Straßensperre und Lawinenwarnung
APA/EXPA/Martin Huber
Situation angespannt

Schnee blockiert viele Straßen und Gleise

Die Wetterlage entspannt sich nicht: Auch am Dienstag wird vielerorts Neuschnee erwartet. Das könnte nicht nur die Lawinengefahr verschärfen, auch die Verkehrssituation könnte sich weiter zuspitzen. Viele Straßen sind gesperrt, auch der Zugsverkehr ist von den Schneemassen betroffen. In den kommenden Tagen ist weiter mit starkem Schneefall zu rechnen, der nun für Dächer zunehmend zur Last wird.

Der Straßenverkehr ist von den Schneemassen stark beeinträchtigt, vor allem in Salzburg, Tirol und der Steiermark sind einige Straßen nicht befahrbar. Montagabend verschüttete etwa eine Lawine in Finkenberg (Tirol) eine Gemeindestraße über eine Länge von 100 Metern, momentan ist nur ein Ersatzweg zugänglich – mehr dazu in tirol.ORF.at. Eine Übersicht aller momentan gesperrten Straßen gibt es auf der Karte des Ö3-Verkehrsservice.

Die Lage entspannt sich nur stellenweise: So ist etwa das seit dem Wochenende von der Außenwelt abgeschnittene Obertauern (Salzburg) am Dienstag vorübergehend wieder erreichbar. Um die Katschbergstraße (B99) zu befahren, benötigt man Schneeketten oder zumindest einen Allradantrieb – mehr dazu in salzburg.ORF.at. In Tirol wurde die Felbertauernstraße (B108) vorerst freigegeben, mit einer erneuten Sperre wird jedoch gerechnet – mehr dazu in tirol.ORF.at.

Der Autofahrerclub ÖAMTC rief dazu auf, Straßensperren einzuhalten. Es sei bereits vorgekommen, dass Autofahrer diese Sperren eigenmächtig umfahren oder sogar entfernt haben. „Das ist nicht nur unvernünftig und gefährlich, sondern auch strafbar. Diese Sperren müssen jedenfalls ernst genommen werden“, so ÖAMTC-Juristin Tanja Tretzmüller.

Lawinengefahr steigt

Auch die Lawinengefahr ist in der vergangenen Nacht vielerorts nochmal gestiegen. In Niederösterreich galt neben den Ybbstaler Alpen am Dienstag auch in der Rax-Schneeberg-Gruppe die zweithöchste Warnstufe vier. Die Hochkar-Alpenstraße und die gesamte Skiregion wurden am Montag geräumt – mehr dazu in noe.ORF.at. Die Suche nach zwei vermissten Tourengehern blieb auch am Montag erfolglos – mehr dazu in noe.ORF.at.

In der Steiermark gibt es am Dienstag eine Krisensitzung wegen der Wetterlage, laut Lawinenwarndienst könnte sogar die höchste Lawinenwarnstufe ausgerufen werden – mehr dazu in steiermark.ORF.at. Leicht entspannt hat sich die Situation in Vorarlberg, die Warnstufe wurde auf drei gesenkt – was aber immer noch „erhebliche“ Lawinengefahr bedeutet.

Zwei Wanderer tot geborgen

Auch mehrere Menschenleben haben Lawinen österreichweit bereits gefordert: Zwei seit Samstag in Salzburg vermisste Schneeschuhwanderer wurden am Montag tot geborgen. Die beiden Leichen wurden unter zwei Meter Schnee geortet, die beiden Jäger wurden von einer Staublawine verschüttet. Der 28-jährige Mann und seine 23-jährige Partnerin aus dem Tennengau waren am Samstag im Bereich der Schindlmaisalm unterwegs.

Fotostrecke mit 4 Bildern

Schneeräumung auf Hausdach
www.picturedesk.com/Action Press/Bernd März
In Filzmoos in Salzburg wird versucht, Dächer von den Schneemassen zu befreien – für Dienstag werden indes große Neuschneemengen erwartet
Verschneiter Parkplatz in Filzmoos
APA/AFP/Christoph Stache
Auch die Parkplätze in Filzmoos sind verschneit: Bis zu 100 Zentimeter Schnee sollen am Alpennordrand bis Freitag dazukommen
Eingeschneite Häuser in Filzmoos
APA/AFP/Christoph Stache
Die Lawinengefahr in mehreren Bundesländern, darunter Salzburg, bleibt weiterhin groß
Frau beim Schneeschaufeln
Reuters/Leonhard Foeger
In der Obersteiermark sorgen die riesigen Schneemassen weiter für Chaos – in Graz wurde deshalb eine Krisensitzung anberaumt

Höchste Schneewarnstufe ausgerufen

Die ORF-Wetterredaktion warnt für die kommenden Tage vor stürmischem Wind, der für Schneeverwehungen sorgt. Die Lawinensituation wird dadurch kritisch, im Laufe der Woche kann sie sich weiter zuspitzen. Es ist nicht auszuschließen, dass große Lawinen von selbst abgehen – diese könnten auch die Täler erreichen, so die Befürchtung – mehr dazu in wetter.ORF.at.

Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) gab die höchste Schneewarnstufe aus. Bis Donnerstag seien an der Nordseite der Alpen verbreitet 20 bis 60 Zentimeter Neuschnee zu erwarten, auf den Bergen auch mehr als ein Meter, so ZAMG-Meteorologe Alexander Ohms. „Das gilt vor allem für Vorarlberg, Nordtirol, Salzburg, die nördliche Obersteiermark, die oberösterreichischen Voralpen und das Mostviertel“, so Ohms.

Elf Urlauber aus Almhütte gerettet

Die Bergrettung muss weiterhin häufig einschreiten. So wurden am Montagabend elf Urlauberinnen und Urlauber aus Deutschland von einer Alm in Salzburg gerettet. Sie saßen seit Freitag in einer Hütte fest, sie waren ohne Strom, auch die Essensvorräte wurden bereits knapp – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Unterdessen musste in Tirol ein Snowboarder geborgen werden. Er wurde im ungesicherten Gelände gerettet, die Bergung gestaltete sich aufgrund der Lawinengefahr besonders gefährlich – mehr dazu in tirol.ORF.at.

Für Urlauberinnen und Urlauber könnte der Einsatz der Bergrettung finanziell für böse Überraschungen sorgen: Ist ein Verunglückter nicht zusatzversichert, muss er für die Suchaktion selbst aufkommen. Vor allem, wenn der Hubschrauber zum Einsatz kommt, wird das teuer. Verschiedene Bundesländer verlangen für das Ausrücken der Bergrettung unterschiedlich viel – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Bundesheer auch in Salzburg im Einsatz

Um die Einsatzkräfte zu unterstützen, muss das Bundesheer mittlerweile in mehreren Ländern ausrücken. Am Dienstag wurde das Heer erstmals auch in Salzburg zu zwei Assistenzeinsätzen gerufen. Insgesamt standen knapp 100 Soldaten im Einsatz und halfen in zwei Ortschaften bei Räumungsarbeiten – mehr dazu in salzburg.ORF.at. Auch auf dem Hochkar in Niederösterreich wird für Räumungsarbeiten das Bundesheer zum Assistenzeinsatz herangezogen.

Hausdächer durch Schneemassen in Gefahr

Der Neuschnee wird zunehmend auch für Hausdächer zur Last. In Salzburg wird vor dem zum Wochenende angekündigten Nassschnee gewarnt, dieser könne Dächer zum Einbrechen bringen – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

ORF-Wetterexperte Wadsak zum Schneechaos

Marcus Wadsak, Chef der ORF-Wetterredaktion, erklärt, mit wie viel Schnee in den nächsten Tagen noch zu rechnen ist und was das für die Lawinengefahr bedeutet.

Versicherungen warnen aber vor der Räumung der Dächer. Stürze vom Dach bedeuten oft schwere, existenzbedrohende Verletzungen, heißt es etwa von der Donau-Versicherung. Auch die Wiener Städtische warnt vor dem Wetter. Um sich nicht in Gefahr zu bringen, empfehlen die Versicherer, exponierte Dächer nicht von enormen Schneemengen freizuschaufeln, wozu die Versicherungsnehmer grundsätzlich verpflichtet sind. Im Zweifelsfall gehe die Sicherheit der Kundinnen und Kunden vor.

Strom und Zugsverkehr betroffen

Neben dem Straßenverkehr sind weitere Teile der Infrastruktur betroffen: Zugsstrecken müssen aufgrund des Wetters zeitweise gesperrt werden. Für die Befahrbarkeit des Streckennetzes werden von den ÖBB bis zu 5.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingesetzt. Tätigkeiten wie Schneeräumung von Weichen, Enteisen von Brücken und Tunneln, Abschaufeln von Bahnsteigdächern und Säuberung der Spurrillen bei Eisenbahnkreuzungen passieren laut den ÖBB händisch.

Auch Stromausfälle plagen zahlreiche Haushalte in Österreich. Im Süden Niederösterreichs sind momentan rund 200 Haushalte von Stromausfällen betroffen – mehr dazu in noe.ORF.at. Im oberösterreichischen Mühlviertel waren am Dienstag 1.600 Haushalte ohne Strom – mehr dazu in ooe.ORF.at.