Bohrung in Spanien
Reuters/Jon Nazca
Felsbrocken verzögert Bergung

Verzweifelte Suche nach spanischem Buben

Das Zittern um den kleinen Julen zieht sich in Spanien in die Länge: Die Suche nach dem in einem tiefen Brunnenschacht vermuteten Zweijährigen wurde erneut erschwert. Bei der Bohrung eines Bergungstunnels stießen Einsatzkräfte in der Nacht auf Sonntag erneut auf einen großen und sehr harten Felsbrocken. Man habe deshalb bis in der Früh nur 33 von 60 Metern geschafft, teilten die Helfer mit.

Bis Sonntagnachmittag erreichten die Einsatzkräfte 40 Meter. Am Samstag hatte man am Unglücksort in Totalan unweit der südlichen Küstenstadt Malaga in Andalusien noch gehofft, diesen Zugang, der senkrecht zum Schacht verläuft, beim Ausbleiben von neuen größeren Problemen bis zum frühen Sonntagmorgen fertigstellen zu können.

Vom kleinen Julen gibt es seit dem 13. Jänner kein Lebenszeichen. Mit jeder Minute werden deshalb die Hoffnungen auf einen glücklichen Ausgang geringer. Experten versichern aber immer noch, es sei nicht ausgeschlossen, dass das Kind noch am Leben sei.

Bei Familienausflug in Loch gefallen

Der Kleine soll bei einem Ausflug seiner Familie in das Loch gefallen sein, das einen Durchmesser von nur 25 bis 30 Zentimetern hat. Bei Kameraaufnahmen wurde im Schacht in einer Tiefe von gut 70 Metern ein Sackerl mit Süßigkeiten entdeckt, die Julen bei sich hatte. Lockere Erde verhinderte, mit der Kamera tiefer vorzudringen.

Bohrung in Spanien
Reuters/Jon Nazca
Rund 100 Einsatzkräfte sind im Dauereinsatz, um den Buben zu finden

Der Schacht, der nach Medienberichten auf der Suche nach Wasser in der von Dürre geplagten Region nahe einer Finca eines Verwandten von Julen gebohrt wurde, ist 107 Meter tief. Zu der Frage, ob das Loch abgedeckt war oder nicht, gibt es verschiedene Angaben. Die Retter halten es für denkbar, das Kind in einer Tiefe von 70 bis 80 Metern finden zu können.

Rückschläge bei Einebnung des Geländes

Sind die ersten 60 Meter geschafft, sollen zwei oder drei erfahrene Minenarbeiter mit Spitzhacken und Presslufthämmern eine erste horizontale, etwa vier Meter lange Verbindung zum Schacht herstellen, in dem Julen vermutet wird. Man werde dafür noch Zeit benötigen, sagte der Sprecher der Einsatzkräfte, Angel Garcia Vidal. Wegen der Sicherheit des Kindes und auch der Helfer müsse man mit äußerster Vorsicht arbeiten. Am Freitag hieß es von den Einsatzkräften, man wolle Julen „vor Montag“ finden. Es ist unklar, ob sie das durch die Verzögerung nun schaffen können.

Mit Rohren beladender Lkw
APA/AFP/Jorge Guerrero
Der Bau eines Bergungstunnels konnte verzögert begonnen werden

Nach einigen Rückschlägen und Strategieänderungen in den vergangenen Tagen wollten die Helfer eigentlich schon am Freitag mit dem Bau des Bergungstunnels beginnen. Doch bei den Arbeiten zur Einebnung des Geländes und den Bohrarbeiten zur Aufstellung der Plattform stieß man auch schon am Freitag und in der Nacht zum Samstag immer wieder auf sehr harte Felsen, die die Arbeiten weiter verzögerten.

„Sohn von uns allen“

Jeweils rund 100 Helfer von Polizei, Zivilschutz, Feuerwehr und anderen Notdiensten sowie Experten von Universitäten und Privatfirmen sind in drei Achtstundenschichten im Einsatz. Die Eltern von Julen, die 2017 einen dreijährigen Sohn wegen eines Herzversagens verloren haben, begleiteten die Rettungsarbeiten bis Donnerstag an Ort und Stelle. Aufgrund des inzwischen erhöhten Erdrutschrisikos wurden sie inzwischen in Totalan untergebracht.

Garcia Vidal will jedoch nicht aufgeben. „Wir haben aber weiterhin die Hoffnung, Julen lebend bergen und zu den Eltern bringen zu können“, beteuerte er am Samstag. Zuvor hatte er gesagt: „Julen ist inzwischen zum Sohn von uns allen (Helfern, Anm.) geworden, wir wollen und werden ihn da rausholen.“