Feuerwehrmann  beim freischaufeln eines Daches in Pyhrn
APA/BFV Liezen/KHD52 S5
Winterchaos

Nasser Schnee als nächste Gefahr

Bis Dienstag kommen erneut große Schneemengen im Nord- und Zentralalpenraum hinzu. Eine besondere Gefahr für die betroffenen Orte, Verkehrsverbindungen und Skigebiete sind die vorübergehend höheren Temperaturen. Die obere Schneeschicht wird dadurch feuchter und schwerer.

Sorge bereitet etwa Elmar Rizzoli, Amtsvorstand für allgemeine Sicherheit in Tirol, eine „Schwimmschneeschicht“, die sich nun zwischen der Schneeschicht von vergangener Woche und dem Neuschnee befinde. „Da ist jetzt eine gefährliche Schicht in der Schneedecke, und dadurch ist auch eine Selbstauslösung von großen Lawinen möglich“, so Rizzoli. Deshalb wird es am Montag auch keine Lawinensprengungen auf der Nordkette geben.

In den mittleren und tiefen Höhenbereichen spitzte sich die Lage weiter zu, weil der Schnee durch Regen und höhere Temperaturen immer schwerer wurde. Von Niederösterreich bis Vorarlberg waren mehr als 180 Straßen gesperrt. Auch die Arlberg-Bahnstrecke ist weiter nicht befahrbar.

Mann von Dachlawine getötet

Bis Dienstag soll es in Vorarlberg, Nordtirol und im Pinzgau sowie vom Hochkönig bis zum Hochkar teils intensiv schneien, dann soll der große Schneefall vorbei sein. Bis dahin wird aber der viele Neuschnee zusammen mit Sturm und erheblichen Schneeverwehungen die Lawinengefahr zusätzlich steigern. Im Salzburger Flachgau riss eine Dachlawine vier Männer vom Dach. Sie stürzten sechs Meter in die Tiefe, ein 47-jähriger Mann starb – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Dachlawine fordert Menschenleben

In Faistenau ist ein 47-jähriger Arbeiter am Montag von einer Dachlawine mitgerissen und getötet worden. Er soll sich auf dem Dach zum Schneeabschaufeln befunden haben, als sich die Lawine löste.

Viele Lawinen spontan abgegangen

Nach dem Westen Tirols und Teilen Salzburgs wurde Montagfrüh auch für Vorarlberg und weitere Teile Tirols die höchste Lawinenwarnstufe fünf ausgerufen. In Tirol war auch die Landeshauptstadt Innsbruck betroffen, nämlich im Bereich des Karwendels. Dort sei mehr Schnee als erwartet gefallen, hieß es seitens des Lawinenwarndienstes. Das hat aber keine unmittelbaren Auswirkungen auf die Landeshauptstadt, hieß es vonseiten der Landesverwaltung. Die Sicherheitsanweisungen für Gebäude in der roten bzw. gelben Lawinengefahrenzone würden zunächst aus Sicherheitsgründen jedoch aufrecht bleiben.

Sehr große Lawinengefahr herrschte nunmehr zudem in der Venediger-Gruppe in Osttirol sowie in den Nördlichen Zillertaler Alpen. Dort gingen bereits viele Lawinen ab – mehr dazu in tirol.ORF.at. Im Gros der weiteren von den Schneemassen betroffenen Gebiete Tirols, Vorarlbergs, Salzburgs sowie großen Teilen der Steiermark und Oberösterreichs gilt Lawinenwarnstufe vier. Experten appellieren, die Sperrungen unbedingt zu beachten und Sicherheitsanweisungen der Behörden zu befolgen. Für Wintersport abseits gesicherter Pisten seien die Verhältnisse „sehr gefährlich“.

Lawine im Dorfzentrum

Lawinengefahr besteht teils aber auch in Orten: In Warth (Vorarlberg) ging am Montag kurz vor Montagmittag eine Lawine mitten im Dorfzentrum ab. Nach Angaben der Rettungs- und Feuerwehrleitstelle wurde niemand verletzt. Einen Lawinenabgang gab es Sonntagabend auch in Au – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.

Bundesheersoldaten im Einsatz
APA/AFP/Alex Halada
Hunderte Soldaten sind derzeit im Einsatz gegen den Schnee

Ersthelfer könnte Lawine ausgelöst haben

Nach dem Lawinentod eines 16-jährigen Deutsch-Australiers am Arlberg ermittelt die Polizei. Es besteht der Verdacht, dass ein Ersthelfer die Lawine ausgelöst haben könnte. Ein Sachverständiger wurde mit einem Gutachten beauftragt – mehr dazu in tirol.ORF.at.

Am Sonntag wurden unterdessen in den betroffenen Bundesländern viele Straßen und Verbindungen gesperrt, Tausende sind derzeit eingeschneit und nicht erreichbar. In Vorarlberg wurden unter anderem die Arlbergstraße und die Flexenstraße, gesperrt, Stuben, Zürs und Lech waren auf dem Straßenweg nicht zu erreichen – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.

Arlberg-Bahnstrecke gesperrt

In Tirol sind zahlreiche Straßen gesperrt, viele Orte und Weiler sind derzeit nicht erreichbar. Auch rund 50 Trafostationen fielen aus – und damit die Stromversorgung, etwa in Jochberg im Bezirk Kitzbühel, im Kaunertal sowie Längenfeld und Sölden im Ötztal. In Osttirol, wo ebenfalls Schneefälle einsetzten, war Untertilliach betroffen – mehr dazu in tirol.ORF.at. Die Arlberg-Bahnstraße ist ebenfalls gesperrt, Montagnachmittag wird beraten, wann die Strecke wieder freigegeben wird. Außerdem sind zahlreiche Orte wie Gaschurn abgeschnitten – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.

Schienenräumung in Hochfilzen
AP/Kerstin Joensson
Auch die Bahn kämpft gegen die Schneemassen, wie hier in Hochfilzen

Bei einem Lawinenabgang wurden in Lech am Samstag drei Skifahrer getötet. Die Skifahrergruppe, vier Männer aus Deutschland, war offenbar in eine gesperrte Route eingefahren und wurde dort von einer Lawine erfasst. Bergretter fanden die drei Toten im Alter von 32 bis 57 Jahren, der vierte wird weiter vermisst – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.

Riesige Lawine auf Loferer Straße

Eine riesige Grundlawine verschüttete vergangene Nacht die Loferer Straße (B178) auf dem Pass Strub. Erst wenige Stunden zuvor war die Straße für den Verkehr gesperrt worden – mehr dazu in salzburg.ORF.at. In Salzburg sind Tausende Menschen von der Außenmwelt abgeschnitten. Betroffen waren etwa Unken, Lofer und St. Martin bei Lofer, ebenso Weißbach bei Lofer. Auch die Verbindung über das kleine deutsche Eck ist seit Sonntagabend wegen Lawinengefahr gesperrt. Inklusive der Gemeinde Rauris waren am Abend rund 17.000 Personen in Pinzgauer Gemeinden eingeschlossen – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Scheeräumung in Obertauern
Reuters/Leonhard Foeger
Die Einsatzkräfte kämpfen seit Tagen gegen die Schneemengen

Unbekannter räumte Straßensperren weg

Im Lungau räumte ein Unbekannter mehrfach Schranken der Katzschbergstraße, die gesperrt ist, weg. Die Polizei ermittelt nun wegen einer potenziell lebensgefährlichen Sachbeschädigung – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Die Kriseneinsatzzentrale des Landes Salzburg empfiehlt Menschen in schneereichen Regionen, unnötige Aufenthalte im Freien zu vermeiden. Die Gefährdung durch Gleitschneelawinen nehme zu. In Häusern nahe am Waldrand sollte zudem möglichst im Erdgeschoß übernachtet werden. Dort könnten umstürzende Bäume durch Dächer brechen, und die Schneemassen auf den Dächern könnten darunterliegende Personen verschütten – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Einsatzkräfte eingeschlossen

In Niederösterreich waren am Montag rund 180 Personen, darunter Einsatzkräfte, eingeschlossen, weil die Hochkar-Alpenstraße erneut auch für Einsatzkräfte gesperrt werden musste. Im Gebiet der Fahrbahn seien „einige Lawinen abgegangen“, teilte Bürgermeister Friedrich Fahrnberger (ÖVP) mit – mehr dazu in noe.ORF.at.

Sölkpassstraße wieder befahrbar

In steirischen Altaussee mussten wegen Lawinensprengungen am Sonntag einige Bewohner in Sicherheit gebracht werden. Im Sölktal saßen eine Woche lang rund 480 Menschen fest – die Sölkpassstraße (L704) ist unterdessen wieder befahrbar. Auch Radmer ist wieder erreichbar, während rund 1.100 Menschen in eingeschneiten Ortschaften ausharren müssen – mehr dazu in steiermark.ORF.at. Auch in Oberösterreich gibt es zahlreiche Straßensperren wegen umgestürzter Bäume und anhaltender Lawinengefahr – mehr dazu in ooe.ORF.at.

Sisyphusarbeit für Einsatzkräfte

Feuerwehren, Räumdienste und rund 1.000 Soldaten im Assistenzeinsatz waren das ganze Wochenende über im Dauereinsatz. Unter anderem mussten Dächer abgeschaufelt werden, bevor wieder neuer Schnee zur Gefahr wird. Allein in der Obersteiermark waren am Samstag rund 1.000 Kräfte des Katastrophenhilfsdienstes (KHD) der Feuerwehr im Einsatz gewesen. In Oberösterreich waren es allein im Raum Kirchdorf nicht viel weniger – mehr dazu in ooe.ORF.at.

Skigebiet Hochkar
APA/AFP/Alex Halada
Auf dem Hochkar liegen über 3,5 Meter Schnee

Hohe Lawinengefahr auch in Kärnten

Auch in Kärnten, das in den letzten Tagen kaum Schneefall abbekam, herrscht in den Hohen Tauern nun Lawinenwarnstufe vier. Vor allem im Bereich des Großglockners sorgen heftiger Wind und Neuschnee für gefährliche Situationen – mehr dazu in kaernten.ORF.at.

Laut ORF-Wetterredaktion schneit es bis Dienstag in den Nord- und Zentralalpen nahezu ohne Unterbrechung, zwischen Vorarlberg und dem Mostviertel (Niederösterreich) dürften 50 bis 150 Zentimeter Neuschnee zusammenkommen, stellenweise im Gebirge bis zu zwei Meter. Der Wind bleibt stark – mehr dazu in wetter.ORF.at.

„Intensivster Einsatz seit Tschernobyl“

Die Helferinnen und Helfer sind nun bereits die zweite Woche im Dauereinsatz. Für die nördliche Obersteiermark spricht Katastrophenschutzreferent Michael Schickhofer (SPÖ) nun vom „intensivsten Einsatz seit Tschernobyl“ – mehr dazu in steiermark.ORF.at.

Ein Problem sind die Schneemassen mittlerweile nicht nur für die Menschen der betroffenen Regionen, sondern auch für die Tierwelt. Wildtiere finden nicht genügend Futter, heißt es etwa aus Tirol. Fütterungen sind wegen des meterhohen Schnees und der Lawinengefahr oft nicht möglich – mehr dazu in tirol.ORF.at.