Ein von einer Lawine zum Teil verschütteter Beherbergungsbetrieb in Ramsau
APA/BFV Liezen/KHD52 S5
Ramsau

Lawine auf Hotel überraschte Experten

Weil der Lawinenwarndienst nicht mit einer Lawine dieses Ausmaßes gerechnet hatte, sind das Hotel und ein Apartmenthaus in der Ramsau nicht vorsorglich evakuiert worden. Entsprechend groß ist die Erleichterung, dass keine Menschen zu schaden kamen.

„Das heutige Lawinenereignis überstieg unsere Erfahrungswerte“, räumte Lawinenkommissionsmitglied Heribert Eisl Dienstagvormittag bei der Pressekonferenz der Bezirkshauptmannschaft Liezen in Ramsau am Dachstein ein. Die Eiskarlawine hatte um 1.00 Uhr Teile des Appartmenthauses und des Hotels mit 60 Gästen verschüttet.

Dass die Lawine so einen Schaden anrichten konnte, sei unerwartet gewesen. Man habe alle Berichte der Meteorologen und der Lawinenwarndienste einbezogen, in der Ramsau habe es auch weniger geschneit als im Ausseerland. Bürgermeister Ernst Fischbacher bekräftigte, dass man aufgrund von Erfahrungen und Prognosen keinen Anlass gesehen habe, den Kirchenwirt zu evakuieren.

Ein von einer Lawine verschütteter Bus in Ramsau
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Ein Reisebus wurde von der Lawine völlig demoliert

„Es war ein Glück“

„Es war ein Glück, und wir sind froh, dass die Lawine nicht vier Stunden früher abgegangen ist, als alle Gäste beim Abendessen gesessen sind“, sagte Eisl. Der Speisesaal des Kirchenwirts war bis mindestens einen Meter unter die Decke mit Schnee gefüllt. In dem Bereich Eiskar waren in den vergangen Jahrzehnten schon mehrmals große Lawinen abgegangen, aber keine war so groß wie diese. Bezirkshauptmann Josef Dick sagte, es sei nun ein Platzverbot in dem Bereich Kirchenwirt eingerichtet worden.

Helmut Schöffmann (ORF) berichtet aus Ramsau am Dachstein

Die Aufräumarbeiten in Ramsau laufen nach dem Lawinenabgang auf vollen Touren, Personen kamen nicht zu Schaden.

„Brutalität der Natur immer ärger“

ÖVP-Landesrat Hans Seitinger, in der Landesregierung für Lawinenschutzbauten zuständig, sagte: „Es ist leider ein Phänomen, dass sich Naturkatastrophen in unseren Tagen zunehmend verdichten und wir jeden Tag hintennach laufen, um vorbereitet zu sein oder zu schützen. Die Brutalität der Natur wird immer ärger, die Art der Vorberechnung stimmt offenbar nicht mehr.“ Als Gegenmaßnahme sprach Seitinger von gezielten Sprengungen, um Schneemassen nicht so anwachsen zu lassen, und technischen Maßnahmen. Kürzlich wurde mit der Bundesregierung ausgehandelt, in einer Sonderdotierung rund 20 Millionen Euro für Lawinenschutzmaßnahmen lockerzumachen.

Die Lawine hatte sich in rund 2.000 Meter Seehöhe von den Hängen des Dachstein-Massivs gelöst und war ins Ortsgebiet gedonnert. Dort traf die Lawine auf das Apartmenthaus und erfasste und beschädigte das Hotel. Eine weitere Lawine droht abzugehen, die Lawinenkommission hat ihre Tätigkeit auf den Bereich konzentriert.

Schnee der Lawine im Hotel
APA/KBFV Liezen/KHD52 S5
Schnee drang ins Hotel in der Ramsau ein

Lawine stoppte nahe Bergrettungsgebäude

Wegen des langen Kegels – der Trasse des Klang- oder auch Eiskarlifts – hatte die Lawine keine allzu große Kraft mehr und kam in den Ausläufern der sehr flachen Piste zum Stehen. Unweit der von der Lawinen getroffenen Tourismusbetriebe befinden sich das Gemeindeamt von Ramsau, der Stützpunkt der Bergrettung und das evangelische Pfarramt. Das Bergrettungsgebäude dient auch als Kulisse für die deutsche TV-Serie „Die Bergretter“ – mehr dazu in steiermark.ORF.at.

Schnee der Lawine im Hotel
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Die Fenster wurden von der Wucht des Schnees eingedrückt

Ab Dienstag wurden die Warnstufen in den am meisten gefährdeten Gebieten zwar von fünf auf vier gesenkt. Die Schneesituation ist laut Experten und Expertinnen allerdings weiterhin gefährlich – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at, tirol.ORF.at und salzburg.ORF.at.

Grafik zeigt Lawinengefahr in Österreich
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/lawinen.at

So wurde etwa ein 57 Jahre alter Obersteirer am Dienstag beim Schneeschaufeln vor seinem Haus von einer Schneewechte erfasst und tödlich verletzt – mehr dazu in steiermark.ORF.at. In Lech hat indes die Suche nach dem vermissten vierten Lawinenopfer am Langen Zug nördlich der Rüfikopfbahn begonnen. Die Suche blieb bisher erfolglos – zu groß waren die Schneemassen – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at. Im Salzburger Pinzgau hingegen konnte heute ein junger Snowboarder geborgen werden – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

David Hasselhoff sitzt in Saalbach fest

Der US-Schauspieler und Sänger David Hasselhoff ist derzeit in Saalbach-Hinterglemm eingeschneit. Der einstige Serienstar („Baywatch“) vertrieb sich die Zeit mit einem launigen Posting, bei dem er im Bademantel versucht, sich durch den Schnee hindurch zum Whirlpool durchzuschlagen – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Hotel von Lawine getroffen

Hohe Lawinengefahr herrscht weiterhin in vielen Teilen Österreichs. Im steirischen Ramsau hat in der Nacht eine Lawine ein Hotel verschüttet, verletzt wurde niemand.

Glemmtal und Lech wieder erreichbar

Aus Sicherheitsgründen sind weiterhin in ganz Österreich etliche Straßen gesperrt. In Salzburg waren auch am Dienstag elf Gemeinden nicht erreichbar. Die Straße ins Glemmtal ist aber wieder geöffnet – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

In Niederösterreich wurden am Dienstag entlang der Hochkar Alpenstraße drei Lawinen vom Boden aus gesprengt. Als Nächstes soll nun die Hochkar-Alpenstraße wieder freigeräumt werden – mehr dazu in noe.ORF.at (noe.orf.at

Sonderurlaub für Freiwillige gefordert

In sechs Bundesländern helfen mittlerweile rund 1.500 Soldatinnen und Soldaten bei der Beseitigung der Schneemassen. 1.000 weitere inklusive Lawineneinsatzzüge werden nach Angaben des Bundesheeres in Bereitschaft gehalten. In Bereitschaft befinden sich zudem 16 Bundesheerhubschrauber, um Bäume von Schnee zu befreien sowie Versorgungsflüge und Erkundungsflüge für die Lawinensprengungen durchzuführen.

Für Arbeitnehmer, die ehrenamtlich in einer Hilfsorganisation tätig sind, soll es einen Anspruch auf Freistellung von bis zu fünf Arbeitstagen geben. Diese Forderung kommt angesichts der vielen Freiwilligen in den von Schneemassen betroffenen Gebieten von der SPÖ – mehr dazu in ooe.ORF.at.