Merkel und Tsipras wollen neue Ära der Zusammenarbeit

Deutschland und Griechenland wollen nach den schweren Verwerfungen in der Schuldenkrise im Kampf gegen Nationalismus und für eine solidarische EU-Flüchtlingspolitik an einem Strang ziehen.

Man habe gelernt, „miteinander gut zusammenzuarbeiten, selbst wenn wir inhaltlich sehr unterschiedliche Positionen vertreten haben“, sagte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) gestern nach einem Gespräch mit dem griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras in Athen. Das sei nur gelungen, weil man sich vertraue und sich die Dinge klar gesagt habe, „aber immer mit dem Ziel, eine Lösung zu finden“.

Appell an Europäerinnen und Europäer

Angesichts der teils dramatischen Lage in den Flüchtlingslagern auf den Inseln in der Ägäis forderte Merkel von Tsipras noch größere Anstrengungen bei der Rückführung von Flüchtlingen in die Türkei. Tsipras rief die Europäer und Europäerinnen auf, sich gegen die populistischen Kräfte zu wehren, die die EU in „dunkle Zeiten zurückwerfen“ wollten.

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras in Athen
Reuters/Costas Baltas

Die Kanzlerin verlangte eine konsequente Umsetzung des 2016 geschlossenen EU-Türkei-Flüchtlingspakts von Griechenland. „Die Situation auf den Inseln ist immer noch sehr, sehr herausfordernd.“ Noch funktioniere die Rückführung der Flüchtlinge in die Türkei nicht ausreichend. Man wolle daran arbeiten, „dass dieser Teil des Abkommens auch noch besser umgesetzt werden kann“. Deutschland sei bereit, bei der Verbesserung der Lage auf den Inseln zu helfen.

Merkel würdigt Tsipras’ Haltung in Mazedonien-Frage

Die Kanzlerin rief die griechische Politik auf, das Abkommen Athens mit Skopje zur Überwindung des Namensstreits mit Mazedonien zu billigen. „Ich mische mich aber nicht in die inneren Angelegenheiten des Landes“, sagte sie zugleich. Die Überwindung des Streits werde allen Seiten nutzen. Skopje und Athen hatten im Juni vereinbart, dass die ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien sich in Nordmazedonien umbenennt. Athen würde dann nicht mehr den Beitritt seines nördlichen Nachbarn in die NATO und künftig auch in die EU blockieren.

Tsipras betonte zum deutsch-griechischen Verhältnis: „Die Stereotypen des faulen Griechen und des strengen Deutschen sind vorbei.“ Er fügte hinzu: „Wir gehen in ein neues Zeitalter. Die Kooperation zwischen Berlin und Athen wird von entscheidender Bedeutung in den nächsten Jahren sein.“ Tsipras sprach kurz die griechische Forderung nach deutschen Reparationen für Zerstörungen während des Zweiten Weltkrieges an. Dieses Thema sei für Athen offen.