Schnee der Lawine im Hotel
APA/KBFV Liezen/KHD52 S5
Lawine in Ramsau

Schnee drang in bewohntes Hotel ein

Eine große Lawine hat Dienstagfrüh den nördlichen Ortsrand von Ramsau am Dachstein erreicht und zwei Beherbergungsbetriebe erfasst, rund 60 Gäste mussten die Gebäude verlassen. Eine weitere Lawine droht abzugehen.

Betroffen waren ein Hotel und Apartmenthaus im steirischen Wintersportzentrum Ramsau. In beiden Gebäuden befanden sich entgegen ersten Meldungen rund 60 Gäste, sie wurden unverletzt in umliegende Beherbergungsbetriebe gebracht. Die Lawine hatte sich vor 1.00 Uhr im Bereich Eiskar nahe der Scheichenspitze (2.667 Meter Seehöhe) im Dachstein-Massiv auf einer Höhe von rund 2.600 Metern gelöst, teilte die Bezirkshauptmannschaft Liezen mit.

Nach einem Abrutschen über rund 1.400 Höhenmeter erreichten die Schneemassen beim Klanglift/Eiskarlift im einigermaßen flachen Bereich den Ortskern von Ramsau und beschädigten dabei Hotel und Haus. Bei beiden Objekten wurden zahlreiche Fenster durchschlagen, Schnee drang in die Räume ein.

Schnee der Lawine im Hotel
APA/KBFV Liezen/KHD52 S5
Zahlreiche Fenster des Hotels barsten, und Schnee füllte die Räume

Druckwelle schleuderte Bus in Park

Draußen schleuderte die Druckwelle einen mittelgroßen Bus in den Dorfpark. Es dürften auch zahlreiche Pkws in dem Bereich verschüttet worden seien. Die rund 60 Gäste wurden in das Sporthotel Matschner sowie umliegende Beherbergungsbetriebe gebracht. Die Einsatzkräfte waren kurz darauf am Ort des Geschehens, ein Einsatzstab wurde gebildet. 24 Bergretter, Rotes Kreuz, ein Kriseninterventionsteam und zwölf Alpinpolizisten gingen neben zahlreichen Feuerwehrleuten an die Arbeit. Der Lawinenkegel wurde in der Früh mit fünf Suchhunden der Bergrettung abgesucht, danach konnte Entwarnung gegeben werden.

Die Lawinenkommission Ramsau beschloss in der Folge, dass das Anwesen Gassner evakuiert werden soll. Für die Ausläufer der bekannten Lawinenstriche in der Ramsau sei der Aufenthalt im Freien abseits der gesicherten Zufahrtsstraßen zu vermeiden, hieß es seitens der Behörden.

Schnee der Lawine im Hotel
APA/KBFV Liezen/KHD52 S5
Die Lawine führte glücklicherweise lediglich zu Sachschaden

Schule und Kindergarten geschlossen

Laut Bürgermeister Ernst Fischbacher blieben die Volksschule und der Kindergarten am Dienstag geschlossen. Unweit des Lawinenkegels befinden sich das Gemeindeamt von Ramsau, der Stützpunkt der Bergrettung und das evangelische Pfarramt. Das Bergrettungsgebäude dient auch als Kulisse für die deutsche TV-Serie „Die Bergretter“ – mehr dazu in steiermark.ORF.at.

Die Situation weckt Erinnerungen an das Unglück im italienischen Skiort Farindola vor fast auf den Tag genau zwei Jahren. Am 18. Jänner 2017 verschüttete eine Lawine im Gran-Sasso-Massiv das Hotel Rigopiano im Apennin. Dabei kamen 29 Menschen ums Leben.

Erfahrungswerte überstiegen

„Das heutige Lawinenereignis überstieg unsere Erfahrungswerte“, erklärte Lawinenkommissionsmitglied Heribert Eisl, warum die beiden Gastronomiebetriebe nicht vorsorglich evakuiert worden waren.

„Es war ein Glück, und wir sind froh, dass die Lawine nicht vier Stunden früher abgegangen ist, als alle Gäste beim Abendessen gesessen sind“, sagte Eisl. Der Speisesaal beim Kirchenwirt war bis einen Meter unter die Decke von Schnee bedeckt.

ÖVP-Landesrat Hans Seitinger, in der Landesregierung für Lawinenschutzbauten zuständig, sagte: „Ich teile die Freude, dass nichts passiert ist. Es ist leider ein Phänomen, dass sich Naturkatastrophen in unseren Tagen zunehmend verdichten und wir jeden Tag hintennach laufen, um vorbereitet zu sein oder zu schützen. Die Brutalität der Natur wird immer ärger, die Art der Vorberechnung stimmt offenbar nicht mehr.“

David Hasselhoff sitzt in Saalbach fest

Der US-Schauspieler und Sänger David Hasselhoff ist derzeit in Saalbach-Hinterglemm eingeschneit. Der einstige Serienstar („Baywatch“) vertrieb sich die Zeit mit einem launigen Posting, bei dem er im Bademantel versucht, sich durch den Schnee hindurch zum Whirlpool durchzuschlagen – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Grafik zeigt Lawinengefahr in Österreich
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/lawinen.at

Beruhigung am Nachmittag

Laut ORF-Wetter kommen unterdessen am Dienstag noch bis zu 70 Zentimeter Neuschnee dazu. Zum Nachmittag hin klingen Schneefall und Regen ab, und die Wolken können auflockern. Der Wind ist besonders auf den Bergen anfangs noch kräftig bis stürmisch und wird zum Abend hin schwächer. Die Temperaturen schwanken zwischen minus zehn und plus ein Grad – mehr dazu in wetter.ORF.at.

Personen suchen nach einer Lawine in Warth nach Verschütteten
Polizei
Der Schnee in Warth ging bis in die Dorfmitte ab

Am Dienstag trat auch eine Entspannung der Lawinensituation ein – die Warnstufen in den am meisten gefährdeten Gebieten wurden mittlerweile von fünf auf vier gesenkt. Die Schneesituation ist laut Experten und Expertinnen allerdings weiterhin gefährlich – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at und tirol.ORF.at.

Lawinensituation bleibt angespannt

Nachdem es in den vergangenen 24 Stunden in weiten Teilen wieder stark geschneit hat, bleibt die Lawinensituation angespannt. Die Wettersituation dürfte sich am Dienstag etwas entspannen.

Wie hoch die Lawinengefahr dieser Tage nicht nur in den Bergen, sondern auch in mittleren und tiefen Lagen war, zeigte der Lawinenabgang in Warth in Vorarlberg: Die Lawine ging kurz vor Montagmittag auf die nicht gesperrte Straße in der Dorfmitte ab. Zu dem Zeitpunkt waren keine Personen oder Fahrzeuge auf der Straße. Bereits Sonntagabend ging in Au im Bregenzerwald eine Lawine auf einen Forstweg ab, sie ging in Richtung Argenbach direkt an einem Wohnhaus vorbei – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.

Toter bei Dachlawine in Salzburg

Eine riesige Grundlawine verschüttete in der Nacht auf Montag auch die Loferer Straße (B178) auf dem Pass Strub. Erst wenige Stunden zuvor war die Straße für den Verkehr gesperrt worden – mehr dazu in salzburg.ORF.at. In Obertauern ging in der Nacht auf Montag eine Staublawine ab und erreichte ein Hotel. Die Schneemassen ragten bis in das erste Obergeschoß – mehr dazu in salzburg.ORF.at. Auch in Tirol erfasste eine Lawine am Montagnachmittag ein Haus – mehr dazu in tirol.ORF.at.

Dachlawine fordert Menschenleben

In Faistenau ist ein 47-jähriger Arbeiter am Montag von einer Dachlawine mitgerissen und getötet worden. Er soll sich auf dem Dach zum Schneeabschaufeln befunden haben, als sich die Lawine löste.

Der viele Neuschnee und die erheblichen Schneeverwehungen sorgen auch in den Tallagen für Gefahren: Im Salzburger Flachgau riss eine Dachlawine vier Männer vom Dach. Sie stürzten sechs Meter in die Tiefe, ein 47-jähriger Mann starb – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Lifte stehen wegen Fehlens von Arzt

Aus Sicherheitsgründen sind weiterhin in ganz Österreich mehr als 100 Straßen gesperrt – unzählige Orte sind dadurch von der Außenwelt abgeschnitten. Allein in Salzburg waren am Dienstag 14 Gemeinden nicht erreichbar – mehr dazu in salzburg.ORF.at. Ähnlich ist die Situation auch in Vorarlberg. Im eingeschneiten Warth-Schröcken steht das Skigebiet derzeit nicht nur wegen der Lawinengefahr, sondern auch wegen des Fehlens eines Arztes still – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.

Auch in Kärnten, das in den letzten Tagen kaum Schneefall abbekam, herrscht in den Hohen Tauern nun Lawinenwarnstufe vier. Vor allem im Bereich des Großglockners sorgen heftiger Wind und Neuschnee für gefährliche Situationen – mehr dazu in kaernten.ORF.at.

Die Schneesituation im Gebiet Rauris
APA/Barbara Gindl
Rauris in Salzburg ist weiter von der Umwelt abgeschnitten

Wintersport abseits der Pisten „sehr gefährlich“

Im Gros der von den Schneemassen betroffenen Gebiete Tirols, Vorarlbergs, Salzburgs sowie großen Teilen der Steiermark und Oberösterreichs gilt Lawinenwarnstufe vier. Experten und Expertinnen appellieren, die Sperrungen unbedingt zu beachten und Sicherheitsanweisungen der Behörden zu befolgen. Für Wintersport abseits gesicherter Pisten seien die Verhältnisse „sehr gefährlich“.

Die Kriseneinsatzzentrale des Landes Salzburg empfiehlt Menschen in schneereichen Regionen, unnötige Aufenthalte im Freien zu vermeiden. Die Gefährdung durch Gleitschneelawinen nehme zu. In Häusern nahe am Waldrand sollte zudem möglichst im Erdgeschoß übernachtet werden. Dort könnten umstürzende Bäume durch Dächer brechen, und die Schneemassen auf den Dächern könnten darunterliegende Personen verschütten – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Helfer und Helferinnen im Dauereinsatz

Feuerwehren, Räumdienste und rund 1.000 Soldaten im Assistenzeinsatz waren das ganze Wochenende über im Dauereinsatz. Unter anderem mussten Dächer abgeschaufelt werden, bevor wieder neuer Schnee zur Gefahr wird. Allein in der Obersteiermark waren am Samstag rund 1.000 Kräfte des Katastrophenhilfsdienstes (KHD) der Feuerwehr im Einsatz. In Oberösterreich waren es allein im Raum Kirchdorf nicht viel weniger – mehr dazu in ooe.ORF.at.

Feuerwehrleute schaufeln Schnee von einem Dach in Rosenau
Reuters/Leonhard Foeger
Die Einsatzkräfte versuchen, die Dächer möglichst frei von Schnee zu halten

Die Helferinnen und Helfer sind nun bereits die zweite Woche im Dauereinsatz. Für die nördliche Obersteiermark sprach Katastrophenschutzreferent Michael Schickhofer (SPÖ) nun vom „intensivsten Einsatz seit Tschernobyl“ – mehr dazu in steiermark.ORF.at.