Eine Ethiopian Airlines Boeing 787
Reuters/Tiksa Negeri
Ethiopian im Visier

Neue Allianz gegen Afrikas Superairline

Seit Jahren steigt Äthiopien in Sachen Flugverkehr immer höher auf. Etwa elf Millionen Passagiere befördert Ethiopian Airlines jährlich – die Flotte ist die größte am afrikanischen Kontinent. Der äthiopische Hauptstadtflughafen Addis Abeba wird immer bedeutender und gilt als das Drehkreuz für Verbindungen auf den gesamten Kontinent. Doch es regt sich Widerstand – die Konkurrenz will nicht länger zusehen.

Dabei ist der Flugbetrieb voller Herausforderungen: Die Airlines auf dem afrikanischen Kontinent haben mit viel Bürokratie, fehlender Marktöffnung und hohem Konkurrenzdruck vor allem durch die großen Player aus den Golf-Staaten und der Türkei (Emirates, Turkish Airlines) zu kämpfen. So kommt es, dass der Langstrecken-Markt auf wenige Airlines konzentriert ist, darunter auch Ethiopian.

Der Aufstieg des äthiopischen Staatsbetriebs ist dabei sehr bemerkenswert: Innerhalb der letzten Jahre ist die Airline enorm stark gewachsen. Der Konzern setzte zuletzt beispiellose Schritte, um seine Macht auch einzuzementieren. Zwar ist der Markt innerhalb des Kontinents vergleichsweise klein – nur zwei Prozent des weltweiten Flugverkehrs finden in den betreffenden Ländern statt.

Addis Abeba überholt Dubai

Umso beeindruckender ist der Erfolg der Äthiopier. Das zeigt sich nicht zuletzt an der Expansion des Bole International Airport – des Hauptstadtflughafens in Addis Abeba. Der Flughafen stieg zum herausragenden Drehkreuz für Transfers in afrikanische Metropolen auf, im Vorjahr gelang es sogar, den Flughafen Dubai und damit einen der weltweit betriebsamsten Airports zu überholen. Binnen 2013 und 2017 stiegen die abgewickelten Transfers um sagenhafte 85 Prozent an – in Dubai waren es im selben Zeitraum 31 Prozent.

Flugzeug der Kenya Airways
APA/AFP/Simon Maina
Kenya Airways will der Expansion der übermächtigen Konkurrenz nicht mehr tatenlos zusehen

Der Aufstieg von Ethiopian ist Teil des 2010 gestarteten 15-jährigen Strategieplans, die Routen von und nach Afrika von Turkish Airlines oder Emirates zurückzuholen. Nach Dubai fliegt Ethiopian schon, Istanbul steht auf dem Plan. 101 internationale Routen gibt es derzeit – mit Ausnahme Australiens werden alle Kontinente breit bedient. Seit Längerem gibt es einen Wien-Flug – eingesetzt wird eine Boeing 787 (Dreamliner). 57 Destinationen bedient Ethiopian auch innerhalb Afrikas.

Gemeinsame Sache gegen Ethiopian

Auch auf dem Kontinent wollen die Äthiopier wachsen, dazu kauft sich die Airline nach der Reihe Beteiligungen an anderen afrikanischen Konkurrenten. Damit überwindet man gesetzliche Hindernisse – die einzelnen Märkte sind noch national organisiert und voneinander abgeschottet. Erste Schritte zur Liberalisierung gibt es: Im Vorjahr bekräftigten 23 Staaten das Vorhaben, ein Open-Skies-Abkommen (also die gegenseitige marktwirtschaftliche Öffnung des jeweiligen zivilen Luftfahrtsektors) umzusetzen.

Die Ethiopian-Expansion bringt jene Linien, die nicht Teil des äthiopischen Plans für die Schaffung einer panafrikanischen Airline als Konkurrenz zu den Golf-Airlines sein wollen, unter Zugzwang. Der Plan: Um profitabler zu werden, wollen sich vier afrikanische Konkurrenten aneinander aufrichten – so planen Air Mauritius, South African Airways, RwandAir und Kenya Airways eine neue Allianz. Gemeinsam wollen die vier Fluglinien von Synergien bei ihren Routen profitieren.

Mauritius als Drehscheibe

Genaue Details zur Zusammenarbeit sollen im Laufe der nächsten Wochen bekanntgegeben werden, wie „The EastAfrican“ berichtet. Denkbar sind auch Kooperationen in Sachen Wartung, Ausbildung oder Einkauf. Insbesondere über Codesharing will die neue Allianz einen ersten Schritt machen, um den Anschluss zu Ethiopian nicht zu verlieren. Eine besondere Rolle soll der Inselstaat Mauritius einnehmen. Als einzige Linie steckt die dortige Air Mauritius nicht dauerhaft in den roten Zahlen.

Der dortige Hauptstadtflughafen in Port Louis soll aufgrund der näheren geografischen Lage zu Asien und Ozeanien zu einem Drehkreuz für Flüge aus diesen Regionen werden. Auch sollen Besucher aus mehreren Teilen der Welt den Tourismushotspot Mauritius damit einfacher erreichen – etwa Touristen und Touristinnen aus den USA, die mit Kenya Airways aus New York via Nairobi anreisen.

Verkauf von Anteilen geplant

Fraglich ist, ob Ethiopian die geplante Allianz etwas anhaben kann. Die äthiopische Regierung hegt jedenfalls weitere Pläne mit der Staatsairline. So will der neue Premierminister Abiy Ahmed im Zuge der Bemühungen um Reformen im Land früher oder später einen Anteil an Ethiopian an in- und ausländische Investoren verkaufen. Bis es so weit ist, will die Airline in Afrika wachsen – etwa über neue Hubs in Togo, Malawi und im Tschad.