Nach der Ausstrahlung der Doku mit dem Titel „Surviving R. Kelly“ (sinngemäß: „Ich habe R. Kelly überlebt“) schalteten sich die Staatsanwaltschaften in verschiedenen US-Bundesstaaten ein. Sie prüfen nun die Anschuldigungen der Pädophilie und sexueller Übergriffe durch den Sänger.
Die Staatsanwaltschaft des Bezirks Cook im Bundesstaat Illinois rief am Dienstag bei einer Pressekonferenz Zeuginnen und Zeugen auf, sich zu melden. „Bitte kontaktieren Sie uns“, sagte Staatsanwältin Kim Foxx. „Wir können ohne die Kooperation von Opfern und Zeugen nicht ermitteln.“
Die sechsstündige Doku wurde in der vergangenen Woche im Sender Lifetime ausgestrahlt. Darin beschuldigen mehrere Frauen den Sänger, sexuelle Beziehungen mit Mädchen unter 16 Jahren gehabt zu haben, als er selbst volljährig war.
Prozess schon 2008
Andere Zeugen versichern, der Sänger, der mit bürgerlichem Namen Robert Sylvester Kelly heißt, habe sich mit Frauen umgeben, um sie von sich abhängig zu machen und die heute ohne Kontakt zu ihren Angehörigen seien. Foxx bezeichnete die Vorwürfe als „sehr, sehr beunruhigend“. Sie sei in Kontakt mit den Familien zweier junger Frauen, die unter dem Einfluss von R. Kelly stünden.
Erste öffentliche Anschuldigungen gegen R. Kelly gab es bereits vor knapp 20 Jahren. 2002 wurde der Sänger und Produzent wegen Filmaufnahmen angeklagt, auf denen er beim Sex mit einer 13-Jährigen zu sehen gewesen sein soll. Er war damals in 14 Punkten angeklagt und wurde 2008 freigesprochen. Kelly und das damalige mutmaßliche Opfer, zum Zeitpunkt des Prozesses bereits erwachsen, bestritten beide, auf dem Video zu sehen zu sein.
Bericht über Drohungen des Managers
Staatsanwältin Foxx aus Illinois sagte, dass es in ihrem Bundesstaat noch keine Ermittlungen gebe. Im Bundesstaat Georgia berichteten örtliche Medien, die Staatsanwaltschaft im Bezirk Fulton habe Ermittlungen gegen den Sänger eingeleitet.
Ein Mann aus Georgia, der an der Dokumentation „Surviving R. Kelly“ beteiligt war, beschuldigte den Manager des Sängers, ihn bedroht zu haben. Timothy Savage sagte laut einem Polizeibericht aus, dass Kellys Manager Don Russell ihm Nachrichten geschrieben habe, nach denen es besser sei, die Doku werde nicht ausgestrahlt – besser für ihn und auch für seine Familie. Russell warf Savage zudem Lügen vor und drohte, Informationen zu veröffentlichen, die seine Reputation zerstören würden. Diese Vorwürfe stehen nun ebenfalls zur Prüfung.
Der Grammy-Gewinner selbst äußerte sich zu den neuen Vorwürfen nicht öffentlich. Sein Chicagoer Anwalt Steve Greenberg wies die Anschuldigungen als falsch zurück. „Zehneinhalb Jahre nachdem er unschuldig gesprochen wurde, und nur um Zeit im Reality-TV zu füllen, kommt irgendjemand mit einer neuen Runde an Geschichten. Niemand hat irgendwelche Sexsklavinnen oder minderjährige Mädchen gefunden, weil keine da sind“, so Greenberg. Auch kritisierte er die Staatsanwältin scharf. Diese habe Vorwürfe bewertet, die sie nur aus dem Fernsehen kenne, noch bevor es eine Untersuchung gebe. „Wer beurteilt denn Beweise auf Basis von Reality-TV?“