Comebacks verstanden werden kann.

Der Titel „Let Me Be Frank“ kann zum einen bedeuten „Lassen Sie mich offen reden“, zum anderen „Lassen Sie mich Frank sein“, in Anspielung auf seine Rolle als Frank Underwood. In dem Video spricht er über nicht näher beschriebene Vorwürfe gegen ihn und fragt: „Ihr würdet doch nicht ohne Beweis das Schlimmste glauben und ohne Fakten vorschnell urteilen, oder?“ Und er betonte, dass er nicht für Vergehen bezahlen werde, die er nicht begangen habe. Bald werde die „ganze Wahrheit“ ans Licht kommen.